25.04.2024

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03.05.19 / Jan Heitmann: / Befreiung?

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 18-19 vom 03. Mai 2019

Jan Heitmann:
Befreiung?

Dieser Tage hören wir wieder von vielen Seiten, mit ihrem Sieg über Deutschland hätten dessen Kriegsgegner das Land 1945 befreit. Damit das endlich auch der letzte Zweifler begreift, will die Linkspartei, dass der 8. Mai als „Tag der Befreiung“ ein gesetzlicher Gedenktag wird. Dabei kann sie sich auf keinen Geringeren als den früheren Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker berufen. Dieser war der erste, der den Tag des Kriegsendes in seiner Gedenkrede 1985 zum Tag der Befreiung erhob.

Auch wenn er damit eine Kernaussage der Erinnerungskultur in der Bundesrepublik geprägt hat, lag er damit neben der Sache. Zum einen suggeriert der Begriff Befreiung, die Deutschen seien ein Volk von Regimegegnern gewesen. Man muss es beklagen, aber das waren sie nun gewiss nicht und von Weizsäcker hat das nicht einmal für sich selbst in Anspruch nehmen wollen. Zum anderen ignoriert er die historische Tatsache, dass es den Siegermächten ausdrücklich nicht um eine Befreiung, sondern um eine Nieder- und Unterwerfung ging. Zudem begann für viele Deutsche das Leid erst, nachdem die Waffen schwiegen.

Und schließlich können nicht Länder, sondern nur Menschen befreit werden. Was eine Niederlage ist und was eine Befreiung, bestimmt ausschließlich das Empfinden derjenigen, welche die 

historische Situation erlebt haben und nicht das Wollen derer, die sie rückblickend bewerten. Und wenn die meisten Deutschen damals die bedingungslose Kapitulation, Entrechtung, Gefangen- schaft, Vertreibung und Besatzung als Niederlage und nicht als Befreiung empfunden haben, dann war es eine Niederlage, auch wenn es den Befreiungs-Apologeten unserer Tage nicht passt.