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29.03.19 / Insel der Autoren / Usedomer Literaturtage feiern und pflegen den politischen Dialog

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 13-19 vom 29. März 2019

Insel der Autoren
Usedomer Literaturtage feiern und pflegen den politischen Dialog
H. Schnehagen

Donna Leon kam 2016 erstmals nach Usedom und seitdem immer wieder. Die US-Krimiautorin mit Wahlheimat Venedig, wo sie den auch im deutschen Fernsehen bestens bekannten Commissario Brunetti ermitteln lässt, hat nach eigenen Worten hier ihr Paradies gefunden. Auch bei den 11. Usedomer Literaturtagen vom 31. März bis
6. April wird sie nicht fehlen.

Motiviert vom Erfolg des Usedomer Musikfestivals, rief Intendant Thomas Hummel 2009 die Literaturtage ins Leben. Ein Forum für Dichter und Denker mit Schwerpunkt mitteldeutsche und osteuropäische Geschichte und Befindlichkeit. Unter dem Motto „Denk ich an Deutschland“ steht dieses Jahr erstmals Deutschland ganz im Mittelpunkt.

Nobelpreisträgerin Herta Müller, Schriftsteller Martin Walser und der Tscheche Jaroslav Rudiš, seines Zeichens Usedomer Literaturpreisträger von 2014, werden sich ebenso die Ehre geben wie Alt-Bundestagspräsident Norbert Lammert. Moderatoren sind die Publizisten und Historiker Manfred Osten sowie Andreas Kossert, seines Zeichens Autor diverser Ostpreußen-Bücher.
Dass Usedom wieder lebendiger Treffpunkt der Literaten ist, war überfällig. Bereits in der Vergangenheit zog es Autoren wie Thomas Mann, Maxim Gorkij, Kurt Tucholsky oder Theodor Fontane auf die Insel, es folgten von 1947 bis 1967 weit über 300 Autoren den Einladungen Hans Werner Richters zu den Tagungen der Gruppe 47. Ihre Spuren verfolgt ein rund zwei Kilometer langer literarischer Wanderweg in Bansin. Dort erinnert auch das Hans-Werner-Richter-Literaturhaus an den Initiator mit Vorträgen, Lesungen, Diskussionsrunden und wissenschaftlichen Kolloquien.

Der russische Schriftsteller Maxim Gorkij verbrachte 1922 gleich mehrere Monate auf Usedom, um sich in der Pension „Irmgard“ in Heringsdorf von einem Lungenleiden zu erholen, ohne dabei die Arbeit an seinen aktuellen Werken zu vernachlässigen. Seit 1948 ist die Villa Gedenkstätte mit ständigen Ausstellungen zu Tolstoi, der Gorkij damals auf Usedom besuchte, sowie Kulturprogramm und Le­sungen. Noch immer wähnt man den Gast im Hause, blieb Gorkijs Wohn- und Arbeitszimmer doch bis heute fast unverändert.

In nächster Nähe liegen die Strandvillen, einst Erholungshaus der Diakonie, seit 2008 charmantes Strandhotel. Eine Tafel verweist auf ihren Ursprung: „Im Jahr 1859 wurde der Ankauf dieses Hauses durch eine milde Gabe des preußischen Königs Friedrich Wilhelm IV. an das Diakonissenhaus Bethanien/Berlin ermöglicht.“

Das Faible der Preußenherrscher für Usedom ist be­kannt. In Swinemünde hatte Fried­rich Wilhelm III. 1824 das erste Seebad der Insel eröffnet. Heute ist Georg Friedrich Prinz von Preußen der Ehrenpräsident des Usedomer Musikfestivals und damit auch der Literaturtage.


Usedomer Literaturpreis 2019 geht an Jenny Erpenbeck

Am 6. April erhält die Schriftstellerin Jenny Erpenbeck im Seehotel Ahlbecker Hof den diesjährigen Usedomer Literaturpreis. Die Jury hob insbesondere zwei Romane hervor: „Heimsuchung“, der anhand eines Ortes in der Mark Brandenburg die wechselvolle deutsche Geschichte erzählt, und „Gehen, ging, gegangen“, der afrikanische Flüchtlinge in Berlin und ihre Erfahrungen in den Mittelpunkt rückt. Der Literaturpreis ist mit 5000 Euro dotiert und mit einem einmonatigen Arbeitsaufenthalt auf der Insel verbunden.
Infos und Karten zu den Literaturtagen: www.usedomerliteraturtage.de; www.kaiserbaeder-auf-usedom.de/hans-werner-richter-haus/; www.kaiserbaeder-auf-usedom.de/villa-irmgard    tws