Das alte Ankyra war eine der blühendsten vorderasiatischen Städte des Altertums und wurde von Kaiser Augustus zur Hauptstadt von Galatien erhoben. Die Apostel Petrus und Paulus waren hier auf Missionsreise, der Brief an die Galater hatte hier seine Adressaten. Zwei Konzile tagten hier 315 und 358.

Im Jahre 1360 wurde Ankyra von Murad I. dem Türkenreich einverleibt und erhielt den Namen „Engüriye“. Die Stadt verfiel, seit die Osmanen 1453 Konstantinopel erobert und zu ihrer neuen Hauptstadt auserkoren hatten und von hier aus nach Europa drängten. Nur mit Angorawolle ließ sich noch Geld verdienen. Der Woll- und Textilhandel wurde zur Domäne der Armenier. 

Die Armenier schafften es, der scheinbar bereits dem Tode geweihten Stadt wieder neues Leben einzuhauchen. Sie wurde Zentrum der katholischen Armenier. Mit dem Beginn des Armeniergenozids 1915 wurde auch in der nun neugriechisch Angora genannten Stadt die gesamte armenische Bevölkerung aus der Stadt deportiert und ermordet. Der in geheimer Mission im Auftrag des Papstes nach Angora entsandte deutsche Feldgeistliche Emmerich David (1882–1953), der spätere Generalvikar von Köln, durfte nicht einmal gefallene deutsche Soldaten auf armenischen Friedhöfen bestatten.

Ohne die Armenier zerfiel die Stadt, eine ungeklärte Feuersbrunst besorgte 1917 den Rest. Eingedenk der hohen geschichtlichen und geografischen Bedeutung von Angora und angesichts des großen Leerstands an prächtigen armenischen Villen geriet die Stadt mit nur noch 20000 Einwohnern ins Visier des Gründers der modernen Türkei. Mustafa Kemal erklärte am 13. Oktober 1923 „Ankara“ zur neuen Landeshauptstadt. Er hatte diesen neuen Namen gewählt, weil dieser in seinen Augen westlicher klang als der alte türkische Name „Engüriye“. 

Zum Amtssitz des Präsidenten wählte der erste Amtsinhaber die Villa des armenischen Juweliers Ohannes Kasabian, die in Çankaya-Villa umbenannt wurde nach dem Bezirk Çankaya, in dem sich das Anwesen befindet.B.B.