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12.04.19 / Junge Schnüffler an der Alster / Mit einer Detektivserie will die Hamburgische Bürgerschaft Jugendlichen die Stadt an Elbe und Alster vertraut machen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 15-19 vom 12. April 2019

Junge Schnüffler an der Alster
Mit einer Detektivserie will die Hamburgische Bürgerschaft Jugendlichen die Stadt an Elbe und Alster vertraut machen
Christiane Rinser-Schrut

Die Alster-Detektive, eine Hörbuchreihe der Hamburgischen Bürgerschaft, feiern zehnten Geburtstag. Mittlerweile ermitteln die vier Freunde in ihrem sechsten Fall und sind dank des Oettinger-Verlages auch zu lesen.

Zum Jubiläumsjahr gab es den neuesten Fall „Langfinger-Alarm“ im Hamburger Rathaus sogar als Live-Hörspiel mitzuerleben. Die Kinder waren begeistert. Die zehnjährige Yvonne und ihre drei Jahre jüngere Schwester kamen mit strahlenden Augen aus der Veranstaltung, die sie mit ihrer Großmutter besuchten. „Ich finde alle toll“, und damit meinte 

Yvonne nicht nur die vier Juniordetektive, sondern auch deren Fälle. Die Großmutter erwähnte, dass sie anhand der Fälle und deren jeweiligen Tatorte Hamburg ein Stück besser kennengelernt habe. So bieten die Alster-Detektive eine „eine Hamburg-Tour mit den Alster-Detektiven“. 

Aber worum geht es? 

Hamburg hat eine Bürgerschaft, und damit sind nicht die Bürger der Stadt gemeint, sondern deren Parlament. Geht man in das im späten 19. Jahrhundert im Stile der Neorenaissance erbaute Rathaus hinein, so führt der rechte Flügel zum Senat, also der Regierung, und der linke zur Hamburgischen Bürgerschaft. Welche Aufgaben die Bürgerschaftsabgeordneten innehaben und welche Möglichkeiten sich ihnen dort bieten, wird kindgerecht in den verschieden Hörspielen vermittelt.

Die Juniordetektive Koko, Lukas, Johanna und Marek sind in ihren Fällen häufig im Rathaus unterwegs, denn nicht Kommissar Klaus Bredeke unterstützt die Kinder, sondern vor allem der Abgeordnete Jörg Strasser. Die Parteizugehörigkeit spielt in keinem Fall eine Rolle. Dennoch wird deutlich, dass sich die Bürgerschaft dafür einsetzt, das Le­ben in Hamburg zu verbessern. 

Die Zuhörer werden mittels der bundesweit ersten „Serie von Detektiv-Hörspielen eines Parlaments speziell für Kinder“ in die Politik der Stadt eingeführt, wie es auf der Internetseite der Bürgerschaft lautet. Dabei werden Fragen geklärt, beispielsweise was eine „Kleine“ und was eine „Große Anfrage“ meint, was Ausschüsse und was Fraktionen sind. Mit wie vielen Jahren wer die Bürgerschaft alle fünf Jahre wählen darf, ist eine weitere Frage, die angegangen wird. Natürlich fehlt auch nicht die Aussage, dass politische Wahlen wichtig sind. 

Die Hörer oder Leser werden darauf aufmerksam gemacht, dass die Sitzungen der Bürgerschaft öffentlich sind und über welche Themen entschieden wird. Auch werden Themen wie Personalmangel bei der Polizei und die Arbeit der Feuerwehr angesprochen.

„Opa“ Jost wie Kokos Großvater, von ihren Freunden genannt wird, ist der Erzähler der Hörspielreihe. Sein Hausboot liegt in einem der Alsterkanäle. Da sich die Jungdetektive auf diesem Hausboot treffen, nennen sie sich die Alster-Detektive. Gerade durch Opa Jost kommen auch ganz typisch norddeutsche Begriffe an die Ohren der Zuhörer, wie zum Beispiel „Buddelschiff“, „plietsch“ (schlau) oder der lapidare Hamburger Gruß „Moin“. Das Schiff hat Opa Jost, Herr Paulsen, günstig von der HADAG erworben, die es ausmustern musste. 

So bekommen die kleinen und großen Zuhörer und Leser auch gleich einen Einblick in den Hamburger Nahverkehr. Das Tochterunternehmen der Hamburger Hochbahn AG wurde 1888 als Hafendampfschiffahrts-Actien-Gesellschaft (kurz HADAG) ge­gründet und heißt seit 1969 HADAG Seetouristik und Fährdienst AG (immer noch kurz HADAG). Ihre Schiffe fahren im Rahmen des Linienverkehrs durch den Hamburger Hafen. 

Zudem werden in dem neuesten Fall der Hamburger Hafengeburtstag und die Elbphilharmonie zum Schauplatz. In anderen Fällen stehen verschiedene Hamburger Stadtteile im Fokus, und immer wieder treffen sich die vier Freunde an der Alster, nämlich auf Opa Josts Hausboot.

Um Freude an den Alster-Detektiven zu haben, muss man jedoch nicht in Hamburg wohnen. Stadtfremde kommen ebenso auf ihre Kosten wie waschechte Hamburger.

Auch wenn die Geschichten nicht immer ganz stimmig sind, beispielsweise erkennt im ersten Fall „Giftige Lieferung“ der Sternekoch nicht, dass er gerade Gammelfleisch verarbeitet, oder das Ansprechen des Abgeordneten naheliegender sein sollte als ein Anruf bei der Polizei, sind es doch spannende Krimis für Kinder ab acht Jahren. Die Geschichten informieren nicht nur über die Arbeit der Hamburgischen Bürgerschaft, sondern auch gleich über Hamburg und das Leben in der Stadt selbst.

Die Hörbücher können kostenlos auf der Internetseite der Hamburgischen Bürgerschaft angehört oder heruntergeladen werden, außerdem kann die neue Mp3-CD bestellt werden. Für Lehrer verschickt die Bürgerschaft Klassensätze für die vierten Klassen. Enthalten ist unter anderem das Arbeitsheft „Hamburg, unsere Stadt! Auf Entdeckungs-Tour in Hafen & Heimat“ rund um die Themen Politik, Geografie und Hamburg-Wissen. Das Heft gibt nicht nur über die Hamburger Bezirke oder über die Wildtiere in der Stadt Auskunft, sondern thematisiert genauso „kurzweilig und spielerisch“ die Hamburger Geschichte und natürlich die Hamburgische Bürgerschaft.

Die Mp3-CD enthält eine Datei mit über 90 Titeln. Dadurch ist es manchem Gerät nicht möglich, die Geschichten abzuspielen, selbst wenn der CD-Spieler Mp3-fähig ist. Die im Oetinger Verlag erschienenen Bücher, geschrieben von Katrin Wiegand und illustriert von Ulrich Velte, sind zwar nicht kostenlos, bieten aber dafür eine unterhaltsame Lektüre. Doch so entgehen einem die ausgezeichneten Sprecher wie Sebastian Kluckert (Marek), Jodie Blank (Johanna), Daniel Claus (Lukas) und Shirin Westenfelder (Koko) sowie die Stimmen der deutschen Hörspielgrößen Oliver Rohrbeck (Johannas Vater), Andreas Fröhlich (Fleischhändler Brant) und Jens Wawr­czeck (Jörg Strasser). 

Diese drei kennen Hörspielbegeistere bereits von der Detektivserie „Die Drei ???“. Sie haben das Projekt von Anfang an begleitet. „Ich finde es toll, wie Kindern und Jugendlichen spielerisch ins Bewusstsein gebracht wird, dass man in der Politik selbst etwas bewegen kann, wenn man aktiv wird und sich an der richtigen Stelle zu Wort meldet. Ich bin in Hamburg aufgewachsen. Als Kind hätte ich mir nicht vorstellen können, dass Abgeordnete mich und meine Belange tatsächlich ernst nehmen könnten“, so Jens Wawr­czeck.