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29.03.19 / Naturwunder in Rot / Vor 100 Jahren wurde der »Grand Canyon National Park« gegründet

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 13-19 vom 29. März 2019

Naturwunder in Rot
Vor 100 Jahren wurde der »Grand Canyon National Park« gegründet
H. Tews

Der Grand Canyon zählt zu den spektakulärsten Na­turwundern der Welt. Seit Präsident Woodrow Wilson ihn vor genau 100 Jahren zum Nationalpark erklärte, steht er unter staatlichem Schutz der USA. Doch die Geschichte des Grand Canyon reicht natürlich viel weiter zurück. Seit bereits 70 Millionen Jahren frisst sich der Colorado-Fluss durch die verschiedenen Gesteinsschichten, wodurch die faszinierenden rotgefärbten Schluchten im heutigen Bundesstaat Arizona entstanden sind.
 
Die ältesten menschlichen Artefakte, die in dem Grand Canyon gefunden wurden, sind fast 12000 Jahre alt und stammen aus der paläo-indianischen Zeit. Seitdem werden Gegenden des Naturphänomens durchgehend bewohnt. So führten vor etwa 3000 Jahren Mitglieder der sogenannten Wüstenkultur dort ein einfaches Leben als Jäger und Sammler. Etwas fortschrittlicher ging es 1000 Jahre später bei den Anasazi zu. Sie wohnten in Lehmhütten und bauten ihre Behausungen in die Wände der Schlucht, bis sie vor zirka 700 Jahren auf unerklärliche Weise verschwanden.

Heutzutage wohnen Havasupai-Indianer in einen Seitenarm des Grand Canyon. Sie gelten als einer der isoliertesten Indianerstämme in den USA. Ihr Reservat und das Hauptdorf Supai im Havasu Canyon kann man nur zu Fuß oder mit dem Pferd über einen Trail erreichen, der vom Rand des Canyon hinabführt.
Die westliche Welt erhielt Einzug, als der Grand Canyon 1540 durch eine spanische Soldatengruppe entdeckt wurde. Es waren Mitglieder der Coronado-Expedition, auf der Suche nach den sagenhaften sieben Goldstädten von Cibola. Hinab zum Colorado- Fluss haben sie es allerdings nicht geschafft. Nach drei Tagen Fußmarsch ging ihnen in den schweren Rüstungen das Wasser aus, sodass sie umkehren mussten.
Die erste Expedition durch den Grand Canyon führte 1869 Major John Wesley Powell an. Sein Ziel war es, die Schlucht zum ersten Mal zu kartografieren. Dafür be­gab er sich mit neun Männern und vier Paddelbooten durch die Fluten des Colorado. Als sie nach drei Monaten endlich den Canyon erreichten, hatten sie eines ihrer vier Boote verloren, auf dem sich nicht nur wichtige Messinstrumente, sondern auch ein Großteil des verbliebenen Proviants befanden. Mehrere Tage lang ließen sie sich auf den Stromschnellen treiben, bis die Expedition Ende August völlig erschöpft und ausgehungert am Westende des Grand Canyon ankam. Sechs Männer beendeten die Reise. Zwei Jahre später unternahm Powell einen zweiten Anlauf, um die Karte zu vervollständigen. Zu dieser Zeit benutzte er zum ersten Mal den Begriff „Grand Canyon“. Zuvor wurde das Naturwunder lediglich „Big Canyon“ genannt.
Der Tourismus blühte auf, als 1901 eine Eisenbahnverbindung von Williams zum South Rim eingeweiht wurde. Ab 1905 war das exklusive El Tovar Hotel in Grand Canyon Village die erste Anlaufstelle für wohlhabende Reisende.

Zu den berühmtesten Besuchern zählte damals der Präsident Theodore Roosevelt. Der New Yorker hatte eine Vorliebe für den amerikanischen Westen und insbesondere für den Grand Canyon. So erklärte er 1906 im Zuge seiner Bemühungen um den Naturschutz mehr als 323748 Hektar des Gebiets zum Grand Canyon National Monument. „Lasst dieses große Wunder der Natur so bleiben, wie es jetzt ist“, bekräftigte er, „du kannst es nicht verbessern. Aber du kannst es für deine Kinder, die Kinder deiner Kinder und alle, die nach dir kommen, als den einen großen Anblick bewahren, den jeder Amerikaner sehen sollte.“