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03.05.19 / Ziel sind Blut und Chaos / Zwei Fliegen mit einer Klappe – Attentate auf »Ungläubige« und politisches System

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 18-19 vom 03. Mai 2019

Ziel sind Blut und Chaos
Zwei Fliegen mit einer Klappe – Attentate auf »Ungläubige« und politisches System
Wolfgang Kaufmann

Inzwischen existiert in fast jedem asiatischen Staat eine islamische Terrorgruppe, die zu schweren Anschlägen fähig ist. Seit Ostersonntag gilt dies nun auch für das mehrheitlich buddhistische Sri Lanka, wo Muslime nur knapp zehn Prozent der Bevölkerung stellen.

Die Verantwortung für die Serie von Bombenanschlägen auf drei Kirchen und vier Hotels in oder nahe der Hauptstadt Colombo sowie in Batticaloa, bei der 253 Menschen starben, hat mittlerweile der sogenannte Islamische Staat übernommen. 

Ausgeführt wurden die tödlichen Attacken gegen Christen, Ausländer und andere „Ungläubige“ jedoch von Selbstmordattentätern der lokalen Terrorgruppe National Thowheeth Jama’ath (NTJ; auch Jama‘at at-Tawhid al-Wataniyah, zu Deutsch: Nationale Organisation für Monotheismus). Deren Anführer Moulvi Zahran Hashim, welcher bereits als Hass-prediger in Erscheinung getreten war, sprengte sich dabei selbst mit in die Luft.

Die NTJ gilt als besonders radikale Splittergruppe der Sri Lanka Thowheeth Jama’ath (SLTJ). Letztere erlangte bisher vor allem durch die scharfmacherische Rhetorik ihres Chefs Abdul Razik sowie Gewaltakte gegen buddhistische Heiligtümer Bekanntheit und existiert wahrscheinlich noch nicht sehr lange. 

Jedenfalls trat die NTJ erst im Juli 2017 durch beleidigende Äußerungen über Buddha in Erscheinung. Späterhin knüpfte sie dann Kontakte zum Islamischen Staat, was insofern kein Problem gewesen sein dürfte, als über 30 junge Männer aus angesehenen Familien Sri Lankas für die Terrormiliz in Syrien und dem Irak kämpften, darunter Mohammad Muhsin Nilam alias Abu Shurayh al-Silani, der im Juli 2015 bei Raqqa ums Leben kam. 

Gleichzeitig scheint die NTJ auch von der zweiten großen Dschihadisten-Organisation Al-Kaida inspiriert worden zu sein, denn die Anschlagsserie vom Ostersonntag folgte genau deren Vorbild – und personelle Verbindungen können hier ebenfalls bestehen. Daher liegt die Regierung in Colombo zweifellos richtig, wenn sie davon ausgeht, dass die Attentäter Unterstützer im Ausland hatten.

Trotz dieser Sachlage bezweifeln manche Experten, darunter beispielsweise der Volkswirt Nishan de Mel von der „Denkfabrik“ Verité Research, die Täterschaft der NTJ, wobei sie auf die tiefe Feindschaft zwischen Buddhisten und Muslimen in Sri Lanka verweisen: Vor diesem Hin­tergrund ergebe der Angriff auf Kirchen und Touristenhotels keinen wirklichen Sinn. 

Berücksichtigt man jedoch, wie wichtig es für neue Dschihadisten-Gruppen ist, durch spektakuläre Taten auf sich aufmerksam zu machen, um zukünftig leichter vom Geld und der logistischen Unterstützung der sunnitischen Terrorpaten in der arabischen Welt profitieren zu können, dann passen die Anschläge vom Ostersonntag gut ins Bild. Wenn lediglich buddhistische Gläubige aus Sri Lanka ums Leben gekommen wären, hätte das sicher deutlich weniger Aufsehen erregt. Außerdem sollte der Tod der Christen zugleich Rache für die Ermordung von 50 Muslimen im neuseeländischen Christchurch sein. 

Das schließt jedoch keineswegs aus, dass die NTJ oder andere bislang noch nicht aktiv gewordene islamische Terrornetzwerke in Sri Lanka künftig auch gegen Bud­dhisten oder Hindus losschlagen, denn „Ungläubige“ sind die Vertreter dieser Religionen ja ebenfalls. Außerdem wäre das so ausgelöste politische Chaos ein perfekter Nährboden für das weitere Gedeihen des sri-lankischen Islamismus.