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29.03.19 / Bismarcks Schwester

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 13-19 vom 29. März 2019

Bismarcks Schwester
Manuel Ruoff

Häufig ist das Typschiff das bekannteste Schiff einer Klasse, aber nicht das größte, modernste und stärkste. Das ist bei der „Bismarck“ genauso. Die „Tirpitz“, das jüngere und einzige Schwesterschiff, lief eineinhalb Monate später vom Stapel und hatte 1200 Tonnen mehr Verdrängung. Mit 42900 Tonnen war es das größte in Europa gebaute Schlachtschiff.
Am 2. November 1936 erfolgte in Wilhelmshaven seine Kiellegung, vor 80 Jahren, am 1. April 1939 lief es vom Stapel. Dass die „Tirpitz“ weniger bekannter ist, mag auch daran liegen, dass ihr Name weniger anspruchsvoll war und sie in kein einziges Gefecht mit gegnerischen Überwassereinheiten verwickelt gewesen ist.

Ihr erster Einsatz bestand darin, nach dem Beginn des Unternehmens Barbarossa den Ausbruch der Baltischen Rotbannerflotte aus der Ostsee zu verhindern. Nachdem der Gegner einen entsprechenden Versuch unterlassen hatte, wurde die „Tirpitz“ im Januar 1942 nach Norwegen verlegt, um eine mögliche britische Invasion, die den Eisenerznachschub aus Schweden über Narvik gefährdet hätte, zu verhindern. Im September 1943 beschoss sie mit dem Schlachtschiff „Scharnhorst“ und neun Zerstörern im Rahmen des Unternehmens Sizilien den britischen Stützpunkt auf Spitzbergen.

Ansonsten bestand die Tätigkeit der „Tirpitz“ ab dem März 1942 primär darin, die Nachschublinie von Großbritannien über das Nordmeer in die Sowjetunion zu stören. Nach der Versenkung der „Scharnhorst“ beim Seegefecht vor dem Nordkap im Dezember 1943 wurde die „Tirpitz“ nicht mehr gegen Geleitzüge eingesetzt. Doch alleine die Tatsache, dass die Deutschen es gekonnt hätten, wenn sie es denn gewollt hätten, störte die alliierte Versorgung. Es war also nicht nur das Ergebnis von Prestigedenken, wenn der britische Premier Winston Churchill 1942 die Versenkung der „Tirpitz“ zur wichtigsten Aufgabe der Royal Navy erklärte. Als 1944 die alliierte Landung in der Normandie bevorstand, die möglichst wenig von deutschen Kriegsschiffen gestört werden sollte, gewann die Ausschaltung der „Tirpitz“ an zusätzlicher Bedeutung.

Die Briten versuchten manches, setzten aber vor allem auf Bombenangriffe. Angesichts der Größe und Panzerung der „Tirpitz“ wurde dabei auch auf die „Tallboy“ zurückgegriffen, eine 5,4 Tonnen schwere Fliegerbombe mit 2,4 Tonnen hochbrisantem Sprengstoff, die eigentlich zum Angriff auf deutsche U-Boot-Bunker entwickelt worden war.

Viele Hunde sind des Hasen Tod. Schließlich waren die Briten erfolgreich. Nach diversen vorausgegangenen Luftangriffen griffen am 12. November 1944 32 „Lancaster“-Bomber aus Schottland die fünf Kilometer vor Tromsø zwischen den Inseln Håkøya und Store Grindøyamit liegende „Tirpitz“ an. Nach zwei „Tallboy“-Treffern und einer Explosion an Bord bekam die „Tirpitz“ erst Schlagseite und kenterte schließlich. 809 Mann der Besatzung konnten gerettet werden. Die Mehrheit aber, 1204 Mann, kam ums Leben.