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24.05.19 / Zu juden- oder israelkritisch / Streit um den Aachener und den Göttinger Friedenspreis

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 21-19 vom 24. Mai 2019

Zu juden- oder israelkritisch
Streit um den Aachener und den Göttinger Friedenspreis
Bodo Bost

Ursprünglich sollte der ukrainische Journalist und Blogger Ruslan Kot-saba den diesjährigen Aachener Friedenspreis erhalten. Dann jedoch fiel auf, dass er im Jahre 2011 bei einer Gedenkveranstaltung auf einem jüdischen Friedhof in seiner westukrainischen Heimatstadt Iwano-Frankiwsk den Juden eine Mitschuld am Holocaust vorgeworfen hat. 

Vorgeschlagen hatte Kotsaba unter anderem der Bundestagsabgeordnete der Linkspartei Andrej Hunko. Selbst nachdem die judenkritischen Äußerungen von Kotsaba bekannt geworden waren, versuchte Hunko, die Entscheidung der Friedenspreisjury für diesen noch zu retten. Kotsaba habe, so  Hunko, nach seiner Politisierung im Kontext des Krieges in der Ostukraine viele seiner Einstellungen überdacht und geändert. Der 52-jährige Journalist war wegen seiner Berichterstattung über den Krieg in der Ostukraine in die Kritik von ukrainischen Nationalisten geraten und als ukrainefeindlich bezeichnet worden. Kotsaba behauptete, es gebe „so gut wie keine regulären russischen Truppen im Donbass, sondern nur Separatisten, die in Freiheit leben wollten“. Wegen Behinderung der ukrainischen Streitkräfte wurde Kotsaba zu dreieinhalb Jahren Zuchthaus verurteilt, aber nach einem Jahr hinter Gittern vorzeitig freigelassen. 

Seit Februar gibt es eine kontroverse Debatte um die Verleihung des Göttinger Friedenspreises der Stiftung Dr. Roland Röhl, den es seit 1999 gibt und der ein Preisgeld von 3000 Euro auslobt. Dieses Jahr erhielt ihn der Verein „Jüdische Stimme für gerechten Frieden in Nahost“. Dieser Verein unterstützt die palästinensische Boykottbewegung „Boycott, Divestment and Sanctions“ (BDS, Boykott, Desinvestitionen und Sanktionen). Deren Ziel ist es, Israel wirtschaftlich, kulturell und politisch zu isolieren und sie wird unter anderem vom Berliner Verfassungsschutz als in Teilen antisemitisch eingestuft. Deshalb kritisierten der Präsident des Zentralrates der Juden in Deutschland und Vertreter der Jüdischen Gemeinde Göttingen die Preisvergabe. Auch Universitätspräsidentin Ulrike Beisiegel und Oberbürgermeister Rolf-Georg Köhler distanzierten sich von der Preisvergabe.

Chef der Preisjury der Stiftung ist der Journalist Andreas Zumach, selbst Preisträger des Jahres 2009. Der bekannte Friedensaktivist aus der Friedensbewegung der 1980er Jahre und Mitarbeiter der „Aktion Sühnezeichen“ ist Mitglied des „Bündnisses zur Beendigung der israelischen Besatzungspolitik“ (BIB). Das BIB schreibt auf seiner Website unter anderem, dass „die Angriffe palästinensischer Attentäter und die Raketen aus dem Gaza-Streifen lediglich Ausdruck von Verzweiflung und Ohnmacht“ seien, wirft Israel Kolonisierung, Enteignung von Land vor und behauptet, dass der Judenstaat ein „Apartheidstaat“ sei.

Während Kotsaba behauptet, die Juden seien selbst schuld am Holocaust gewesen, sagt Zumach die vielen Unterstützer Israels seien die wahren Verursacher von Antisemitismus. Einem Angehörigen von Holocaust-Überlebenden, der ihn kritisierte, hat Zumach einmal sichtlich empört bei einem seiner Vorträge zugerufen, er habe „den Holocaust nicht verstanden“.