20.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
12.04.19 / Watergate machte ihn zur Unperson / Als Außenpolitiker war Richard Nixon derart erfolgreich, dass er seine letzte Präsidentschaftswahl haushoch gewann

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 15-19 vom 12. April 2019

Watergate machte ihn zur Unperson
Als Außenpolitiker war Richard Nixon derart erfolgreich, dass er seine letzte Präsidentschaftswahl haushoch gewann
Dirk Pelster

Unter den bisherigen US-Präsidenten galt er als besonders skrupelloser Finsterling. In Erinnerung ist Richard Nixon der Nachwelt vor allem wegen der von ihm zu verantwortenden Watergate-Affäre geblieben. Als bislang einziger Präsident der Vereinigten Staaten war er zu einem vorzeitigen Rücktritt gezwungen, um einem gegen ihn eingeleiteten Amtsenthebungsverfahren zuvorzukommen.

Kurz vor Beginn des Ersten Weltkrieges, am 9. Januar 1913, wurde Richard Milhous Nixon im südkalifornischen Yorba Linda in eine deutsch- und englischstämmige Familie hineingeboren, welche der evangelikalen Erweckungsgemeinschaft der Quäker angehörte. Durch die sittenstrenge Erziehung und die ärmlichen Verhältnisse, in denen er aufwuchs, entwickelte der junge Richard schnell ein hohes Maß an Ehrgeiz und Selbstdisziplin. Schulzeit und Jurastudium schloss er mit Bestnoten ab. 

Nach verschiedenen beruflichen Stationen in einer Anwaltskanzlei und im Staatsdienst bewarb sich Nixon wenige Monate nach dem Eintritt der USA in den Zweiten Weltkrieg für den Offiziersdienst in der US-Marine. Dies ist durchaus bemerkenswert, denn er hätte sich sowohl aufgrund seiner Religionszugehörigkeit, als auch wegen seiner Tätigkeit als Verwaltungsbeamter vom Wehrdienst befreien lassen können. Während des Krieges war Nixon vornehmlich mit Logistik­aufgaben für die US-amerikanische Pazifikflotte betraut. 

1946 verließ er die Marine, um sich ganz seiner politischen Karriere widmen zu können. Noch während seiner Offizierstätigkeit hatte er wichtige Kontakte zu führenden Mitgliedern der republikanischen Partei in Kalifornien geknüpft. Diese nominierte ihn für die Kongresswahlen im November, wo er sich gegen den seit 1937 im Repräsentantenhaus sitzenden Demokraten Jerry Voorhis durchsetzen konnte. Ein Sieg der Republikaner galt eigentlich als unmöglich, da der zwölfte Wahlbezirk seit seinem Bestehen fest in demokratischer Hand gewesen war. Doch mit der gezielten öffentlichen Verdächtigung, sein Gegenkandidat stehe mit kommunistischen Gruppen im Bunde, minimierte Nixon die Chancen des Konkurrenten. 

Beflügelt vom Erfolg dieser denunziatorischen Intrige engagierte sich der neugewählte Abgeordnete ab 1947 im Komitee für unamerikanische Umtriebe. Hier machte er Jagd auf vermeintliche Kommunisten und gewann so auf nationaler Ebene rasch an politischer Bedeutung. 1950 ließ sich Nixon in den Senat wählen. Auch dort besiegte er seine demokratische Gegenkandidatin mit einer Schmutzkampagne, indem er diese bezichtigte, dem Kommunismus Vorschub zu leisten. Für die von ihm zum Einsatz gebrachten Methoden erwarb er sich schließlich den zweifelhaften Spitznamen „Tricky Dick“. 

Als der Weltkriegsveteran Dwight D. Eisenhower (siehe PAZ Nummer 12 vom 22. März) 1952 für das Amt des US-Präsidenten kandidierte, war Nixon dessen Kandidat für das Amt des US-Vizepräsidenten. Weder schätzte der Fünf-Sterne-General den Emporkömmling aus Kalifornien noch hielt er ihn für charakterlich geeignet für das Amt, doch beugte er sich in dieser Frage dem Druck aus seiner Partei. Die Vizepräsidentschaft unter Eisenhower nutzte Nixon dann, um seine eigene Kandidatur vorzubereiten. Zwar wurde er von seiner Partei für das höchste Staatsamt in den Wahlen 1960 nominiert, doch konnte er sich gegen den Charme seines Herausforders John F. Kennedy nicht durchsetzen. Kennedy fiel jedoch bereits 1963 in Dallas einem tödlichen Attentat zum Opfer und sein Nachfolger, sein bisheriger Stellvertreter Lyndon Baines Johnson, verstrickte sich derart tief in den Vietnamkrieg, dass er 1968 auf eine Kandidatur für eine weitere Amtszeit verzichtete. An seiner Stelle zog sein Vize, Hubert Horatio Humphrey, als Kandidat der Demokraten in den Kampf um das Präsidentenamt, vergebens.

Statt Humphrey gelang Nixon 1968 der Einzug als Hausherr in das Weiße Haus mit dem Versprechen, einen „Frieden mit Ehre“ auszuhandeln. Nach seiner Regierungsübernahme versuchte er, den militärischen Druck auf die Nordvietnamesen zunächst aufrechtzuerhalten, um bei den bereits laufenden Friedenskonsultationen einen größtmöglichen Verhandlungserfolg herbeizuführen. Diese Strategie führte nicht nur zu einer Verlängerung des Krieges, sondern beschädigte auch die Glaubwürdigkeit des Präsidenten. 

1969 ordnete er sogar eine Ausweitung des Krieges durch massive Bombenangriffe auf Vietnams neutrale Nachbarn Laos und Kambodscha an, über deren Territorium ein Teil des Ho-Tschi-minh-Pfads, des Nachschubwegs der Nordvietnamesen und der mit ihnen verbündeten Nationalen Befreiungsfront (FNL), verlief. Nachdem der Kongress den Einsatz von Truppen immer mehr beschränkt hatte, drohte Nixon schließlich mit dem Einsatz von Atomwaffen. 

Die Niederlage verhinderte dies nicht. 1973 zogen die letzten Soldaten der USA aus ihrem südostasiatischen Vasallenstaat ab und überließen das Marionettenregime in Saigon seinem Schicksal. „Vietnamisierung“ nannte sich das. 

Ein weiterer wichtiger Meilenstein von Nixons Außenpolitik war die sogenannte Ping-Pong-Diplomatie. Über Kontakte US-amerikanischer und festlandchinesischer Sportfunktionäre im Tischtennis kam es zu intensiven diplomatischen Verhandlungen zwischen beiden Staaten, die 1972 in einem Treffen zwischen Nixon und Mao Tse-tung mündeten. Der Präsident hatte dabei vor allem die Absicht, das sozialistische Lager aufzuspalten und die Volksrepublik China aus der Einflusssphäre Moskaus herauszulösen. Aber auch mit der Sowjetunion konnte er wichtige Abkommen zur Rüstungsbegrenzung schließen. 

Gerade diese außenpolitischen Erfolge verhalfen Nixon 1972 zu einem furiosen Wahlsieg. Er gewann in 49 der 50 Bundesstaaten eine Mehrheit und erzielte insgesamt 60,7 Prozent der abgegebenen Stimmen. 

Doch dieser Triumph hatte sich im Vorfeld nicht absehen lassen. Über ein Unterstützungskomitee ließen der Präsident und sein Berater Henry Kissinger eine kleine Truppe zu allem entschlossener Geheimdienstagenten finanzieren, die kompromittierende Informationen über den politischen Gegner beschaffen sollten, die für die eigene Kampagne wertvoll sein könnten. Beim Eindringen in den Watergate-Gebäudekomplex (Watergate Complex), in dem die Demokratische Partei eine Zeitlang ihr Hauptquartier hatte, wurden mehrere dieser Männer gefasst und der Skandal flog auf. Bis zu seinem Tod, am 22. April des Jahres 1994, hat Nixon stets bestritten, die Aktion angeordnet zu haben. Auch wenn bis heute viele Einzelheiten der Affäre nach wie vor im Dunkeln liegen, lässt sich konstatieren, dass es vor allem seine Machtbesessenheit, seine Paranoia und sein Hang zu unlauteren Methoden waren, die ihn schließlich zu Fall brachten.