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24.05.19 / Der neue Wettlauf zum Mond / Diesmal sind nicht nur die beiden (ehemaligen) Supermächte beteiligt

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 21-19 vom 24. Mai 2019

Der neue Wettlauf zum Mond
Diesmal sind nicht nur die beiden (ehemaligen) Supermächte beteiligt
Friedrich List

Der letzte US-amerikanische Astronaut verließ im Dezember 1972 den Mond. Erst in den letzten Jahren ist der Mond wieder stärker in den Fokus der bemannten Raumfahrt gerückt.

 Die beiden Supermächte des Kalten Krieges und traditionellen Raumfahrtnationen USA und Russland haben bemannte und unbemannte Mondflüge für die nahe Zukunft angekündigt. China verfolgt eine ehrgeizige Raumfahrtstrategie, zu der auch bemannte Basen auf dem Mond gehören. Japan und Indien schicken eigene Sonden hinauf. Die Europäische Weltraumorganisation (ESA) will zusammen mit der US-amerikanischen Nationalen Aeronautik- und Raumfahrtbehörde (NASA) bemannte Missionen auf den Weg bringen. Israels Raumfahrt machte jüngst Schlagzeilen, als die Landung einer israelischen Sonde auf dem Mond fehlschlug.

China gelang die erste Landung einer Sonde auf der Mondrück­seite. Bislang hat der fehlende Funkkontakt zur Mondrückseite solche Unternehmen verhindert. China brachte für die Landung von „Chang’e-4“ eigens einen Relaissatelliten in Mondnähe, der für ständigen Kontakt zur Sonde sorgt. „Chang’e-4“ ging nahe dem Aitken-Krater in der lunaren Südpolregion nieder. Als nächstes will China eine Sonde ausschicken, die Gesteinsproben zurück zur Erde bringen soll. 2030 soll dann der erste „Taikonaut“, wie China seine Raumfahrer nennt, auf dem Mond landen. 

Neu sind Unternehmer als Akteure in der bemannten Raumfahrt. Jeff Bezos, dem unter anderem der Versand­riese Amazon gehört, und Elon Musk, Tesla-Inhaber, drängen ins Raumfahrtgeschäft und wollen durch bemannte Mondflüge zeigen, wie leistungsfähig ihre Firmen sind. Bezos plant eine ständig besetzte Mondbasis. Mit dem „New Glenn“-Raketensystem seiner Firma „Blue Origins“ will er nicht nur Astronauten und Weltraumtouristen zum Mond fliegen, sondern dort auch Industrie errichten. Musk setzt zunächst auf Weltraumtourismus. Die „Big Falcon Rocket“ seines Unternehmens „SpaceX“ ist bereits erfolgreich geflogen. Diese zurzeit größte Trägerrakete der Welt soll bei einem ihrer ersten Flüge zum Mond zahlende Passagiere mitnehmen. SpaceX führt bereits für die NASA Versorgungsflüge zur Internationalen Raumstation (ISS) durch. 

Die NASA arbeitet schon seit Längerem an einem Raumtrans­portsystem für bemannte Flüge. Die „Orion“-Kapsel und ihre Trägerrakete sind mittlerweile in der Testphase. US-Präsident Donald Trump hat die NASA nun angewiesen, so schnell wie möglich, also noch während seiner möglichen zweiten Amtszeit, wieder zum Mond zu fliegen. Der erste dieser Flüge, allerdings unbemannt, ist für 2021 geplant. Die NASA will dabei auf kommerzielle Anbieter zurückgreifen. 2024 soll die bemannte Orbitalstation „Gateway“ folgen. Von ihr aus soll der Mond erkundet werden. Wahrscheinlich wird man sie gemeinsam mit Russland und der ESA betreiben.

Jedoch sind die US-amerikanischen Pläne keineswegs neu. Ob die USA es schaffen, ein Raumfahrtprogramm von dieser Größenordnung über einen längeren Zeitraum zu verfolgen, hängt von den politischen Verhältnissen ab. Jedenfalls reicht der gegenwärtige NASA-Etat von 19 Milliarden US-Dollar für ein zweites Mondprogramm nicht aus. Das Apollo-Programm kostete nach heutigem Geldwert rund 120 Milliarden Dollar. Eine Neuauflage würde ein Budget von 133 Milliarden Dollar erfordern.

Russland erneuert seine Mond-Ambitionen, strebt dabei aber internationale Zusammenarbeit an. Die ersten Kosmonauten sollen um 2030 auf dem Mond landen und 14 Tage dort bleiben. Das Land will mit China und Europa zusammenarbeiten, sieht sich aber nicht als Juniorpartner. Außerdem sagte der Chef der russischen Raumfahrtbehörde vor Pressevertretern, sein Land könne die Mondflüge auch eigenständig durchführen. Die ESA arbeitet mit Roskosmos und der NASA zusammen, etwa bei der ISS. Nun will sie nach Möglichkeit beide Partner unterstützen. So baut Europa das Antriebsmodul der „Orion“-Kapsel.