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03.05.19 / Die unterschätzte Gefahr / Gerade das Versöhnungspotenzial der Christen ist den Vertretern des radikalen Islam weltweit ein Dorn im Auge

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 18-19 vom 03. Mai 2019

Die unterschätzte Gefahr
Gerade das Versöhnungspotenzial der Christen ist den Vertretern des radikalen Islam weltweit ein Dorn im Auge
Bodo Bost

Über 250 Menschen, vorwiegend Christen, wurden Ostern von Islamisten kaltblütig und brutal in Kirchen und Hotels in Sri Lanka ermordet. Die weltweite Orgie von islamistischer Gewalt zu christlichen Festen wütet nach Ägypten, Pakistan, den Philippinen nun auch im Urlaubs­paradies Sri Lanka.

Bei mehreren fast zeitgleichen Explosionen in katholischen Kirchen und Luxushotels wurden am Ostersonntag über 250 überwiegend Christen bei einer islamistischen Anschlagsserie aus dem Leben gerissen, an dem Tag, an dem sie die Auferstehung Jesu und die Erlösung feierten. Mehr als 500 weitere Menschen wurden verletzt. Unter den Opfern sind auch viele Ausländer aus vielen westlichen Ländern. Die gut koordinierten Angriffe, meistens waren es Selbstmordattentäter, müssen monatelang vorbereitet worden sein und bedurften eines dichten Netzes von Unterstützern. Dabei gehören mit acht Prozent kaum mehr Menschen in Sri Lanka dem Islam an als dem Christentum. Die Verantwortlichen für die Anschlagsserie sind nach Angaben des stellvertretenden Verteidigungsministers bekannte „extremistische Gruppen“, es ist von 25 Festnahmen die Rede. Alle bislang festgenommenen Tatverdächtigen stammen offenbar aus Sri Lanka.

Anders als bei dem Christchurch-Attentat in zwei Moscheen in Neuseeland, wo es bei 50 toten Muslimen einen medial verstärkten weltweiten Aufschrei gab, blieb bei der sechs Mal so hohen Opferzahl am größten christlichen Festtag der mediale Aufschrei aus. Offenbar sind islamistische Terrorschläge gegen Kirchen bereits Alltagserscheinungen, über die nicht extra berichtet werden muss. Nur einige US-amerikanische Nachrichtensender brachten Sondersendungen. Dabei war die religiöse und politische Gemengelage in Sri Lanka wesentlich komplizierter und erklärungsbedürftiger als in Neuseeland.

Die Anschlagsserie auf Kirchen und Hotels in Sri Lanka ist wie ein Rückfall in finstere Zeiten. Der südasiatische Inselstaat hatte die ethnische Gewalt nach 26 Jahren Bürgerkrieg vor zehn Jahren endlich hinter sich gelassen, auch wenn Spannungen blieben. Seitdem hatte es keine Anschläge mehr gegeben. Der Tourismus blühte. Weder Christen noch Ausländer waren zur Zielscheibe von Gewalt geworden. Im vergangenen Jahr gab es eine Welle von Gewalt gegen Moscheen und muslimische Geschäfte, Auslöser waren Falschmeldungen über ein angeblich von Moslems vergewaltigtes buddhistisches Mädchen.

Damals versuchten Christen noch, sich versöhnend einzusetzen. Auch bei der Massenflucht der muslimischen Rohingya aus Burma nach Bangladesch setzten sich als erste Christen ein, um die auch religiös bedingte Gewalt durch eine von buddhistischen Mönchen aufgeheizte Bevölkerung zu deeskalieren. Der Papst persönlich reiste damals in beide Länder, obwohl Christen in all diesen Ländern nur wenige Prozente bilden. Es könnte gerade dieses Versöhnungspotenzial der Christen sein, das radikalen Anhängern einer Religion, die Konflikte durch Vergeltung und Hass löst, ein Dorn im Auge ist. 

Die Attentate in Sri Lanka tragen klar und deutlich die Handschrift des IS oder der Taliban. Vor allem IS-Kämpfer kehren nach dem Ende ihres Kalifats in Syrien und dem Irak jetzt in Scharen in ihre Heimatländer zurück. Da islamistischer Terror in der Vergangenheit kaum eine Rolle in Sri Lanka gespielt hat, hatten die Sicherheitsbehörden trotz Warnungen diese Gefahr wohl nicht auf dem Radar. Deshalb ist die verheerende Anschlagsserie in Sri Lanka auch ein Warnsignal für viele andere Länder, in die jetzt ebenfalls ehemalige IS-Kämpfer aus dem Nahen Osten zurückkehren. Die Gefahr, die von diesen kampferprobten und von Terror geprägten Fanatikern ausgeht, wird weltweit unterschätzt, nicht nur in Sri Lanka (siehe Beitrag unten).

Dschihadistische Selbstmordattentäter sind nach dem salafistischen Verständnis des Koran Märtyrer, die der Verbreitung des Islam dienen, weil sie durch Terror und Gewalt andere Menschen in den Islam zwingen. Salafistenprediger reden dschihadistischen Selbstmordattentätern ein, dass sie als Glaubensmärtyrer sofort nach ihrer Tat ins islamische Paradies eingingen. Wenn religiöse Autoritäten des Islam diese Lehren nicht widerlegen und auch gewaltsame „Bekehrungen“ als illegitim und ungültig deklarieren, wird wohl kein anderer Weg bleiben, als den Islam als solchen für den Terror im Namen der Religion mitverantwortlich zu machen. Ein Zeichen in diese Richtung haben die politischen Führer in Bangladesch gesetzt, einem zu 90 Prozent islamischen Land. Dort wurde in diesem Jahr Ostern zum nationalen Feiertag erklärt, obwohl die Christen nur ein Prozent der Bevölkerung ausmachen. Allerdings haben dort 90 Prozent der muslimischen Politiker christliche Schulen besucht.

(siehe auch Seite 4)