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19.04.19 / Fröhliche Tee-Party / Altes Eisen tratscht besonders gut – Der Film »Tea with the Dames«

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 16-19 vom 19. April 2019

Fröhliche Tee-Party
Altes Eisen tratscht besonders gut – Der Film »Tea with the Dames«
Harald Tews

Bei Klatschrunden bleiben Frauen und Männer meist ihrer Geschlechterrolle treu. Während Männer sich zum Stammtisch in der Kneipe verabreden, treffen sich Frauen zum Kaffeekränzchen. Bei den Briten spricht man da eher von einer „tea party“, trinkt man doch Tee zum Kuchen.

Bei einer solchen Party betagter Schauspielerinnen spielte der Regisseur des Erfolgsfilms „Notting Hill“, Roger Michell, jetzt Mäuschen. In dem Dokumentarfilm „Tea with the Dames“, der am 25. April in die Kinos kommt,  lauschte er bei den Gesprächen von vier Ikonen des britischen Films und Theaters mit. 

Judy Dench, die Spionagechefin „M“ in den neueren „James-Bond“-Filmen, Maggie Smith, die Schulleiterin in den „Harry Potter“-Filmen, und Eileen Atkins teilen sich dasselbe Geburtsjahr (1934). Mit 89 Jahren Älteste in der Runde ist Joan Plowright. Zusammen bringen sie es auf 341 Jahre. Nach dem Ritterschlag der Queen dürfen alle den Adelszusatz „Dame“ („Däim“ gesprochen) tragen. Und alle vier Freudinnen treffen sich einmal im Jahr auf einem Landsitz, um über Kollegen, die verstorbenen Ehemänner oder über das Älterwerden zu lästern.

Regisseur Michell gab den Frauen dabei keinerlei Handlungsanweisungen. Er lässt sie sprechen, wie ihnen der Schnabel gewachsen ist. Dass dabei manch zotige Anekdoten und Flüche unzensiert durchrutschen, macht den Film zu einem reinen Vergnügen.

Jüngere Zuschauer werden etwas vermissen: das Handyklingeln und der Blick auf das Smartphone. Diese Damen sind noch vom ganz alten Schlag und lassen sich von nichts ablenken, auch nicht von der Kamera, vor der sie es ohnehin gewohnt sind zu posieren. So reden sie frei von der Leber weg und schrecken auch nicht davor zurück, die eigenen Gebrechen ironisch zu thematisieren. „Joan, soll ich dir mein Hörgerät leihen?“, fragt Dench die fast völlig erblindete Plowright, als sie etwas nicht verstanden hat. 

Plowright darf sich eigentlich Baroness nennen. Den Titel darf sie nach der Heirat mit Theaterlegende Laurence Olivier tragen. „Eine Naturgewalt und manchmal auch ein Albtraum“ sei er gewesen, und alle stimmen zu. In den 50er und 60er Jahren standen sie alle mal mit diesem exzentrischen Perfektionisten auf der Bühne.

Michells Film ist zugleich eine tiefe Verbeugung vor diesen vier Altstars wie auch vor dem Alter selbst. Wenn auch die Beine oder Knie mal versagen, so sind diese Frauen geistig so fit, dass es Spaß macht, ihnen zuzuhören. Sie mögen zum alten Eisen gehören, sind aber längst keine Veteranen. Das „Kücken“ dieses Quartetts, Maggie Smith, verkörpert aktuell in einem Londoner Theater in dem Stück „Ein deutsches Leben“ Goebbels’ Sekretärin Brunhilde Pomsel. Die Klatschrunde wird sich danach wieder einiges zu erzählen haben.