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03.05.19 / Wild unterwegs / Ein »Easy Rider« aus der Oberpfalz – Mit Chopper-BMW auf Achse

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 18-19 vom 03. Mai 2019

Wild unterwegs
Ein »Easy Rider« aus der Oberpfalz – Mit Chopper-BMW auf Achse
Markus Bauer

Es war die Hippie-Zeit mit dem Woodstock-Festival. In den Kinos lief ein Kultfilm: „Easy Rider“, mit dem Gefühl von Freiheit auf dem Chopper-Motorrad. Dieses Gefühl verspürte damals auch Georg Bleicher (66). Mit seiner „Easy-Rider“-BMW tuckerte er in den frühen 70er Jahren durch die heimatlichen Gefilde. Und der Sound seiner Maschine war schon von Weitem eindeutig zu identifizieren.

Premiere hatte „Easy Rider“ vor genau 50 Jahren. Erstmals gezeigt wurde der Film im Mai 1969 bei den Filmfestspielen von Cannes, ab Dezember lief er in den deutschen Kinos. In Regensburg sah Bleicher das Road-Movie mit Peter Fonda und Dennis Hopper in den Hauptrollen sowie der Titelmusik „Born to be wild“ von der Rockgruppe Steppenwolf. Kaum kam er aus dem Kino heraus, verfestigte sich bei ihm die Idee, eine solche Easy-Rider-Maschine nachzubauen.

Also machte er 1970 mit 18 Jahren den Motorradführerschein. Beim Zweirad kam, vor allem wegen des Klangs, nur eine BMW in Frage. Bleicher entschied sich für eine BMW R 25/3 (Fertigung von 1953 bis 1956, 250 Kubikzentimeter Hubraum, 13 PS, 119 km/h, Einzylinder-Viertaktmotor).

Erste Veränderungen in Richtung „Easy Rider“ waren ein Hochlenker und damit höhere Rückspiegel sowie ein Sitzbügel Marke Eigenbau. Die Maschine hatte damals noch einen goldgelben Tank, ein graues Schutzblech über dem Vorderrad, einen schwarzen Rahmen und eine rote Lampe. Rot war auch Bleichers Sturzhelm. Die erste Modifikation war eine einheitliche gelbe Farbe für Schutzbleche und Tank, der Rahmen wurde verchromt.

Die nächste Entwicklungsstufe brachte dann die R 25/3 à la „Easy Rider“ hervor. Die Farben waren nun Blau, Rot und Weiß – analog zur US-Flagge. Das Schutzblech am Vorderrad wurde blau lackiert, das am Hinterrad rot – und beide Schutzbleche aufs Nötigste gekürzt. Die Lampe wurde wieder rot und der Tank mit den weißen Sternen auf blauem Grund beziehungsweise den roten und weißen Längsstreifen in mehreren Schichten lackiert. An die Stelle des serienmäßigen Auspuffrohrs kam – vor allem wegen des Klangs und der Optik – ein hochgezogenes Doppelrohr, das etwas lauter war. Natürlich wurde auch der Helm entsprechend gestaltet.

Und dann ging es zusammen mit weiteren Bikern auf Ausfahrt. Die Chopper-BMW war aber der Hingucker und Klassenprimus. „Mit einfachsten Mitteln haben wir die BMW so umgebaut, dass sie ähnlich ausgeschaut hat wie die Harley in ,Easy Rider‘“, fasst Bleicher zusammen.

Nie ging es ihm um Geschwindigkeit. „Ich bin immer gemütlich gefahren, ich bin ja fast auf der Maschine gelegen. Ich bin einfach so dahin getuckert. Gern habe ich aber auch gezeigt, wie laut die Maschine ist“, blickt Bleicher zurück. Da damals noch keine Helmpflicht bestand, wurde der Helm auf dem Sitzbügel befestigt, und es wurde ganz lässig mit Sonnenbrille gefahren. 

Doch die Zeiten änderten sich. Die Frau fürs Leben trat in dasselbe, es folgten Hausbau, Familie und so weiter. Mitte der 1970er Jahre trennte sich Bleicher – „schweren Herzens“, wie er zugibt – von seiner Chopper-BMW. Heute erinnern viele Fotos an diese heißen frühen 1970er Jahre und vor allem an die Chopper-BMW. Seinen Motorradhelm hat Georg Bleicher aber immer noch. Etwas „Easy Rider“ steckt weiterhin in ihm.