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05.04.19 / Wie einst die USA / China ist auf dem besten Wege, Lateinamerika zu seinem »Hinterhof« zu machen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 14-19 vom 05. April 2019

Wie einst die USA
China ist auf dem besten Wege, Lateinamerika zu seinem »Hinterhof« zu machen
Wolfgang Kaufmann

Lateinamerika stand lange unter der Fuchtel der Kolonialmächte Spanien und Portugal, bevor es dann zum „Hinterhof“ der USA mutierte. Jetzt scheinen Mittel- und Südamerika sukzessive in die Abhängigkeit von China zu geraten.

China ist heute der größte Geldgeber von Ländern wie Brasilien, Venezuela und Ecuador. Diese und andere lateinamerikanischen Staaten erhielten von Peking in den letzten zehn Jahren Kredite in Höhe von über 200 Milliarden US-Dollar – weit mehr, als die Weltbank und der Internationale Währungsfonds in dem Zeitraum bereitstellten. Inzwischen steht alleine schon Brasilien mit 90 Milliarden in der Kreide.

Außerdem investierte die Volksrepublik auch gewaltige Summen in die Infrastruktur der Region, unter anderem, um diese an die Handelsrouten von und nach China anzubinden. Anfang 2015 hatte Staats- und Parteichef Xi Jinping angekündigt, Peking werde in den folgenden vier Jahren weitere 250 Milliarden Dollar hierfür bereitstellen – und genau so geschah es dann auch.

Nicht zuletzt deshalb stieg das Handelsvolumen zwischen dem Reich der Mitte und Lateinamerika zwischen 2002 und 2017 von 17 auf 257 Milliarden Dollar. Dadurch avancierte China zum wichtigsten Handelspartner von Brasilien, Chile, Argentinien und Peru. Dabei importiert die Volksrepublik vor allem Rohstoffe und nutzt Mittel- und Südamerika als Absatzmarkt für seine Industrieprodukte.

Die Expansion Chinas in Richtung Lateinamerika wurde möglich, weil sowohl die USA als auch die Europäische Union sich immer weniger in der Region engagierten, sodass ein Machtvakuum entstand, das Peking zu seinen Gunsten nutzte. Die daraus resultierenden Konsequenzen sind dramatisch. Bei der Einhaltung von Sicherheits-, Sozial- und Umweltstandards ist China alles andere als Weltspitze, was die lateinamerikanischen Regierungen aber in aller Regel ignorieren oder tolerieren. Für sie ist es wichtiger, dass Peking seine Entwicklungshilfe nicht mit politischen Forderungen verknüpft – insbesondere im Hinblick auf die inneren Angelegenheiten der Empfängerstaaten. Hingegen erwartet es wie andere Geberstaaten Rückendeckung auf dem internationalen Parkett. So zum Beispiel in der Taiwan-Frage. Mittlerweile haben die Dominikanische Republik, El Salvador und Panama bereits ihre diplomatischen Beziehungen zu Taipeh abgebrochen – und weitere lateinamerikanische Staaten wie Guatemala, Honduras, Nicaragua und Paraguay werden sicher bald folgen. Dadurch gerät die von Peking als abtrünnig gescholtene Inselrepublik Taiwan immer mehr in die Isolation.

Inzwischen verfügt die chinesische Volksbefreiungsarmee über erste kleinere, aber wichtige militärische Einrichtungen in Lateinamerika. Ein markantes Beispiel hierfür ist die 200 Hektar große Satellitenverfolgungsstation von Las Lajas im argentinischen Teil von Patagonien, die keineswegs nur zivilen Zwecken dient und deshalb von chinesischen Soldaten bewacht wird. Außerdem vermuten Experten wie Gustavo Cardozo vom argentinischen Zentrum für internationale Studien, dass China Feuerland als Sprungbrett in die Antarktis nutzen wolle, die über unermessliche Rohstoffvorkommen verfüge.

Auf jeden Fall trägt ihr Engagement in Südamerika ganz erheblich dazu bei, die Chancen der Volksrepublik China zu erhöhen, das von Xi Jinping vorgegebene Ziel zu erreichen, bis zum Jahre 2050 zur globalen Führungsmacht aufzusteigen.