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26.04.19 / Ausgezeichnete Plastiktüten / Wichtiger deutscher Kunstpreis geht an Brasilianerin – Tütensammlung im Museum Ludwig

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 17-19 vom 26. April 2019

Ausgezeichnete Plastiktüten
Wichtiger deutscher Kunstpreis geht an Brasilianerin – Tütensammlung im Museum Ludwig
Siegfried Schmidtke

Die wenigsten kennen vermutlich Wolfgang Hahn. Der nach ihm benannte Preis bringt allerdings viel Ansehen und Ehre und ist hoch dotiert. Für 100000 Euro Preisgeld erwirbt die „Ge­sellschaft für Moderne Kunst am Museum Ludwig e.V.“ in Köln eine monumentale Collage der brasilianischen Künstlerin Jac Leirner. Das neu erworbene Kunstwerk wird, wie immer seit 25 Jahren, dem Museum Ludwig vermacht.

Seit 1994 ist der Hahn-Preis eine der wichtigsten Auszeichnungen in der deutschen Kunstszene. Benannt ist er nach dem ehemaligen Chefrestaurator Wolfgang Hahn (1924–1987), der am Wallraff-Richartz-Museum und später am Museum Ludwig arbeitete. Hahn war ein Typ „Sammler und Jäger“, der schon früh die Bedeutung der sogenannten Pop-Art-Kunst eines Andy Warhol, Roy Lichtenstein oder Claes Oldenburg erkannte. Der Sammler, Mäzen, spätere Museums-Namensgeber und „Schokoladenkönig“ Peter Ludwig aus Aachen wurde erst durch Wolfgang Hahn auf die neue Kunstrichtung aus Amerika aufmerksam.

Der Preis soll an Künstler verliehen werden, die sich international bereits einen Namen ge­macht haben, in Deutschland aber „noch nicht so bekannt sind, wie sie es verdienen“. Das waren in den vergangenen Jahren zum Beispiel James Lee Byars (1994), Rosemarie Trockel (2004) oder Huang Yong Ping (2016). Das Preisgeld wird aus Beiträgen der Vereinsmitglieder aufgebracht. Zum Preis gehört auch eine vom Museum Ludwig organisierte Ausstellung mit Werken der Preisträger.

Jac Leirner, die diesjährige Preisträgerin, war mit ihren Werken schon auf zahlreichen internationalen Ausstellungen zu se­hen. Zum Beispiel auf der Documenta 9 oder auf Biennalen in Venedig, Sao Paulo und Havanna. Leirner sammelt alltägliche Ge­genstände wie etwa Flugtickets, Visitenkarten, Etiketten oder Zigarettenpackungen und stellt diese „wertlosen“ Dinge in Arrangements zusammen. So erhalten die Wegwerfgegenstände eine neue, oft verblüffende Funktion.

Die jetzt ausgezeichnete und für das Museum aufgekaufte Installation „Museum Bags“ be­steht aus rund 50 Plastiktüten, die an vier Drahtseilen hintereinander in vier Reihen aufgehängt sind. Die Tüten stammen aus Museumsläden und wurden den Käufern von Katalogen und Büchern als Transporthilfe angeboten, sind aber zu­gleich auch Werbemittel für die Mu­seen. Die Tütensammlung ist in­ternational bestückt und stammt aus mehreren Jahrzehnten. 

Drei weitere Arbeiten der Preisträgerin runden die kleine Ausstellung ab. Aus Visitenkarten, Geldscheinen und Zigarettenpapierchen zaubert Leirner überraschende Arrangements. So sind zum Beispiel Zigtausend alte Banknoten hintereinander an ei­nem Seil in Form einer Schlange aufgezogen. Und auch die Wand mit Tausenden aufgeklebten Zigarettenpapierchen verblüfft den Besucher.

Bis 21. Juli im Museum Ludwig, Köln (am Dom), Eintritt 11 Euro, Katalog zum Jubiläum 12,80 Euro.