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17.05.19 / Büromangel drosselt Entwicklung / Berlin: Drastisch gestiegene Mietkosten machen es Unternehmen immer schwerer

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 20-19 vom 17. Mai 2019

Büromangel drosselt Entwicklung
Berlin: Drastisch gestiegene Mietkosten machen es Unternehmen immer schwerer
Norman Hanert

In Berlin ist nicht nur bezahlbarer Wohnraum knapp. Unternehmen haben zunehmend Probleme, in der deutschen Hauptstadt angemessene Gewerbeflächen zu finden. Die drastisch gestiegenen Büromieten werden sogar schon als eine Gefahr für den Wirtschaftsstandort Berlin angesehen. 

Wie angespannt die Lage mittlerweile ist, lässt sich an der extrem niedrigen Leerstandsquote bei Büroflächen ablesen. Die Förderagentur „Berlin Partner für Wirtschaft und Technologie GmbH“ ermittelte bei Büroflächen einen Leerstand von weniger als 1,5 Prozent. Die rasante Aufholjagd der Berliner Wirtschaft hat dazu geführt, dass nur noch wenige Büroflächen für längere Zeit unvermietet bleiben. Für den Innenstadtbereich kann inzwischen sogar von einem leergefegten Markt gesprochen werden. Vor allem große zusammenhängende Flächen sind nicht mehr zu bekommen. 

Die hohe Nachfrage und das knappe Angebot haben zu Spitzenpreisen für Büroflächen geführt, die nun schon bei über 35 Euro je Quadratmeter liegen. Bei den Durchschnitts-Büromieten hat Berlin mittlerweile sogar Frankfurt am Main überholt. In der Bankenmetropole wurden vergangenes Jahr im Schnitt 20,30 Euro für einen Quadratmeter Bürofläche verlangt. Für Berlin wurde ein Durchschnittswert von 21,70 Euro pro Quadratmeter ermittelt. 

Angetrieben wird diese Entwicklung durch mehrere Faktoren. Berlins Dienstleistungssektor wächst stark, entsprechend hoch ist die Nachfrage nach Büroflächen. Darüber hinaus hat sich Berlin auch noch zu einer Metropole für junge Unternehmen entwickelt. Hinzu kommt der hohe Bedarf an Büroflächen durch die öffentliche Hand. Auf dem Stadtgebiet Berlins konzentrieren sich nicht nur die Verwaltungen eines Bundeslandes und der Berliner Stadtbezirke, sondern auch zahlreiche Ministerien und Einrichtungen des Bundes. Die allgemeine Situation auf dem Immobilienmarkt verschärft das Problem noch. Einige Investoren haben sich auf dem Berliner Markt teilweise zu sehr hohen Preisen eingekauft. Um die Renditeerwartungen zu erfüllen und auch die Kreditkosten hereinzubekommen, drehen diese Eigentümer stark an der Preisschraube für Mieten. 

Dafür sind Büros, Ladengeschäfte und alle anderen Gewerbeimmobilien aus einem speziellen Grund ganz besonders geeignet. Bei Mietern von Wohnungen greifen gesetzliche Regelungen, die Mieterhöhungen an bestimmte Voraussetzungen knüpfen und zumindest etwas begrenzen. Im Gewerbemietrecht können die Miethöhe und die Vertragskonditionen dagegen ziemlich frei zwischen den Vertragsparteien ausgehandelt werden. Möglich sind Änderungskündigungen, bei denen Mietern von Gewerbeimmobilien neue Mietverträge zu anderen Konditionen angeboten werden. Ebenso verbreitet sind Staffelmietvereinbarungen oder aber Mietzinsen, die sich am Umsatz des Mieters orientieren. 

Laut einer Untersuchung der Berliner Industrie- und Handelskammer (IHK) hat wegen der angespannten Lage auf dem Immobilienmarkt mittlerweile eine ganze Reihe von Firmen die deutsche Hauptstadt verlassen. Die IHK geht für den Zeitraum von 2013 bis 2018 von insgesamt mehr als 4000 Unternehmen aus, die aus Berlin weggezogen sind. Dabei gab etwa ein Drittel der befragten Firmen die Preise und Mieten für Büro- und Gewerbeflächen als Grund an. Ein weiteres Drittel nannte ungeeignete oder fehlende Flächen für eine Expansion als Problem. Noch relativ einfach können Handwerksfirmen und Produktionsbetriebe auf die angespannte Lage bei Gewerbeflächen reagieren. Ihnen steht der relativ kurze Weg nach Brandenburg, in den Berliner Speckgürtel, offen.

Viele Dienstleister, Verwaltungen und auch die vielen Firmenneugründungen sind allerdings oftmals auf einen Standort in der Millionenmetropole angewiesen. Entweder weil sie die Nähe zu ihren Kunden brauchen, oder weil sie sonst kaum geeignetes Personal finden würden.

Als Folge der angespannten Lage bei Büroflächen wächst mittlerweile die Nachfrage nach Büroflächen, die flexibel und gemeinsam mit anderen genutzt werden können. Bundesweit wächst zum Beispiel die Nachfrage nach sogenannten Coworking Spaces. Unternehmensgründer, Freiberufler und Selbstständige können dabei einzelne Arbeitsplätze, aber auch ganze Büros mieten. Oft befinden sich diese Gemeinschaftsbüros sogar in besten Innenstadtlagen. Laut einem Marktreport der Berliner Sparkasse gibt es in der deutschen Hauptstadt inzwischen sogar 100 solcher gemeinschaftlich genutzten Bürozentren. Berlin ist damit deutschlandweit Spitzenreiter. 

Auch der Berliner Senat hat inzwischen das Problem bei Gewerbeflächen erkannt. Gegensteuern will die Stadt mit einem „Stadtentwicklungsplan Wirtschaft 2030“. Dieser sieht vor, dass die Stadt jedes Jahr Unternehmen zusätzlich 40 Hektar an Gewerbeflächen bereitstellt. Zurückgreifen will der Senat dabei auf eigene Grundstücke. Zudem kündigte Wirtschaftssenatorin Ramona Pop (Grüne) an, dass 50 Millionen Euro zur Verfügung gestellt werden, damit Flächen gekauft werden können.