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26.04.19 / Weinselige Feiern im Heilbad / Auf der Sonnenseite des Rheins – Der rheinland-pfälzische Kurort Bad Hönningen lädt Gäste zur 1000-Jahr-Feier ein

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 17-19 vom 26. April 2019

Weinselige Feiern im Heilbad
Auf der Sonnenseite des Rheins – Der rheinland-pfälzische Kurort Bad Hönningen lädt Gäste zur 1000-Jahr-Feier ein
Bettina Müller

„Wir Hünnijer sind gut drauf.“ Der im Landkreis Neuwied gelegene rheinland-pfälzische Wein- und Badeort Bad Hönningen feiert sein 1000-jähriges Bestehen. 

In diesem Jahr kann sich Bad Hönningen in Rheinland-Pfalz auf eine seiner Kernkompetenzen verlassen: Feiern! Volle 1000 Jahre alt wird der im Jahr 1019 als „Ho­hingen im Ingerisgowe“ erstmals erwähnte Ort. Spuren der Vergangenheit sind noch an vielen Stellen sichtbar. Mit dem Entstehungsjahr 1438 ist das „Hohe Haus“ das älteste profane Gebäude, das noch erhalten ist, ein ehemaliges Hofgut, in dem sich heute das Heimatmuseum befindet. 

Mit dem Aufstieg vom Weinort zum „Bad“ im Jahr 1950, das Hönningen seinen Mineralquellen zu verdanken hat, wurden zunehmend auch Urlauber und Tagestouristen angelockt. Ganze Heerscharen von Kegelklubs, Weintrinkern und Tanzwütigen machten damals in Bad Hönningen die Nacht zum Tag zu einer Zeit, als viele beim Begriff „Schwoof“ noch leuchtende Augen bekamen. 

Die Amüsiersüchtigen verwandelten den Ort am Wochenende in einen temporären Hexenkessel, bevor sie dann im „Hotel Rüssel“ (entgegen aller Gerüchte nicht nach einem Elefanten, sondern nach einem ortsansässigen Hotelier benannt) ihren Rausch ausschliefen und am Montagmorgen die Heimreise mit dem Zug antraten oder übernächtigt in den „Clubbus“ einfielen. 

Diese Zeiten der klingelnden Nachtkassen sind längst vorbei. Eine Reise nach Mallorca ist heute mit dem Billigflieger immer noch preiswerter als ein Aufenthalt in Bad Hönningen, was dem Ort nachhaltig wirtschaftlich geschadet hat. Das Rüsselsche Hotel steht zwar noch, bietet aber mit seinem Leerstand derzeit einen desolaten An­blick. Bis 2021 soll auf dem Areal unter dem Namen „Rüssel-Gelände“ neuer Wohnraum geschaffen werden. 

Mit dem Slogan „Auf der Sonnenseite des Rheins“ wird die Stadt heute offiziell beworben, wobei es der örtliche Tourismusverein vor allem auf Weintrinker, Wellness-Fans und Wanderer ab­gesehen hat. Geht Letzterer offenen Auges durch die Straßen, sieht er zu seinem Bedauern den Leerstand mancher Geschäfte, die verwaiste Schmiedgasse, die in vergangenen Tagen eine Rüdesheimer Drosselgasse im Miniaturformat war. Das soll jedoch nicht den Eindruck schmälern, dass die sehr idyllisch gelegene Stadt, die sich seit 1969 so nennen darf, durch ihre optimale Lage zwischen Fluss und Wald einen sehr hohen Freizeitwert hat, auch ohne eine berüchtigte Partymeile, die einen Ort auch durchaus stigmatisieren kann. Die Städte Andernach, Köln, Koblenz und Neuwied, alle am Rhein gelegen, sind gut erreichbar. 

Ganz in der Nähe locken die Weinorte Erpel, Leubsdorf, Leutesdorf, Linz, Rheinbrohl und Unkel mit zahlreichen historischen Kleinoden und Einkehrmöglichkeiten, zudem sind sie über den Fernwanderweg Rheinsteig miteinander verbunden, der in mehreren Etappen von Bonn nach Wiesbaden führt. Die gesamte erwanderbare Weingegend umfasst mit insgesamt 67 Hektar die größte Weinbergfläche im nördlichen Rheinland-Pfalz. 

Der Wein hält auch in Bad Hönningen fest das Zepter in der Hand – die Stadt hat lange Zeit ein eigenes Weingut unterhalten, das mittlerweile erfolgreich in privater Hand ist und stolze zehn Rebsorten vorweisen kann –, wird es wohl nie wieder loslassen und bestimmt so vor allem neben den kirchlichen Festen die saisonalen Termine und den Festkalender.

Dieser ist über das Jahr gut gefüllt, unter anderem von den Karnevalsveranstaltungen im Winter über die Römertage im Mai, dem Weinblütenfest im Juni bis hin zu den Winzerfesten im Herbst und dem Nostalgischen Weihnachtsmarkt am letzten Novemberwochenende im Jahr.

Ist man gerne als Wanderer unterwegs, bietet sich zunächst das Erklimmen der Weinberge mit ihrem schon von Weitem sichtbaren Wahrzeichen der Stadt an: Schloss Arenfels, dessen Vorgängerbau eine Wehranlage war, die von Gerlach von Isenburg 1258 und 1259 auf einem Felsen geschaffen wurde. Ihr heutiges neugotisches Äußeres entstand in der Mitte des 19. Jahrhunderts mit Hilfe des Kölner Dombaumeisters Ernst Friedrich Zwirner. Die Innenräume und -gemächer kann der Besucher jeden Montag bei einer Schlossführung erkunden.

Für Privat- oder Firmenfeiern können die exklusiven Räumlichkeiten und der Außenbereich mit spektakulärer Aussicht gemietet werden. Ein gastronomisches Konzept für das Fußvolk gelang jedoch bis heute nicht. Wer dennoch nicht vom Fleisch fallen will, kann in der Wildkammer des Forsthauses von Schloss Arenfels, ein Stück weit hinter dem Schloss gelegen, Wildspezialitäten kaufen, die aus dem Jagdrevier des Freiherren von Geyr stammen. 

Stundenlang kann der Wanderer nun in diesem riesigen Waldgebiet in den Ausläufern des Rheinischen Westerwalds, in dem schon die Römer auf Kriegspfaden waren, umherschweifen und dabei gelegentlich auch noch viel Wild begegnen. Die römischen Mannen hinterließen so manche  Spuren, weil sie es mit anderen Völkern nicht so hatten. Mit ihrem Grenzwall Limes setzten sie deshalb ein klares Zeichen: Bis hierhin und nicht weiter! 

Spuren des Walls, der in Rheinbrohl seinen Anfang nahm, kann man noch heute an vielen Stellen im Wald nachvollziehen. Ganz besonders im Herbst verleiht das Wissen um diese Historie dem Wald oft eine mystische Aura und einen ganz besonderen Zauber. Ein neuer Limes-Wanderweg wurde geschaffen und an der Wegstrecke ein römischer Wachturm rekonstruiert sowie ein Limes-Radweg angelegt, der von Bad Hönningen bis nach Regensburg führt. Mittlerweile informiert die „RömerWelt am Caput Limitis“ in Arienheller bei Bad Hönningen über das kriegerische Volk und dessen Alltag. 

Nicht aufgeben, heißt heute die Devise, der römische Kampfgeist scheint auf die Bad Hönninger abgefärbt zu haben. Zudem versichert die Jubiläumsseite im Internet den Besuchern, dass ein Aufenthalt sicher alles andere als langweilig werden wird: „Wir Hünnijer sind gut drauf.“ 

Als Besucher kommt man bei den alljährlichen Festen schnell mit den „Hünnijern“ in Kontakt, sie sind freundlich und gesprächig, und wenn dann noch das ein oder andere Weinchen kreist, ist der Spaß auch ohne Partymeile garantiert.


Höhepunkt ist das Festwochen­ende vom 3. bis 5. Mai. Informationen und Termine unter: www. 1000-jahre-badhoenningen.de