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24.05.19 / Vox-Wahlerfolge in Exklaven / Warum die Partei vor allem in Ceuta und Melilla Zuspruch findet

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 21-19 vom 24. Mai 2019

Vox-Wahlerfolge in Exklaven
Warum die Partei vor allem in Ceuta und Melilla Zuspruch findet
Bodo Bost

Unter den vielen Teilen Spaniens, die sich von Madrid vernachlässigt fühlen, bilden die beiden nordafrikanischen autonomen Städte Ceuta und Melilla die Speerspitze. Auch in Deutschlands Medien tauchen die beiden spanischen Exklaven häufiger auf, wenn es einmal wieder Massenanstürme von afrikanischen Asylsuchern auf die Grenzbefestigungen gibt. Immigration, Kriminalität und Dschihadismus sind dort in Sichtweite jedes Einwohners. 

In beiden Städten, die einst eine Domäne der konservativen Volkspartei (PP) waren, erzielte die neue rechte Partei „Vox“ (Stimme), ihre landesweit besten Ergebnisse. Vox erreichte in Ceuta 24 Prozent, in Melilla erzielte ihr Kandidat 16 Prozent, landesweit lag die Partei bei zehn Prozent. Vox hat auf Anhieb derart viele Stimmen gewonnen, weil sie als einzige Partei in den beiden Enklaven den Bau einer Mauer als Ersatz für den immer durchlässiger werdenden Dreifachzaun zur Grenze nach Marokko fordert. Im Wahlkampf war oft von einer von Marokko begünstigten „islamistischen und migratorischen Invasion“ die Rede. Durch die jahrzehntelange Immigration, die vor allem nach dem Beitritt Spaniens zur EU eingesetzt hat, hat sich innerhalb von 40 Jahren der Anteil der Muslime in beiden Exklaven auf etwa die Hälfte der Bevölkerungen erhöht, in Ceuta bilden die Muslime 46, in Melilla gar 52 Prozent der Bevölkerung. Melilla ist damit die erste mehrheitlich muslimische Stadt Spaniens und der EU. 

Die Botschaft von Vox ist vor allem bei den Militärangehörigen in Ceuta auf fruchtbaren Boden gefallen. Neben Immigranten bilden die Militärangehörigen – laut offiziellen Stellen gibt es allein in Ceuta 3600 Soldaten – die größten Bevölkerungsgruppen. Die Militärs, die zur Grenzsicherung aus ganz Spanien dorthin beordert wurden, erleben die Probleme der Immigration am bewusstesten. Sie erleben, dass immer mehr Minderjährige von Marokko über die Grenze geschickt werden, um das Chaos in den beiden Küstenstädten zu verstärken. 

Das Viertel La Cañada de Hidum, dicht am Grenzzaun in Melilla gelegen, ist ein Zentrum des Dschihadismus geworden. Die dortige Salam-Moschee wurde in den vergangenen Jahren zu einem der wichtigsten dschihadistischen Treffpunkte. Mohamed Houli Chemlal, der mutmaßliche Bombenbauer der katalanischen Terrorzelle von Barcelona, wurde in Melilla radikalisiert. Laut einer Studie ist der Stadtteil mit seinen gut 12000 Einwohnern der zweitgefährlichste in der ganzen EU. An erster Stelle steht das Viertel El Principe in der anderen spanischen Exklave Ceuta.

In beiden Orten lassen sich wie durch ein Brennglas die Herausforderungen durch die islamische Immigration nach Spanien und Europa betrachten. In La Cañada de Hidum und El Principe riskieren Fremde, die sich zufällig dorthin verirren, ihr Leben, die Polizisten trauen sich nur noch mit drei Fahrzeugen im Konvoi hinein. Auch Feuerwehr und Rettungswagen fahren nur noch mit einer Eskorte zur Rettung in die engen Straßen. Es wurden schon Streifen per Notruf gezielt in eine Falle gelockt. Dann hagelte es am Einsatzort Steine und ein Sonderkommando musste die Retter retten. Dem spanischen Staat ist die Kontrolle über die muslimischen Viertel am Rande der EU weitgehend entglitten. Man könnte auch sagen, dass Marokko in die EU langsam, aber sicher reinwächst. So sprechen die meisten Einwohner der Randgebiete der Enklaven statt Spanisch Berberisch oder Arabisch.