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24.05.19 / Ubers verpatzter Börsengang / Beobachter sehen Parallelen zum Platzen der Dotcom-Blase im Jahr 2000

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 21-19 vom 24. Mai 2019

Ubers verpatzter Börsengang
Beobachter sehen Parallelen zum Platzen der Dotcom-Blase im Jahr 2000
Norman Hanert

Der Börsengang des US-amerikanischen Fahrdienstvermittlers Uber war im Vorfeld als einer der größten Börsengänge der Finanzgeschichte bezeichnet worden. Bei Investoren stießen die Aktien allerdings nur auf eine schwache Nachfrage. Statt eines Kursprungs erlebten Anleger nach dem Börsendebüt einen Einbruch des Aktienwerts. 

Die Aktie von Uber rutschte schon am ersten Tag nach dem Börsengang um acht Prozent unter ihren Ausgabepreis. Anleger verloren gleich am ersten Tag insgesamt 650 Millionen US-Dollar. 

Die Entwicklung steht im Kontrast zu den hohen Erwartungen an den Börsengang. Im Vorfeld war von einem, der größten Börsengänge der Finanzgeschichte die Rede gewesen. Noch Ende letzten Jahres hatten die beiden Investmentbanken Morgan Stanley und Goldman Sachs den Börsenwert von Uber auf 120 Milliarden Dollar taxiert. Tatsächlich betrug der Marktwert am Ende des ersten Handelstages an der New York Stock Exchange nur 76 Milliarden Dollar. Die Aktie von Uber ist für Anleger vor allem eine Wette auf die ferne Zukunft. 

Uber vermittelt nicht nur als Konkurrent zu herkömmlichen Taxis Fahrten, sondern ist auch im Geschäft mit Essenslieferungen, der Frachtvermittlung für Lastwagenfahrer. Für die Zukunft strebt Uber eine Führungsrolle bei der Entwicklung selbstfahrender Autos an. Noch sind die Robotertaxis allerdings nicht marktreif.

Im vergangenen Jahr trug der Verkauf unprofitabler Aktivitäten in Russland und Südostasien etwas dazu bei, die Verluste von Uber zu reduzieren. Ein Gewinn ist aber für die nächsten Jahre erst einmal nicht in Reichweite.

Schon im März war Ubers kleinerer Rivale Lyft an die Börse gegangen. Zunächst wurde der Börsengang als Erfolg gewertet. Allerdings ging der Aktienkurs von Lyft in den folgenden Wochen auf Talfahrt. Auch der Börsengang des Fotodienstes Snapchat vor zwei Jahren hat sich für Anleger zu einer Enttäuschung entwickelt. Zu Beginn kostete die Aktie fast 30 Dollar, inzwischen beträgt der Wert nur noch eine Drittel.

Einige Beobachter sehen inzwischen sogar schon Parallelen zum Platzen der Dotcom-Blase im Jahr 2000, als viele unprofitable Technologie-Unternehmen in die Pleite gingen. Die aktuelle Ernüchterung speist sich aus mehreren Quellen: Wie vor 20 Jahren gehen auch jetzt viele Technologie-Firmen an die Börse, die keine Gewinne einfahren. Kurz vor dem Platzen der Dotcom-Blase betrug der Anteil von Unternehmen, die in den USA an die Börse gegangen sind, ohne dass sie profitabel waren, 81 Prozent. Für das vergangene Jahr wird ein Anteil von 80 Prozent genannt.

Für zusätzliche Verunsicherung an der US-Börse sorgte die Eskalation im Handelskonflikt zwischen den USA und China. Die USA haben die Zölle auf chinesische Waren im Wert von 200 Milliarden US-Dollar von zehn auf 25 Prozent erhöht. Im Gegenzug will China ab 1. Juni auf etwa 2500 US-Produkte den Importzoll auf ebenfalls 25 Prozent hochschrauben.

Inzwischen taucht der nächste Unsicherheitsfaktor auf. Im Lager der US-Demokraten wächst die Kritik an großen Internetkonzernen. Mit der Senatorin Kamala Harris hat sich vor Kurzem eine weitere Politikerin für eine Aufspaltung des Online-Netzwerks Facebook ausgesprochen.

Trotz einiger Parallelen zur Dotcom-Blase und aktueller politischer Risiken sehen einige Investoren allerdings auch ganz entscheidende Unterschiede. Vor 

20 Jahren wurde die Börseneuphorie auch stark von vielen Kleinanlegern getragen. Diese sind nun weit weniger engagiert. Im Fall des gefloppten Börsengangs von Uber werden vor allem einige Großinvestoren deutliche Papierverluste verbuchen müssen. Die „Neue Zürcher Zeitung“ nennt unter anderem den saudische Investitionsfonds als einen Investor bei Uber. Auch haben sich die Gesamterlöse der Börsengänge in den Jahren der Dotcom-Blase 1999/2000 auf einem völlig anderen Niveau bewegt, als dies in den letzten Jahren bei Börsendebüts der Fall war. Gleiches gilt für das Bewertungsniveau bei den Börsengängen von Technologie-Unternehmen. 

Auf den laufenden Börsenzyklus wirken sich zudem zwei sehr mächtige Faktoren aus. Die Geldschwemme der Zentralbanken hat zu einer Flucht in Sachwerte geführt und damit auch die Aktienkurse angeheizt. Zudem hat es die Steuerreform von Präsident Donald Trump großen US-Unternehmen schmackhaft gemacht, bislang im Ausland geparkte Gewinne in die USA zu überführen. Eine Reihe von Konzernen hat mit dem Geld eigene Aktien zurückgekauft, um die Notierungen auf hohem Niveau zu halten und so eine Kurspflege zu betreiben. Im vergangenen Jahr haben die 500 größten US-Firmen eigene Aktien im Wert von 800 Milliarden Dollar erworben. Für dieses Jahr werden sogar Aktienrückkäufe im Umfang von einer Billion Dollar erwartet. Die Politik des ultrabilligen Geldes hat allerdings auch dazu geführt, dass solche Rückkäufe zum Teil auch fremdfinanziert wurden und somit die Verschuldung von Unternehmen erhöht hat.