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24.05.19 / USA suchen den Krieg mit dem Iran / Israel liefert dabei seinem wichtigsten Verbündeten in bewährter Manier Argumentationshilfe

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 21-19 vom 24. Mai 2019

USA suchen den Krieg mit dem Iran
Israel liefert dabei seinem wichtigsten Verbündeten in bewährter Manier Argumentationshilfe
Florian Stumfall

In diesen unsicheren Zeiten ist eines sicher: Der Iran kann keinen Krieg wollen. Doch genauso steht fest, dass Teheran einen Angriff nicht einfach hinnähme. Hier käme auch Israel ins Spiel, das daran allein schon durch den ständigen Druck teilnimmt, den es im Sinne eines Krieges auf die USA ausübt. Die USA hoffen, um die Weltherrschaft, Israel glaubt, ums Überleben zu kämpfen.


Mit großem propagandistischen Aufwand entsandten die USA ihren Flugzeugträger „Abraham Lincoln“ (CVN-72) in den Persischen Golf. Begleitet wird er von einem Atom-U-Boot, einem Kreuzer und einer Gruppe von Zerstörern. Sie alle sind mit Raketen für Angriffe aufs Festland bewaffnet. Gleichzeitig landeten im Emirat Katar auf dem US-Luftwaffenstützpunkt Al Udeid vier Langstreckenbomber der US-Luftwaffe vom Typ Boeing B-52 „Stratofortress“, die trotz ihres hohen Alters noch eine zeitgemäße Verwendung gefunden haben. Sie dienen als fliegende Abschussrampen für Lenkraketen und vor allem für Cruise Missiles.

Dieser Aufmarsch ist als Speerspitze der ohnehin rund um den Iran ausgerichteten US-Streitkräfte zu verstehen. Auf Stützpunkten in Saudi-Arabien, im Oman, in der Türkei, in Jordanien und in Pakistan stehen Einheiten der US-Luftstreitkräfte und Raketenbasen bereit, um den Iran im Bedarfsfall in Grund und Boden zu bomben. 

Die „Abraham Lincoln“ gibt also das Signal einer erhöhten Alarmbereitschaft, und nicht nur die Iraner fragen sich, warum dies zum jetzigen Zeitpunkt geschieht. Mit ein wenig Sarkasmus könnte man sagen, die USA hätten sich aus dem Nuklearvertrag mit Teheran zurückgezogen und die Iraner müssten dafür bestraft werden. Diese erklärten daraufhin tatsächlich einige Teile des Vertrags als nichtig, verhandeln darüber aber weiterhin mit Russland, China und Deutschland. 

Einen anderen Grund für das Säbelrasseln lieferte der bewährteste Verbündete der USA und erbittertste Feind des Iran, Israel. Der Iran plane, so raunte der allgegenwärtige israelische Geheimdienst Mossad, einige Einrichtungen der USA im Nahen Osten anzugreifen. Weitere Einzelheiten wurden nicht bekannt, immerhin habe der Mossad von einer „glaubwürdigen Bedrohung“ gesprochen. Mit seiner Schützenhilfe steht Israel in der Folgerichtigkeit seiner These vom „unabwendbaren Krieg“ gegen den Iran, mit der Tel Aviv und Washington im Jahre 1992 erstmals an die Öffentlichkeit getreten waren. Bereits bei zwei Kriegen gegen den Irak, anno 2001 wie auch zwei Jahre später, hatte der Mossad den US-Amerikanern den Vorwand geliefert, das Land militärisch anzugreifen. Beide Beispiele zeigen, dass man sehr wohl, wenn nicht gar bevorzugt, einen Krieg aufgrund einer Lüge vom Zaun brechen kann, und nichts scheint dagegen zu sprechen, dass das auch ein weiteres Mal der Fall sein könnte.

Gerne bedient sich vor allem Israel der Taktik der falschen Flagge (false flag). Das bekannteste Beispiel ist der israelische Angriff auf das US-amerikanische Spionageschiff „Liberty“ (AGTR-5). Am 8. Juni 1967 erfolgte im östlichen Mittelmeer ein Angriff, bei dem 37 Seeleute ums Leben kamen. Darauf starteten zwei US-Jagdbomber mit Atombomben an Bord Richtung Kairo. Im letzten Moment erkannte man, dass nicht die Ägypter, sondern die Israeli den Angriff durchgeführt hatten. Die Bomber drehten ab.

Zu den US-Politikern, die sich den „unabwendbaren Krieg“ ganz innig wünschen, gehören in erster Linie Außenminister Mike Pompeo und der Sicherheitsberater John R. Bolton. Pompeo ließ dafür seinen geplanten Besuch in Berlin fahren – was er dort zu erreichen hoffte, nämlich den deutschen Politikern ihre Nachrangigkeit vorzuführen, konnte er ja durch den Affront der Absage besser noch erreichen als durch einen Aufenthalt. In Bagdad aber wollte der Außenminister die militärische Drohkulisse diplomatisch ergänzen. Außerdem geht es Washington darum, sich die schiitischen Milizen des Irak vom Leibe zu halten. Diese Einheiten sind kampferprobt, sowohl gegen den Islamischen Staat (IS) als auch gegen die US-Besatzer, und sie halten enge Verbindung zu den irani-schen Revolutionären Garden. Sollten die USA den Iran angreifen, so hätten sie gegen diese Milizen sofort eine zweite Front, und zwar in ihrem Rücken.

Trotzdem legen die USA die Schwelle tief. Sie betrachten auch einen möglichen Angriff durch schiitische Milizen im Irak oder sonst irgendwo in der Region auf US-Truppen als Kriegsgrund. Die US-Logik lautet: Wenn US-Truppen oder diplomatische Einrichtungen oder überhaupt offizielle US-Vertreter im Mittleren Osten Schaden erleiden, beruht das in jedem Fall auf einem Angriff durch den Iran. Wer dieser Logik folgt, sucht einen Kriegsgrund.

So sehr die Falken im Weißen Haus und im Pentagon einen Krieg gegen den Iran wollen, so schwer sind die Risiken einzuschätzen, welche die USA damit eingingen. Denn die militärische Stärke des Iran ist schwer einzuschätzen, und der Haupt-Trumpf der USA, ihre Flugzeugträger, könnte sich schnell als die Achillesferse ihrer Strategie erweisen. Wer in den Persischen Golf fahren oder ihn verlassen will, muss die Straße von Hormuz passieren. Hier liegen der Iran und der Oman einander auf Sichtweite gegenüber. Beide Anrainer sind im Stande, den Seeweg zu blockieren.

Nun verfügt Russland über Antischiffsraketen, von denen eine einzige einen ganzen Flugzeugträger versenken kann, mit 5000 Mann Besatzung und allem Gerät. China und auch Indien haben vergleichbare Waffen. Inwieweit dem Iran derartige Raketen zur Verfügung stehen, weiß man im Westen nicht. Es wäre also für die USA ein Hasardspiel, sich auf einen Krieg gegen den Iran einzulassen. Den Flugzeugträgern könnte es ergehen, wie den übergroßen Schlachtschiffen im Ersten Weltkrieg – sie starben den Tod der Dinosaurier.