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19.04.19 / Selektive Wahrnehmung / Angriffe auf das Christentum werden in Frankreich geleugnet

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 16-19 vom 19. April 2019

Selektive Wahrnehmung
Angriffe auf das Christentum werden in Frankreich geleugnet
Eva-Maria Michels

Weder das Leeren von Opferstöcken noch der Raub von Kunstwerken aus Kirchen oder Kirchen- und Grabschändungen sind ein neues Phänomen in Frankreich. 2017 wurden nach Angaben des Innenministeriums 252 Gräber geschändet und 626 Kirchen in irgendeiner Form beschädigt oder entweiht. Für 2018 gibt das Innenministerium die Zahl der Angriffe mit 1063 an. Drei Viertel davon entfallen auf kirchliche Gebäude und ein Viertel betrifft Gräber. In annähernd 100 Fällen kam es zu beachtlichen Gewalteinwirkungen. Auf 365 Tage verteilt bedeuten diese offiziellen Zahlen, dass letztes Jahr in Frankreich durchschnittlich täglich drei christliche Einrichtungen in irgendeiner Weise beschädigt wurden. 

Doch seit dem Jahreswechsel hat das Phänomen der Kirchenschändungen in Frankreich eine neue Größenordnung erreicht. Im Januar brannte die Kirche Sint-Jacques in Grenoble bis auf den Grund nieder. Anfang Februar wurden frankreichweit innerhalb von einer Woche fünf Kirchen entweiht, und das Tor einer katholischen Grundschule in der Hafenstadt Sète an der Mittelmeerküste wurde mit der Aufschrift „Die einzige Kirche, die erleuchtet, ist eine brennende Kirche“ beschmiert. Im März wurden einige Glasfenster und die Orgel der weltberühmten Kathedrale von Saint-Denis, in der sich die Gräber der französischen Könige befinden, durch Eindringlinge zerstört. Wenige Tage später wurde auf die bedeutende Pariser Kirche Saint-Sulpice ein Brandanschlag verübt. Im Falle der letzten beiden Angriffe empörte sich ausnahmsweise einmal das Politestablishment, doch gewöhnlich sind diese Akte von antichristlicher Zerstörungswut maximal einen Fünfzeiler in der Lokalpresse wert.

Von staatlicher und offizieller kirchlicher Seite sowie den Medien wird das Phänomen in dem Maße heruntergespielt, wie umgekehrt das Phänomen der „Islamophobie“ und des rechten Antisemitismus aufgebauscht wird. Die Angriffe auf christliche Kirchen werden damit heruntergespielt, dass 45000 Kirchen nur 2300 Moscheen und 300 Synagogen gegenüberstünden. Und vor allem weigern sich Staat und Kirche, hinter den Angriffen ideologische Motive zu sehen. Kirchenschänder werden ähnlich wie islamische Terroristen entweder zu „psychisch Kranken“ deklariert, oder aber man weigert sich hartnäckig, mehr als wirtschaftliche Interessen hinter den Angriffen zu sehen. Obwohl beispielsweise in den Kirchen von Houilles und Maisons-Laffitte im Großraum Paris das Altarkreuz und eine Marienstatue zerstört wurden beziehungsweise der Tabernakel schwer beschädigt wurde, will die Diözese Versailles darin keinen antichristlichen Akt sehen. In Nîmes, wo die Hostien auf dem Boden verstreut wurden und ein Kreuz aus menschlichen Exkrementen an die Kirchenwand gemalt wurde, kann sich die Kirche allerdings nicht der Realität verschließen und erkennt eine Entweihung an. Doch insgesamt relativiert der Generalsekretär der Bischofskonferenz, Olivier Ribadeau-Dumas, das Phänomen: „Aber es gibt auch viele Leute, die nicht wissen, was eine Kirche ist. Sie betreten sie, um zu stehlen, zu zerstören. Man muss also die Angriffe auf Kirchen differenziert betrachten.“