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12.04.19 / Reformation im Preußenland / Albrecht von Brandenburg-Ansbach

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 15-19 vom 12. April 2019

Reformation im Preußenland
Albrecht von Brandenburg-Ansbach
Manfred E. Fritsche

Es geschieht immer wieder, dass große Persönlichkeiten nicht die Würdigung und nicht den Platz in den Geschichtsbüchern erhalten, den sie verdienen. Man denke nur an Johann Sebastian Bach, zweifellos einer der bedeutendsten Komponisten der Welt. Er wäre in Vergessenheit geraten, hätte nicht der junge Felix Mendelssohn-Bartholdy dessen Matthäus-Passion nach vielen Jahrzehnten wieder aufgeführt.

Auch die am 17. Mai 1490 in Ansbach geborene und auf den Namen Albrecht von Brandenburg-Ansbach getaufte wichtige historische Person ist nur wenigen bekannt. Höchstens eine Fußnote in den Geschichtsbüchern und ohne namentliche Nennung im Schulunterricht, keine Gedenktafel, keine Gedenkmünze oder ein sonstiger Hinweis auf den Herrscher, dessen Leistungen in den Bereichen Kultur, Musik, Religion und Völkerverständigung bedeutend waren. Albrecht war der letzte Hochmeister des Deutschen Ordens und später der erste Herzog Preußens, der den Grundstein für die Universität Königsberg legt und Kirchenlieder schrieb, die heute noch in den Gesangbüchern vorhanden sind. Sein Wirken beeinflusste die Geschichte Europas über viele Jahrhunderte, deshalb muss er mit einem seiner berühmten Zeitgenossen, dem Reformator Martin Luther, in einem Atemzug genannt werden.

Das Heft „Albrecht von Brandenburg-Ansbach und die Reformation im Preußenland“ beschreibt Albrechts Leben im Deutschen Orden. Es beleuchtet die Einführung der reformatorischen Lehre im Preußenland sowie die Gründung des Herzogtums Preußen im Zusammenhang mit dem am 8. April 1525 unterzeichneten Vertrag von Krakau.

Weitere Kapitel sind dem Wirken der Reformationsbischöfe Georg von Polentz und Erhard von Queis, den Predigern der Reformation Johannes Briesmann, Paul Speratus (als Paul Hofer bei Ellwangen geboren), dem in Neustadt an der Aisch geborenen Johann Gramann (auch Johannes Poliander genannt), Johannes Amandus und Andreas Osiander aus dem damals zum Fürstentum Ansbach gehörenden Gunzenhausen gewidmet.

Breiten Raum nimmt die Beschreibung der Persönlichkeit von Herzog Albrecht ein, der neue Kirchenordnungen erließ und das alte kanonische Recht der Ordenszeit ablöste. Bibeln erschienen in polnischer, litauischer und prußischer Sprache, eigene Ausbildungsstätten für Pfarrer, Ärzte und Lehrer wurden errichtet und das Hofleben zeigte sich weltlicher nach dem Vorbild seiner Heimatstadt Ansbach.

Zentrum der Reformation wurde Königsberg, wo Albrecht die Universität gründete, den Dom zur Pfarr- und Universitätskirche erhob und die Kirchenlieddichtung stark förderte. In der von ihm eingerichteten „Silberbibliothek“ wurden Bücher mit wertvollen silbernen Einbanddecken mit biblischen Szenen und Alle-gorien aufbewahrt, die seit dem Zweiten Weltkrieg verschollen sind.

Beschrieben werden auch die Proteste des Deutschen Ordens gegen die Säkularisierung und Gegenmaßnahmen der Katholischen Kirche am Beispiel des Ermlandes, wo sich mit Hilfe von Jesuiten die katholische Lehre tief verwurzeln konnte und die Region zum geistlichen Zentrum des katholischen Lebens im Ostseeraum wurde.

Das Werk endet mit der weiteren Geschichte des Herzogtums Preußen nach dem Tode von Albrecht unter Herzog Albrecht Friedrich und dem fränkischen Markgraf Georg Friedrich, der viele Beamte nach Königsberg rief, um das Steuer- und Finanzsystem nach fränkischem Vorbild umzugestalten. Das Herzogtum Preußen wurde Heimat vieler Glaubensflüchtlinge. Die letzten Kapitel sind dem Zustand der evangelisch-lutherischen Kirche im heutigen nördlichen Ostpreußen gewidmet.

Die im Eigenverlag des Kulturzentrums Ostpreußen in Ellingen erschienene Publikation „Albrecht von Brandenburg-Ansbach und die Reformation im Preußenland“ wurde unter der Redaktion des Direktors der Kultureinrichtung, Wolfgang Freyberg, mit Unterstützung der Gesellschaft der Freunde des Albrecht von Brandenburg-Ansbach, die 2016 in Ansbach ein Denkmal zu dessen Ehren aufstellten, erstellt und kann beim Kulturzentrum Ostpreußen, Schloßstraße 9, 91792 Ellingen, Telefon (09141) 86440 oder E-Mail: info@kulturzentrum-ostpreussen.de für 5 Euro zuzüglich Porto und Verpackung erworben werden.