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05.04.19 / »Mutti-Kulti«

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 14-19 vom 05. April 2019

»Mutti-Kulti«
Erik Lommatzsch

Mit Begriffen, die einen Sachverhalt kurz, präzise und treffend beschreiben, ist es wie mit Spitznamen: Sie entstehen spontan, zufällig und mitunter auch versehentlich. Diesbezüglich ein guter Ansatz ist die Wortkreation „Mutlikulti“. 

Die AfD Saarland hat vor einiger Zeit sehr viel Häme auf sich gezogen, als sie groß plakatieren ließ: „Kein Mutlikulti in Deutschland“. Der Buchstabendreher „tl“ statt „lt“ wurde zu spät entdeckt, das ungnädige Internet verbreitete diese Panne schnell und großflächig. Hält man kurz inne, so war das sofortige Abhängen dieser Plakate jedoch vielleicht sogar eine Art Kurzschluss, denn hierin steckt Potenzial.

Es ist noch gar nicht so lange her: Anno 2010 hatte Angela Merkel Multikulti noch für gescheitert erklärt. Das hat sie sich dann nochmal anders überlegt. Aus der Fülle der auch rhetorischen Meister-

stücke auf diesem Weg sei etwa verwiesen auf: „… wenn wir jetzt anfangen, uns noch entschuldigen zu müssen dafür, dass wir in Notsituationen ein freundliches Gesicht zeigen, dann ist das nicht mein Land“ von 2015. 

Ein Synonym für die Kanzlerin war schon früher entstanden, seit dieser Zeit wurde es verstärkt in den Verkehr gebracht. Es handelt sich um den nur vordergründig leicht spöttisch gebrauchten Begriff „Mutti“. In puncto Stimmengewinn ist die „Mutti“-Bezeichnung nicht hoch genug zu schätzen: Eine Mutti ist immer ein wenig peinlich, aber wenn es hart auf hart kommt, ist sie eben verlässlich und immer zum Ausheulen, Taschengeldabfassen (wenn auch unter Ermahnungen) und Mutmachen da. Notfalls holt Mutti für ihre Kinder selbst die Kohlen aus dem Feuer. Davon geht man zumindest aus. Dieses Bild, diese Suggestion, dieses „Framing“ ist Wahlkampfgold – gewesen und würde es auch immer noch sein, sollte die Kanzlerin sich entschließen … Stopp! Daran wollen wir lieber nicht denken.

„Multikulti“ ist 2019 zweifelsfrei da, angerichtet und geprägt von der regierenden „Mutti“ (und ihren Getreuen und letztlich auch von ihren immer noch vorhandenen Wählern – aber die lassen wir mal außen vor, die haben ja von nichts gewusst und müssen sich auch nicht entschuldigen, weil sie ein freundliches Gesicht machen). 

Gute Menschen erkennen in  der derzeitigen Situation Deutschlands eine offene Gesellschaft, Bereicherung, Vielfalt, ein Land, in dem wir gut und gerne leben. Böse, unbelehrbare und/oder rechte Menschen sehen hier ein sich immer weiter ausbreitendes Chaos, die Auflösung des Rechts- und Sozialwesens, das Ende der Staatlichkeit durch erschreckende Biegbarkeit des Grundgesetzes. 

Kurz und für alle: Die Situation lässt sich doch kaum besser und kürzer beschreiben, als durch die verbale Verbindung von „Mutti“ Merkel und „Multikulti“. Hier kommt das eigentlich unbeabsichtigte „Mutlikulti“ ins Spiel. Davon ausgehend ist man schnell bei „Muttli-Kulti (auch schon sehr schön) und dann auch schon bei „Mutti-Kulti“. Erweiterungen wären auch möglich. „Mutti-Kulti-Land“ Oder „Mutti-Kulti-Lebensgefühl“. Nur gegen „Mutti-Kulti-Zukunft“ sträubt sich innerlich irgendwas.