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29.03.19 / Genie und Weltenbummler

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 13-19 vom 29. März 2019

Genie und Weltenbummler
Silvia Friedrich

Wer schon einmal in Berlin war, hat sicher die beiden großen Statuen vor der Humboldt-Universität gesehen. Dort stehen auf hohen Podesten die Gründer der Lehranstalt, Wilhelm und Alexander von Humboldt. Beide Brüder wuchsen auf Schloss Tegel bei Berlin vor über 200 Jahren auf. Während sich Wilhelm für Literatur und Sprachen interessierte, zog es Alexander schon früh in die Natur. In Volker Mehnerts Buch „Alexander von Humboldt. Sehnsucht nach der Ferne“ kann man das Leben dieses Weltenbummlers wie in einem Abenteuerroman nachlesen. Alles beginnt im Schloss bei Berlin. Adlige Kinder hatten damals oft Hauslehrer. So auch die beiden Brüder.

Der Hauslehrer sah es nicht gern, dass sich Alexander lieber im Berliner Botanischen Garten herumtrieb als zu Hause zu lernen. Doch der Junge war davon nicht abzuhalten. Er beschäftigte sich mit Pflanzen, Steinen und Käfern ohne Unterlass. Gerne wollte er die exotischen Pflanzen einmal in den Ländern bewundern, wo sie her stammten. „Ich hatte seit meiner ersten Jugend den glühenden Wunsch nach einer Reise in entfernte Länder“, sagte er einmal. Und bald konnte sich dieser Traum erfüllen.
Als die Eltern gestorben waren, hinterließen sie den Kindern ein großes Vermögen. Alexander machte sich auf den Weg, um die Welt zu entdecken. Das war damals nicht so einfach. Zunächst besorgte er sich die technischen Geräte, wie Thermometer, Barometer, Mikroskope, Fernrohre, Kompasse und vieles mehr. Wollte er doch die fremden Pflanzen, Tiere und Gesteine genauestens untersuchen. Der Weg war weit und Schwierigkeiten gab es viele, bis Alexander im Jahre 1799 mit Aimé Bonpland, einem Freund und Botaniker, den er unterwegs kennengelernt hatte, von Spanien aus in See stach. Mit mehr als 40 Instrumenten, verpackt in Holzkisten, ging es zum südamerikanischen Kontinent.

Der Autor erzählt die Lebensgeschichte Humboldts so spannend, dass man das Gefühl hat, dabei zu sein. Man steht mit Alexander und Aimé auf den Planken des Schiffes, das in ferne Welten segelt, gleitet mit ihnen auf unbekannten, gefährlichen Flüssen oder schlägt sich mit beiden durch undurchdringlichen Dschungel hindurch. Humboldt betrat Gegenden, die vor ihm noch kein Europäer zu Gesicht bekommen hatte. Es gab auch keine Landkarten darüber. Da Alexander ein guter Zeichner war, stellte er diese dann selbst her. Er zeichnete viel und machte sich ununterbrochen Notizen. Sein Wissensdurst war unbegrenzt.
Als Humboldt später wieder zurück in Berlin war, hielt er Vorträge an der neuen Universität in der Stadt. Alle kamen, um sie zu hören. Frauen waren damals nicht an Universitäten zugelassen. Doch hier wurde eine Ausnahme gemacht. Auch sie durften sich anhören, was der Weltenbummler zu berichten hatte. Ein gelungenes, unterhaltsames Werk für Kinder ab zehn Jahren zum 250. Geburtstag des großen Entdeckers im Jahre 2019.    

Volker Mehnert/ Claudia Lieb (Illustrationen): „Alexander von Humboldt oder Die Sehnsucht nach der Ferne“, Gerstenberg Verlag, Hildesheim 2018, gebunden, 112 Seiten, 25 Euro