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17.05.19 / Unterirdische Schönheit / Hamburger Kuriosum – Der Alte Elbtunnel wurde aufwendig saniert

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 20-19 vom 17. Mai 2019

Unterirdische Schönheit
Hamburger Kuriosum – Der Alte Elbtunnel wurde aufwendig saniert
H. Tews

Direkt an den Hamburger Landungsbrücken an der Elbe fällt ein Bau mit einem kupfernen Kuppeldach auf, den man woanders für einen Tempel halten könnte. Tatsächlich handelt es sich um den Eingang in eine Unterwelt. Von dem Gebäude aus führt ein Fahrstuhl in den St.-Pauli-Elbtunnel, von wo aus man nach 426 Metern unter den Strom hindurch dann ebenfalls wieder per Lift auf die andere Hafenseite gelangt.

Seit seiner Eröffnung im Jahr 1911 war dieser aus zwei Röhren bestehende Tunnel ein wichtiger Verkehrsweg für die Hafenarbeiter. Er sollte den Fährverkehr entlasten, mit dem die arbeitenden Massen zu den Arbeitsstellen auf der südlichen Hafenseite gelangten. Seine Bedeutung verlor der Tunnel, als in den 70er Jahren etwas weiter flussabwärts der neue Elbtunnel in Betrieb ging. Nun ging es für Autofahrer direkt, und nicht mehr per Fahrstuhl, unter der Elbe durch. Die Hamburger vernachlässigten ih­ren nun sogenannten Alten Elbtunnel. Er wurde vorübergehend sogar für den Autoverkehr ganz ge­sperrt, Ausflügler durchquerten ihn zu Fuß oder mit dem Rad, selbst ganze Marathonläufe wurden hier in knapp 90 Runden ausgetragen.

Da aber immer mehr Fliesen abplatzten und der Tunnel auch sonst nicht mehr in bester Verfassung war, unterzog man ihn seit dem Jahr 2009 einer Sanierungskur. Diese ist nun zum Teil abgeschlossen, und die Oströhre des Alten Elbtunnels erstrahlt in neuem Glanz. Das bei Hamburgern und Touristen gleichermaßen beliebte Wahrzeichen der Stadt wurde denkmalgerecht mit großer Liebe zum historischen Detail und handwerklicher Präzision grundlegend erneuert. Zu erkennen ist das an den 80 großen Keramikplatten, auf denen 14 unterschiedliche hafenrelevante Tiermotive zu bewundern sind.

Dass es „ein Wahrzeichen Hamburgs ist, obwohl es unter der Erde liegt“, betonte auch Bürgermeister Peter Tschentscher bei der Wiedereröffnung. Die Hamburger haben offenbar eine Vorliebe für Wahrzeichen: Elbphilharmonie, Michel und nun eben auch den Alten Elbtunnel, der auf keinem Panoramabild zu sehen ist. Ein Kuriosum ist diese Tunnelanlage allemal.

Bis zum 2. Juni kann man noch ungestört durch die mit 60 Millionen Euro sanierte Oströhre spazieren gehen. Danach wird die Weströhre saniert. Ob der Alte Elbtunnel nach der kompletten Instandsetzung endgültig autofrei wird, wird noch überlegt. Auf der nur 1,85 Meter breiten Straße fahren sich die heute meist sehr breiten Modelle ohnehin nur die Felgen ab. Für wind- und wetter geschützte Marathons ist er aber weiter ideal geeignet.