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19.04.19 / Ein Kampftag im Monat Mai / Der »Tag der Arbeit« wurde blutig erstritten – und erlischt

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 16-19 vom 19. April 2019

Ein Kampftag im Monat Mai
Der »Tag der Arbeit« wurde blutig erstritten – und erlischt
Klaus J. Groth

Der „Tag der Arbeit“ ist in die Jahre gekommen. In diesem Jahr ist es 100 Jahre her, dass der 1. Mai als Tag der Arbeit in Deutschland zum gesetzlichen Feiertag erklärt wurde. So richtig frisch wirkt der Jubilar nicht mehr.

 Ausgerechnet die Linkspartei machte den Vorschlag, dem „Tag der Arbeit“ einen neuen Namen zu verpassen. Parteichefin Katja Kippping setzte sich dafür ein, weil sich viele Menschen nach ihrer Ansicht nicht mehr über die Arbeit definieren. Darum möchte die Linke den Feiertag umbenennen zum „Tag der Gerechtigkeit“. 

Ein blutiges Ereignis gilt als Anstoß zum „Tag der Arbeit“. Am 3. Mai 1886 demonstrierten Arbeiter auf dem Haymarket Square in Chicago gegen ihre Arbeitsbedingungen. Seit den 1860er Jahren kämpften sie um eine Verkürzung ihrer täglichen Arbeitszeit auf acht Stunden. Am 1. Mai 1886 war zu einem landesweiten, mehrtägigen Generalstreik aufgerufen worden, 400000 Arbeiter beteiligten sich. Der Zeitpunkt des Streiks war kein Zufall. Traditionell liefen am 1. Mai, dem „Moving Day“, die Arbeitsverträge aus, wurden neue abgeschlossen. Eine der größten Demonstrationen fand in Chicago statt. Laut Polizeibericht warfen dabei Anarchisten eine Splitterbombe auf Polizeibeamte. Die Polizei schoss in die Menge. Aus ihr heraus wurde das Feuer erwidert. Sieben Polizeibeamte und vier Arbeiter waren die Todesopfer dieses Tages. Bei einer anschließenden Gerichtsverhandlung wurden sieben Arbeiter zum Tode verurteilt, vier Urteile vollstreckt. Am 1. Mai 1890 führten die Vereinigten Staaten den Acht-Stunden-Tag ein.

Im Deutschen Reich kamen 18 Gewerkschaften 1889 überein, am darauffolgenden 1. Mai zu streiken. Noch gab es das Sozia-listengesetz, das sozialistische, sozialdemokratische und kommunistische Versammlungen verbot. Unternehmerverbände hatten mit Aussperrungen oder 

Entlassungen gedroht. Dennoch entwickelte sich auch in Deutschland der 1. Mai zum Kampftag. 1890 marschierten in 

Berlin, Dresden und Hamburg 100000 Arbeiter beiderlei Geschlechts. Besonders heftig waren die Auseinandersetzungen in Hamburg, sie zogen sich bis zum Spätsommer hin, nachdem die Gewerkschaften ihre Aktionen in anderen Orten abgebrochen und sich auf Hamburg konzentriert hatten. Es blieb beim Zehn-Stunden-Tag. Die Zusam-menarbeit der Gewerkschaften führte jedoch zur Gründung einer „Generalcommission der Gewerkschaften Deutschlands“. 

Während des Ersten Weltkrieges war der 1. Mai Arbeitstag. Die Revolutionsregierung erklärte als eine ihrer ersten Amtshandlungen den 1. Mai 1919 zum gesetzlichen Feiertag. Aber nur für das Jahr 1919. Die bürgerlichen Parteien lehnten einen Feiertag für eine einzelne gesellschaftliche Gruppe ab. Viele Unternehmer sahen in dem Maifeiertag eine Provokation. Auch die christlichen Gewerkschaften beklagten die „marxistische Heerschau“. Die war Auslöser für den „Blutmai“ 1929. Aus Furcht vor Ausschreitungen war ein Demonstrationsverbot in Berlin verhängt worden. Die KPD marschierte trotzdem. Dabei kam es zu einer Schießerei, bei der 28 Menschen getötet wurden.

Nach 1933 bemächtigten sich die Nationalsozialisten des Maitages, Hitler erklärte den 1. Mai zum „Feiertag der nationalen Arbeit“ mit großen Aufmärschen.

1949 übernahm der Deutsche Gewerkschaftsbund die Organisation der Maifeiern. Die Zahl der Teilnehmer nahm kontinuierlich ab. Aus dem „Tag der Arbeit“ wurde zunehmend ein Tag der Freizeit.