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26.04.19 / Herzog Albrecht soll Alkoholsucht heilen / Königsberg: Ein in Stein gemeißeltes Amulett soll Glück bringen – Gouverneur ergreift andere Maßnahmen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 17-19 vom 26. April 2019

Herzog Albrecht soll Alkoholsucht heilen
Königsberg: Ein in Stein gemeißeltes Amulett soll Glück bringen – Gouverneur ergreift andere Maßnahmen
Jurij Tschernyschew

Geht man in Königsberg von der Belle-Alliance-Straße [Garaschnaja] in Richtung Zentralmarkt, kann man ein interessantes Objekt entdecken. Es handelt sich um einen steinernenGlücksbringer gegen Alkoholismus.

Dieses ungewöhnliche Monument trägt den Namen „Magisches Amulett gegen Trunkenheit“. Es wurde gegenüber dem Einkaufs-zentrum „Epicenter“ in der Nähe des Zentralmarkts aufgestellt. Es heißt, dass dieser Vier-Tonnen-Stein die Ausrottung des Alkoholismus positiv beeinflussen könne. Man müsse einfach nur das Bild auf dem Stein berühren. Es handelt sich um eine Kopie des Amuletts von Herzog Albrecht. Der Legende nach wurde dieses Schmuckstück dem Herzog von einem Zauberer übergeben, und es soll ihm selbst geholfen haben, sich von der Alkoholsucht zu befreien, unter der Albrecht litt.

Doch wie steht es heute mit diesem Problem in Königsberg? Vor Kurzem fand ein offenenes Forum statt: „Schutz der Rechte von Kindern, Verhütung von Jugendkriminalität – eine gemeinsame Aufgabe“, das von der Staatsanwaltschaft des Gebiets veranstaltet wurde. Dort stellte man eine unerfreuliche Statistik vor: Die Zahl der von Minderjährigen verübten Verbrechen ist im Jahr 2018 um 

13 Prozent angewachsen. Darüber hinaus ist die Zahl der von Minderjährigen begangenen schweren und schwerwiegenden Straftaten deutlich um mehr als 50 Prozent gestiegen. Die meisten Verbrechen wurden von Schülern verübt. Als eine der möglichen Maßnahmen schlug der Staatsanwalt des Königsberger Gebiets, Sergej Chlopuschin, vor, die Verkaufszeit von Alkohol in der Region von 11 Uhr bis 21 Uhr zu beschränken und an einigen Tagen ein Totalverbot für den Verkauf von Alkohol zu verhängen, zum Beispiel an Feiertagen wie dem „Tag der Jugend“, dem  „Tag des Kinderschutzes“ und so weiter. In einigen russischen Regionen gibt es solche Gesetze schon. Zurzeit ist in den Geschäften des Königsberger Gebiets der Alkoholverkauf nach 22 Uhr abends bis zehn Uhr morgens verboten. Diese Beschränkung wurde im Jahr 2012 eingeführt, um der Ausweitung des Alkoholmissbrauchs entge-genzuwirken. 

Chlopuschin präzisierte, dass es nicht um ein Verbot des Verkaufs alkoholischer Getränke in Gastronomie- und Unterhaltungsbetrieben gehe. Die Vorsitzende der Gebietsduma, Marina Orgejewa, versicherte, dass die Vorschläge des Staatsanwalts eine Diskussion wert seien und auf jeden Fall erörtert würden.

Vertreter öffentlicher Organisationen, die an dem Forum teilgenommen haben, sagten, es wäre schön, die Razzien früherer Zeiten in Verkaufsstellen wiederaufzunehmen, um den Verkauf von Alkohol an Minderjährige festzustellen. Solche Razzien führt Gouverneur Anton Alichanow ohnehin schon persönlich durch. Er hat schon mehrfach dazu aufgerufen, den illegalen Verkauf von Alkohol zu stoppen, und wandte sich an die Verkaufsstellen im Gebiet. Besonders hatte er es auf die Getränkeläden der Handelskette „Butyl“ abgesehen. Bei einigen von ihnen entdeckte er, dass auch nach 22 Uhr noch Alkohol verkauft wurde. Für seinen Rundgang durch die Geschäfte hatte er sich verkleidet, damit die Verkäufer ihn nicht sofort erkannten. 

Danach gab Alichanow dem regionalen Industrieminister die Anweisung, die Eigentümer von Handelsketten einzuberufen und sie zu warnen, dass ihnen Sanktionen drohen, wenn sie nicht nach dem Gesetz arbeiteten. Diese könnten bis hin zum Entzug ihrer Lizenz führen.

Ob die Maßnahmen des Gouverneurs wirksam sind, ist bislang schwer festzustellen. Die Städter scherzen derweil, dass ihnen ja notfalls noch der Stein mit dem Amulett des Herzogs bleibe.