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12.04.19 / Mythos und Wahrheit – das Bauhaus-Erbe

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 15-19 vom 12. April 2019

Mythos und Wahrheit – das Bauhaus-Erbe

Wie verhielten sich die Bauhäusler gegenüber den Nationalsozialisten – und wie war es umgekehrt? Viele Bauhäusler gingen in die innere oder äußere Emigration. Manche wurden wegen ihrer jüdischen Herkunft oder politischen Einstellung in Konzentrationslager verschleppt und ermordet. Andere arrangierten sich mit der NS-Zeit. Einen traurigen Tiefpunkt markiert das Verhalten des ehemaligen Bauhaus-Studenten Fritz Ertl. Er war im Konzentrationslager Auschwitz als stellvertretender Leiter der SS-Zentralbauabteilung tätig.

Strikte Ablehnung traf die Künstler, die zur Lehrerschaft des Bauhaus gehört hatten: Die Nationalsozialisten diffamierten die Werke Ittens, Kandinskys und Klees als „entartete Kunst“. Damit haben sie jedoch das genaue Gegenteil ihrer herabwürdigenden Absicht erreicht, denn das Etikett „entartete Kunst“ gilt heute als Gütesiegel. 

Andererseits hatten die Nationalsozialisten keine Einwände gegenüber moderner Produktgestaltung und Architektur, sofern diese sich für ihre Zwecke nutzen ließen. Und so mancher Bauhäusler hatte keine Berührungsängste. Gropius und Mies van der Rohe etwa entwickelten Ausstellungsarchitekturen für die Propagandaschauen des Dritten Reiches.

Besonders aktiv war Herbert Bayer, der während der NS-Zeit für das propagandistische Erscheinungsbild der Ausstellungen „Deutsches Volk – Deutsche Arbeit“, „Gebt mir vier Jahre Zeit“ und „Gesundes Volk – frohes Schaffen“ sorgte. Ebenso gestaltete Bayer die Stuttgarter Jubiläumsschau „50 Jahre Bauhaus“ von 1968, welche die enorme Popularität des Bauhauses begründete. 

Es scheint, dass sich das inzwischen rund ein Jahrhundert andauernde Nachleben des Bauhauses weit glanzvoller gestaltet als seine tatsächliche 14-jährige Existenz. Zum 100. Jubiläum nähren unzählige Ausstellungen sowie Museumsneueröffnungen in Weimar und Dessau den Mythos Bauhaus.V.M. Thiede