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03.05.19 / Die letzte Königin / Mehr als nur eine Diva – Zum Tode von Hannelore Elsner

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 18-19 vom 03. Mai 2019

Die letzte Königin
Mehr als nur eine Diva – Zum Tode von Hannelore Elsner
Harald Tews

Es muss ein wahrer großer Star von der Bühne des Lebens abgetreten sein, wenn das Fernsehen sein Programm kurzfristig ändert. Kurz nach Ostern wurden alte Filme mit Hannelore Elsner wiederholt, wo­bei es zu Déjà-vu-Erlebnissen kam. Ach ja, sie spielte neben Henry Hübchen in der Erben-Groteske „Alles auf Zucker“ mit, und richtig: Im „Tatort“ war sie schon vor 22 Jahren als Kommissarin Lea Sommer zu sehen, ehe sie in der gleichen Rolle in der ARD-Serie „Die Kommissarin“ ermittelte.

Jetzt kann sie keine Verbrechen mehr aufklären. Hannelore Elsner starb Ostersonntag an einer Krebserkrankung. Ihr plötzlicher Tod mit 76 Jahren erschüttert die Fernsehnation, trauert man ihr doch als „letzter Diva“ des deutschen Films nach. Keine Sorge: Es wird immer andere Diven geben von der Sorte einer Katja Riemann, Veronika Ferres, Gudrun Landgrebe oder Iris Berben.

Was Elsner aber einzigartig machte, war ihre ungekünstelte Ader, ihre Aufrichtigkeit und ihr Verdienst, sich den Moden der Zeit durch ihren eigenen natürlichen Stil zu entziehen. Man erkannte es schon an der Rollenauswahl. Vor die Wahl gestellt, Lady Macbeth oder eine Superheldin zu spielen, hätte sie sicher die schwierigere, weniger populäre und damit weniger lukrative Rolle gewählt.

Sicher, um ein Bein ins Filmgeschäft zu bekommen, hat sie zu Beginn ihrer Karriere in seichten Komödien wie „Allotria in Zell am See“ oder „Die Lümmel von der ersten Bank“ mitgewirkt. Aber so, wie man bei Marlene Dietrich im­mer an den „Blauen Engel“ denkt, wird man Elsner nie mit einem großen Filmhit in Verbindung bringen. Es liegt wohl auch daran, dass sie sich auf ihre TV-Karriere konzentrierte und erst nach 15-jähriger Pause im Jahr 2000 auf die Kinoleinwand zurückkehrte. 

Dann aber mit Aplomb: Wie sie in Oskar Roehlers biografischem Film „Die Unberührbare“ mit extravaganter Perücke und dickem Lidstrich ein Alter Ego der zufällig namensgleichen deutschen Schriftstellerin Gisela Elsner spielte, war so ergreifend, dass sie dafür wichtige deutsche Filmpreise erhielt.

Fürs große Publikum war dieser in schwarz-weißen Bildern ge­drehte Film nie gedacht. Elsner blieb im Kino zumeist den Cineasten vorbehalten. Populärer war da Doris Dörries „Kirschblüten – Ha­nami“, in dem Elsner aber nur eine kleine Rolle spielte und als Gattin neben Elmar Wepper früh stirbt. Eine Art Auferstehung erlebt sie gerade in der Fortsetzung „Kirschblüten & Dämonen“, die im März in die Kinos kam. Während der Dreh­arbeiten zu dem ARD-Spielfilm „Lang lebe die Königin“ starb sie nun. In ihrer letzten Szene liegt sie aufgebahrt im Sarg.