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19.04.19 / Ovales Sammelgut / Zur Fastenzeit durften keine Eier gegessen werden – Zu Ostern gab es dann zu viele davon

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 16-19 vom 19. April 2019

Ovales Sammelgut
Zur Fastenzeit durften keine Eier gegessen werden – Zu Ostern gab es dann zu viele davon
Stephanie Sieckmann

Das Osterei gehört weltweit beim Osterfest dazu wie der Schnürsenkel zum Schuh. Oft aus Schokolade, gelegentlich kunstvoll verziert und in Ausnahmefällen aus Gold und Edelsteinen gefertigt, schlüpft das Ei einmal im Jahr in die Hauptrolle und wird ganz groß gefeiert.

Als Zeichen für die Auferstehung Jesu hielt die christliche Kirche das Ei in Ehren. Da sie andererseits aber für die Zeit von Aschermittwoch bis Ostern das Verzehrsverbot von Fleisch und Eiern ausgesprochen hatte, sammelten sich in den Wochen des Verzichts etliche gelegte Eier bei der Bevölkerung an. Hartgekocht ließen sie sich gut aufbewahren, um zu einem späteren Zeitpunkt verzehrt zu werden. Das christliche Osterfest wurde damit sozusagen per kirchlicher Verordnung zum Eier-Fest. 

Das Sinnbild für neues Leben gehört aber nicht nur auf den österlichen Frühstückstisch, sondern auch zu den dekorativen Elementen. Farbig bemalt, mit aufwendigen Techniken verziert, wie bei den Sorben – den Künstlern unter den Eier-Verzierern – mit Wachs- und Kratztechnik bearbeitet oder von den Kindern mit Hand bemalte hartgekochte „Natur“-Eier. Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. 

Einen Beruf aus der Eier-Malerei macht so mancher Kunsthandwerker und Künstler, der Jahr für Jahr in den Wochen vor dem Fest seine Werke auf Märkten anpreist. Mit dem Mund ausgeblasene Hühnereier mit Scherenschnitt-Technik, Eier aus japanischem Papier mit asiatischen Motiven oder auch Eier mit Quilling-Technik gehen dann als ausgefallene Dekoration weg wie warme Semmeln. Gänse-Eier und Straußen­eier bieten dank ihrer Größe ausreichend Fläche für größere Motive, zum Beispiel einen Leuchtturm oder eine Landschafts-Szene. 

Und dann sind da noch die Eier, die als Wertanlage im Tresor enden. 2007 wurde im Auktionshaus Christie’s ein Fabergé-Ei für 12,5 Millionen Euro ersteigert und erzielte damit einen Rekordpreis. Gefertigt von Carl Fabergé, der seinerzeit auch die russische Zarenfamilie Jahr für Jahr mit brillanten Deko-Eiern belieferte, stammte das spektakuläre Ei aus dem Besitz der Familie Rothschild. Ein russischer Privatsammler legte sich das Ei für seine Sammlung zu.

Harrods, hoch nobles Kaufhaus im Herzen Londons und ebenfalls für seine ausgefallenen und ex­quisiten Angebote bekannt, lässt sich für die Ostereierei auch gerne etwas einfallen. So wurden in einem Jahr unter anderem Schokoladenei-Hälften für eine Million Pfund angeboten – be­stückt waren die Hälften aus edler Bitterschokolade mit Brillanten, die als Halskette angeordnet die Hälfte verzierten. Beim Pfandleiher versetzt, lässt sich mit dem Geld für eines dieser hoch exklusiven Eier sicher ein schönes neues Leben beginnen. 

Abwegig? Keineswegs! Immerhin bezahlten vor Hunderten von Jahren viele Bauern einen Teil der zu Ostern fälligen Pacht mit den in den Fastenwochen angesammelten Eiern. Da gibt es doch durchaus Parallelen.