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10.05.19 / Vier Monate auf dem Mond / Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt simuliert Mission

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 19-19 vom 10. Mai 2019

Vier Monate auf dem Mond
Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt simuliert Mission
Friedrich List

Sirius-19“ ist eine der Langzeitstudien, mit denen sich die internationale Raumfahrt auf längere bemannte Missionen zu Himmelskörpern wie Mond und Mars vorbereitet. 

„Sirius-19“ begann am 19. März in Moskau. Drei Frauen und drei Männer gingen im Missionssimulator des Instituts für Biomedizinische Probleme auf eine simulierte viermonatige Mission zum Mond. Beteiligt sind neben dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) die russische Raumfahrtagentur Roskosmos, die französische Raumfahrtagentur CNES (Centre national d’études spatial, Nationales Zentrum für Weltraumforschung) und die US-amerikanische Raumfahrtbehörde NASA (National Aeronautics and Space Administration, Nationale Aeronautik- und Raumfahrtbehörde). Das Moskauer Institut für Biomedizinische Probleme gehört zur Russischen Akademie der Wissenschaften. Die Federführung für „Sirius-19“ liegt bei Roskosmos und der NASA.

Im Missionssimulator arbeitet die Besatzung komplett von der Außenwelt abgeschlossen. Der Simulator besteht aus einem mehrteiligen Komplex. Der enthält ein Modul mit einem Stück nachgebildeter Mondoberfläche, Arbeits- und Unterkunftsmodule einer Raumstation im Mondorbit sowie Simulatoren für ein Transferschiff und eine Mondlandefähre. 

Und so sieht das Szenario aus: Die „Sirius-19“-Besatzung fliegt zur Raumstation im Mondorbit und führt dort Experimente durch. Alle 30 Tage wird ein Raumtransporter mit Versorgungsgütern ankommen. Außerdem werden vier Raumfahrer mit der Landefähre auf dem Mond landen und dort Proben sammeln. Auch ein Ausflug mit einem sogenannten Rover, einem Landfahrzeug, das dazu dient, fremde Himmelskörper zu erkunden, steht auf dem Programm. 

Während die Astronauten der Apollo-Flüge nur kurz auf dem Mond waren, sollen die nächsten Missionen wesentlich länger dauern. „Doch bevor hier überhaupt sinnvoll geforscht werden kann, müssen Besatzungen ausgebildet werden, die eine solche Mission erfolgreich bestreiten. Dafür müssen sie – wie in „Sirius-19“ – lange Zeit in einer Mischung aus psychischem Stress durch totale Abgeschiedenheit und hohem Leistungsdruck leben können. Nur so können wir mehr über das Zusammenspiel von Körper und Geist in Isolation erfahren“, sagt Christian Rogon, der zuständige DLR-Projektleiter. 

Neu ist auch, dass eine gemischtgeschlechtliche Besatzung die simulierte Mission bestreitet. Sie besteht aus dem russischen Kommandanten Yevgeny Tarelkin, den US-Amerikanern Reinhold Povilaitis und Allen Mirkadyrov sowie Daria Zhidova, Anastasia Stepanova und Stephania Fedeye aus Russland. Die Forscher interessiert, wie sich eine gemischtgeschlechtliche Besatzung in der Isolation und unter hohem Leistungsdruck verhält. 

Während der „Sirius-19“-Simulation führen die Astronauten beziehungsweise Kosmonauten über 70 Experimente durch, die zahlreiche Aspekte zukünftiger Raumflüge abdecken. Sechs dieser Experimente stammen aus Deutschland. So erproben Forscher des Kölner DLR-Instituts für Luft- und Raumfahrtmedizin ein Lernprogramm zum Trainieren von Andockmanövern von Raumschiffen an Raumstationen. Der frühere deutsche Astronaut Reinhold Ewald lässt die Besatzung das neue russische Raumschiff Federazija (Föderation) steuern und an die Mondorbitalstation andocken.