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29.03.19 / Spaniens Bürgerkrieg hatte viele Väter / Anarchisten und Kommunisten riefen die »Sozialistische Republik« aus

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 13-19 vom 29. März 2019

Spaniens Bürgerkrieg hatte viele Väter
Anarchisten und Kommunisten riefen die »Sozialistische Republik« aus
Klaus J. Groth

Am 1. April 1939 unterzeichnete General Francisco Franco ein Bulletin, das den Spanischen Bürgerkrieg für beendet erklärte. Damit endete offiziell ein seit Juli 1936 andauerndes Blutvergießen. Der Streit über Ursachen und Auslöser hält bis in die Gegenwart an.
 
Im April 1931 hatte König Alfons XIII. das Land verlassen. Die provisorische Regierung hatte eine Koalition der Linken übernommen. Sie rief die Zweite Republik aus. Die Stimmung war aufgeheizt. Im Mai 1931 hatten Anhänger der Monarchie eine Partei gründen wollen. Deren Versammlung war durch einen Mob gestürmt worden. 24 Stunden später hatten sich die Unruhen über das ganze Land ausgebreitet. Statt gegen die Anarchisten anzugehen, verbot die Regierung rechtsorientierte Zeitungen und verhaftete Monarchisten. Anarchisten lösten regionale Aufstände aus. In Asturien rief 1934 eine „Rote Armee“ eine „sozialistische Republik“ aus. Priester, Mönche und Nonnen wurden ermordet, das Geld abgeschafft, Universitäten und Kirchen gesprengt. Die Anarchie tobte sich zwei Wochen aus, dann wurde der Aufstand durch die Regierung mit Hilfe des Generals Francisco Franco beendet. Die Schlussbilanz der Anarchie: 1335 Tote. Das bürgerliche Spanien erstarrte. Am Ende des Jahres 1935 zählte man fast 300 bewaffnete Überfälle.

Der Spanische Bürgerkrieg war ausgebrochen, bevor er diesen Namen trug. In ihm kämpfte nicht, wie vorzugsweise und mit Penetranz dargestellt, das demokratische Spanien gegen den Faschismus. Im linken Lager wollten starke Kräfte einen Bürgerkrieg, der das Ende von Staat und Kirche beschleunigen würde. Sie wollten Revolution nach sowjetischem Vorbild. Dabei rechneten sie fest mit Hilfe von außen.

In Moskau hatte Josef Stalin den Aufbau sogenannter Volksfronten beschlossen. In Frankreich und Spanien gebildet, sollten später Deutschland und Italien folgen. Die These, dass alle nichtkommunistischen Parteien als „faschistisch“ anzusehen seien, war aufgegeben worden. Die Volksfront sollte „Trojanische Pferde“ ins bürgerliche Lager schicken.

Die Parlamentswahlen im März 1936 gewannen die Parteien der linken Volksfront deutlich. Die bürgerliche Rechte sah die Republik gescheitert, eine kommunistische Machtergreifung nahe. Es kam zu spontanen Landbesetzungen durch Anarchisten, zu Straßenkämpfen. Bereits im Frühjahr 1936 hatten zwei sowjetische Frachter Kriegsmaterial in spanische Häfen gebracht.

In den Streitkräften formierte sich Widerstand gegen die Volksfront. Unliebsame Offiziere, auf entlegene Inseln oder nach Marokko verbannt, agierten außerhalb der Kontrolle Madrids. Zugleich übermittelte die Kommunistische Partei allen Funktionären Richtlinien für den Eröffnungskampf („Ordenas y Consignas“).

Die Ermordung des monarchistischen Oppositionsführers José Calvo Sotelo am 13. Juli war das Fanal für den Bürgerkrieg. Anarchisten und Linksradikale sahen ihre Stunden gekommen. Noch am selben Tag zogen bewaffnete Milizen auf, Landarbeiter wurden in die Städte gekarrt, Kirchen geplündert, Oppositionelle verhaftet.

General Emilio Mola hatte als Planer eines militärischen Aufstandes für dessen Beginn den 18. Juli festgesetzt, einen Tag später proklamierte er ihn in Navarra. Es war der letzte Schritt zur großen europäischen Auseinandersetzung. Bereits am 3. August 1936 forderte die Kommunistische Internationale (Komintern) die Aufstellung einer Internationalen Brigade. Stalin stimmte zu. Kommunistische Parteien verschiedener Länder rekrutierten Freiwillige.
Franco sandte frühzeitig Hilferufe nach Berlin und Rom. Für Adolf Hitler war Spanien Kampfplatz zur Abwehr des Bolschewismus. Er half umgehend mit Waffenlieferungen und der Einrichtung einer Luftbrücke. Die Panzerschiffe „Deutschland“ und „Admiral Scheer“ sicherten in der Straße von Gibraltar Truppentransporte. Im November 1936 trafen 12000 Freiwillige der „Legion Condor“ ein. Ab 1937 war sie an allen großen Schlachten beteiligt. Ihr standen 100 Panzer zur Verfügung.

Auch in Rom fand Francos Notruf offene Ohren. Für Mussolini spielte die Abwehr des Bolschewismus eine nachgeordnete Rolle, er fürchtete eine Allianz zwischen den Volksfrontregierungen in Madrid und Paris. Die Unterstützung aus Rom war ungleich größer als die aus Berlin. Die „Freiwilligenverbände“ erreichten eine Stärke von 80000 Kämpfern. Zudem wurden 1000 Flugzeuge, 2000 Artilleriegeschütze und 1000 gepanzerte Fahrzeuge geliefert. Auf Seiten der Aufständischen kämpften zudem 12000 portugiesische und 700 irische Freiwillige.

Sämtliche Kriegsparteien kämpften mit verdecktem Visier. Der Einsatz sollte möglichst nicht erkannt werden. Hoheitszeichen wurden übermalt, Namen unkenntlich gemacht. Besonders erfolgreich tarnte der Kreml den Einsatz der Roten Armee. Als Freiwillige übernahmen deren Angehörige das Kommando der Internationalen Brigaden. Kommunisten und politische Kommissare beherrschten überwiegend das Militär, drei Viertel der Kompanien unterstanden Leutnanten der Roten Armee.

Im Verlauf der Kriegsjahre konnte das nationale Lager zunehmend die Kämpfe für sich entscheiden. Im Dezember 1938 begannen Truppen Francos mit der Besetzung Kataloniens. Bald kontrollierten sie zwei Drittel des Landes. Die Streitkräfte der Volksfront waren immer noch 500000 Mann stark. Ministerpräsident Juan Negrín wollte mit ihnen das Ende des Krieges hinauszögern. Er setzte darauf, dass der Bürgerkrieg in Spanien in einem größeren Krieg der europäischen Mächte münden werde, der am Ende für das kommunistisch-sozialistische Lager zu gewinnen sei. Er irrte. Im Februar 1939 erkannten Frankreich und Großbritannien die Franco-Regierung diplomatisch an. Tage später putschte die Volksfront-Armee in Madrid. Am 27. März 1939 besetzten Francos Truppen Madrid, am 1. April wurde der Krieg für beendet erklärt.

Einige kleinere Verbände der Volksfront führten im Untergrund bis 1951 einen Guerillakrieg. Und auch dann endete der Kampf nicht. Im Juni 2018 beschloss Spaniens sozialistische Regierung die Exhumierung Francos, später die Entfernung der sterblichen Überreste aus dem Mausoleum im „Tal der Gefallenen“.