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29.03.19 / Al-Islam at-taqaddumi / Alle Versuche eines »fortschrittlichen Islam« sind bislang gescheitert

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 13-19 vom 29. März 2019

Al-Islam at-taqaddumi
Alle Versuche eines »fortschrittlichen Islam« sind bislang gescheitert
W.K.

Der von vielen hiesigen Verteidigern des Islam sehnlichst herbeigewünschte, aber letztlich nicht einmal ansatzweise existierende „Euro-Islam“ würde zu den liberalen Spielarten der muslimischen Religion, genannt al-Islam at-taqaddumi (Fortschrittlicher Islam), gehören. Deren Aufschwung erfolgte im 19. Jahrhundert im Zuge der intensiver werdenden Kontakte zwischen der islamischen und der westlichen Welt. Das Ziel des liberalen Islam ist die Humanisierung und Modernisierung der von Mohammed begründeten Glaubenslehre. Dabei bedienen sich die islamischen „Reformatoren“ einer Reihe spezieller Methoden.

Manche versuchen es mit theologischem Minimalismus. Statt der Hadithe, also der Überlieferungen über das Leben und die Äußerungen des Propheten, die freilich erst 150 bis 200 Jahre nach seinem Tode niedergeschrieben worden waren, akzeptieren sie ausschließlich den Koran selbst als geoffenbartes Buch. Und der wiederum wird unterteilt in Passagen, die Gültigkeit besitzen, und Suren, die zu verwerfen sind.

Andere berufen sich hingegen auf Lehrtraditionen aus der Geschichte der islamischen Theologie, die ihrer Meinung nach zu Unrecht vergessen wurden. Das gilt beispielsweise für die Dogmen der stark von der antiken griechischen Philosophie beeinflussten Mu’tazila, deren Blütezeit im 9. bis 11. Jahrhundert lag. Einen gewissen Einfluss übt auch Ibn Ruschd alias Averroës aus, der im 12. Jahrhundert lebte und den Islam deutlich rationaler gestalten wollte.
Die auf alldem beruhenden Reformbemühungen stoßen freilich genauso auf Kritik wie das Konzept des „Euro-Islam“. Traditionell eingestellte Muslime wittern hier eine heimliche „Verchristlichung“ oder höhnen über die „intellektuellen Spielereien“ zur Verdrehung der eindeutigen Offenbarungen Allahs. Deshalb scheiterten bisher alle Versuche, den Islam zu liberalisieren und an die Gegebenheiten der Gegenwart anzupassen, am Beharrungsvermögen der Masse der Gläubigen und dem Widerstand der konservativen Geistlichkeit.