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12.04.19 / »Polen und Deutsche – eine schwierige Nachbarschaft« / Universität Ermland-Masuren: Geisteswissenschaftler diskutierten über die Beziehungen beider Staaten in Vergangenheit und Gegenwart

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 15-19 vom 12. April 2019

»Polen und Deutsche – eine schwierige Nachbarschaft«
Universität Ermland-Masuren: Geisteswissenschaftler diskutierten über die Beziehungen beider Staaten in Vergangenheit und Gegenwart
Dawid Kazanski

Am 19. März fand an der Universität Ermland-Masuren in Allenstein eine Debatte statt mit dem Titel „Polen und Deutsche – eine schwierige Nachbarschaft“. Die Organisatoren der Veranstaltung waren die humanistische Fakultät der Uni, insbesondere der Lehrstuhl für Germanistik, sowie die Allensteiner Stiftung und Kulturgemeinschaft Borussia. Ziel des Treffens war es, über die polnisch-deutschen Beziehungen aus historischer, soziologischer und literarischer Perspektive zu sprechen.  Anlass für dieses Treffen war die Veröffentlichung der achten Ausgabe der historischen Beilage zur Wochenzeitschrift „Polityka“, mit dem Titel „Polen und Deutsche. 1000 Jahre Nachbarschaft. Wahrheiten und Mythen. Kriege und Friedensperioden“. 

An der Debatte beteiligten sich Menschen, die für den polnisch-deutschen Dialog arbeiten. An dem Podiumsgespräch nahmen Adam Krzeminski, Redakteur von „Polityka“, Ideengeber der den deutsch-polnischen Kontakten gewidmeten Sonderausgabe, Professor Hubert Orlowski, Literaturwissenschaftler und Germanist, sowie Professor Robert Traba, Historiker, Politologe und Mitbegründer der Allensteiner Stiftung Borussia, teil. 

Während der von Alina Kuzborska moderierten Podiumsdis-kussion beleuchtete man zwar auch  Kontexte der deutsch-polnischen Verhältnisse, wie gegenseitige Anfeindungen, die sich aus einer von Kriegen durchwobenen Vergangenheit ergeben, aber vor allem konzentrierten sich die eingeladenen Gäste auf Bemühungen von Wissenschaftlern und ehrenamtlich Tätigen, die es anstreben, Verständnisbrücken zwischen den Nationen zu bauen und die Mauern des Misstrauens einzureißen. Nach Ansicht von Orlowski haben Publikationen wie das Buch „Zehn Jahrhunderte des Ringens“ von Zygmunt Wojciechowski eine negative stereotype Vorstellung von den  gegenseitigen Einstellungen von Polen und Deutschen zueinander gefestigt. Zum Glück hätten beide Nationen ein paar Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges angefangen, den Dialog aufzubauen, der zur Versöhnung und Zusammenarbeit geführt habe. Nach Auffassung von Krzeminski, dessen Analysen und Kommentare in in namhaften deutschen Presseorganen erscheinen, seien die Deutschen in ihrem Denken nicht an die schwierige Kriegsgeschichte gefesselt, vielmehr konzentrierten sie sich auf aktuelle gesellschaftspolitische neue Erscheinungen wie Immigrationswellen von Asylsuchern nach Europa, Umweltverschmutzung oder Entwicklung neuer Technologien. 

In der Debatte tauchte auch die Frage danach auf, wie den Jugendlichen die Geschichte in der Schule zu vermitteln sei. Wie solle man den jungen Menschen Europa darstellen, in dem heutzutage viele Menschen ohne europäische Wurzeln leben und nichtchristliche Religionen oder Traditionen vertreten. Der Schlüssel zu einer objektiven Geschichtsüberlieferung stecke – wie Robert Traba behauptete – in einem bilateralen historischen Schrifttum. Lerne man die Ereignisse aus einer doppelseitigen Sicht kennen, so zeige derartige Überlieferung historische Wechselwirkungen und gewinne dadurch an Ausdruckskraft. Der Mitredakteur der neunbändigen Publikation „Deutsch-Polnische Erinnerungsorte” sprach sich für die Umsetzung der sogenannten angewandten Geschichte aus, die in Polen leider hinterherhinke. Ein Beispiel dafür sei das Führerhauptquartier Wolfsschanze bei Rastenburg, das im Film „Operation Walküre – das Stauffenberg-Attentat“ mit Tom Cruise popularisiert und von Millionen Zuschauern weltweit gesehen wurde. Leider hätten wir weiterhin keine Idee, wie man die Bunker als Erinnerungsort attraktiver machen und besser nutzen könne. Das angeführte Beispiel beweise, dass man mit dem ostpreußischen Kulturerbe als einem gemeinsamen europäischen Kulturgut manchmal viel geschickter umgehen sollte, um Besuchern von Erinnerungsstätten die historischen Geschehnisse lebendig zu präsentieren. 

Alle Teilnehmer einigten sich darauf, dass es zwar schwer sei, die nationalen Vorurteile loszuwerden, aber darin bestehe gerade die Aufgabe der Schule, den Lernenden diese Stereotype aufzuzeigen und darauf hinzuweisen, dass sie gute deutsch-polnische Beziehungen nur ernsthaft beeinträchtigten. Die Botschaft der Konferenz an der Universität Ermland-Masuren lässt sich in der Aufforderung zusammenfassen, dass man trotz einer komplizierten Vergangenheit in die Zukunft blicken sollte, um die bilateralen deutsch-polnischen Beziehungen friedlich zu gestalten, um sowohl auf der politischen, als auch der gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Ebene effektiv zusammenzuarbeiten.