Mustafa Kemal Pascha wurde Anfang 1881 im damals osmanischen Saloniki geboren. Er schlug die Militärlaufbahn ein. Da die Jungtürken ihm 1905 den politischen Aufstieg verweigerten, betrieb er weiter seine militärische Karriere. Mustafa Kemals große Stunde schlug im Ersten Weltkrieg, als er sich 1915 mit großem militärischem Gespür unter General Liman von Sanders an der Verteidigung der Dardanellen gegen die Entente beteiligte. 

Nach der Gründung der türkischen Republik im Jahre 1923 wollte deren Gründer Religion und Staat entsprechend der westlichen Idee des Laizismus trennen und sein Land so schnell wie möglich an Europa heranführen. Anstatt des arabischen führte er das lateinische Alphabet ein. Frauen gab er erstmals in einem islamischen Land die Gleichberechtigung, das Kopftuch wurde in allen staatlichen Einrichtungen verboten. Gebetsrufe von den Minaretten, die Scharia und etliche religiöse Bruderschaften wurden verboten. Den Islam hielt er für unreformierbar. 

Mit seinen Reformen schuf der Staatsgründer sich auch Gegner. Als 1926 der Plan eines Attentats offenkundig wurde, ließ er auch viele Weggefährten hinrichten. In den 30er Jahren holte er rund 800 reichsdeutsche und österreichische Intellektuelle in die Türkei, die einen großen Beitrag zum Aufbau einer modernen Gesellschaft leisteten. 1934 gab ihm das Parlament den Familiennamen Atatürk (Vater der Türken). Am 9. November 1938 starb der Staatsgründer mit nur 57 Jahren. 

Nach seinem Tod kehrte der Islam durch die Hintertür in die Politik zurück. Heute bekennt sich die Regierungspartei AKP unter Präsident Recep Tayyip Erdogan ausdrücklich zum Islam und fordert eine Rückbesinnung auf das osmanische Erbe. Übervater Atatürk wird nur noch rhetorisch die Referenz erwiesen. Die Armee, die sich lange als Hüterin des säkularen Atatürk-Erbes sah, ist von Erdogan längst islamisch gleichgeschaltet worden.B.B.