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24.05.19 / Frei gedacht / Du möchtest, dass unsere Welt besser wird

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 21-19 vom 24. Mai 2019

Frei gedacht
Du möchtest, dass unsere Welt besser wird
Eva Herman

Du möchtest, dass unsere Welt besser wird. Da sind viele Probleme, Verwerfungen, Unwahrheiten, und Du spürst den Niedergang, fühlst genau, wie sich alles zusammenzieht. Nicht selten geht es Dir elend, Du fragst, warum es auf dieser Erde so ungerecht zugeht. Du zeigst auf andere, weißt genau, wo ihre Fehler liegen. Fragst, wie sie so herzlos sein können, korrupt und schlecht.

Du fragst zu Recht, mein Freund. Doch halt für einen Augenblick inne, denn nun richte ich einige Fragen an Dich. Wie steht es denn mit Dir, mit Deinen Taten, in der Familie, im Freundeskreis, bei den Bekannten, Nachbarn, im Beruf, in und mit der Natur, den Tieren? Bist Du immer gerecht? Behandelst Du alle Lebewesen so, wie Du gerne behandelt werden möchtest?

Was tust Du, damit es Deinem Partner besser geht? Hast Du darüber nachgedacht, wie Du ihm oder ihr eine Freude machen kannst? Jeden Tag nur eine kleine Freude? Weißt Du denn überhaupt, worüber er oder sie sich wirklich freuen würde? Nein, es müssen keine Geschenke sein, die Du in einem Geschäft kaufst. Es kann eine Blume aus dem Garten sein. Es kann ein Lächeln an der richtigen Stelle sein, wo Du sonst gewöhnlicherweise über sein Wort einfach hinweggehst, weil Du gerade alle Hände voll zu tun hast. Halt inne, dreh Dich um und schenk Deinem Partner jetzt Dein Lächeln. Sieh ihn dabei an, schau tief in seine Augen, damit er spürt, dass Du es ernst meinst. Vielleicht hast Du das schon viele Jahre nicht mehr getan, weil Ihr Euch aneinander gewöhnt habt, weil der Alltag so anstrengend ist. Versuch es nur einmal wieder. Und noch einmal. Und abermals. Versetz Dich zurück in Eure Anfangszeit, hol das Gefühl der Liebe wieder herauf, such es, bis Du es wiederfindest. Und bewahre, erhalte es wie einen wertvollen Schatz, pflege Dein Glück jeden Tag aufs Neue …

Wann hast Du zum letzten Mal Deine Hand auf den Arm Deines Partners gelegt, während er Dir etwas erzählt? Probier es nur einmal aus, wiederhole es öfter. Lass nicht nach, fall nicht in die alten Gewohnheiten zurück. Viele Menschen haben vergessen, Leben und Liebe zu geben, dem Menschen gegenüber Respekt und Interesse zu zeigen, ihn ernst zu nehmen, ihm wirklich zuzuhören. Wann hast Du Deinen Partner zum letzten Mal in den Arm genommen? Nicht flüchtig, sondern inniglich? Nicht alltäglich, sondern auf eine ganz besondere Weise. Du wartest schon lange, dass er es tun möge? Du möchtest, dass unsere Welt besser wird, doch wann fängst Du damit an?

Was ist mit Deinen Kindern? Haben sie allen Grund, Dich zu lieben? Gabst Du ihnen selbst genügend Zuneigung in all den Jahren? Haben sie Grund, stolz auf Dich zu sein, vor allem als Mensch? Warst Du ihnen gegenüber immer ein gutes Vorbild? Was sagst Du, jeder Mensch macht mal Fehler? Gewiss, das stimmt durchaus, mein Freund. Und Du erwartest hier so manches Mal Nachsicht. Doch wie ist es mit Dir und Deiner eigenen Nachsicht? Hast Du immer Verständnis für den anderen gehabt? Versuchst Du, Dich in Dein Kind hineinzuversetzen, wenn es einen Fehler macht? Erinnerst Du Dich dabei an Deine eigene Jugend? Daran, wie Du warst und was Du gefehlt hast? Gibt es da nicht sogar häufig Parallelen? Gewährst Du Deinen Kindern die Freiheit, zu einer eigen bestimmten Persönlichkeit zu werden, ohne ihnen die Überstülpung Deiner persönlichen Vorstellungen zuzumuten? Du möchtest, dass unsere Welt besser wird, doch trägst Du selbst Deinen Teil wirklich dazu bei?

Deine Freunde, Bekannten, Kollegen, was würden sie wohl über Dich sagen, wenn Du eines Tages die Erde verlassen musst? Ein fairer, liebevoller Mensch? Großherzig, einfühlsam, gerecht? Haben sie allen Grund, so über Dich zu sprechen? Oder nicht? Gibt es Dinge, die Du bereust? Hast Du jemanden verletzt? Falls das so sein sollte, hast Du Dich dafür entschuldigt? Sagen wir mal, Du hättest tatsächlich nicht mehr viel Zeit. Bei wem müsstest Du Dich noch entschuldigen? Wem musst Du noch vergeben, der schon lange auf ein gutes Wort wartet? Weißt Du, wie wichtig die Versöhnung ist? Warum tust Du es nicht einfach – gleich heute? Muss man erst auf dem Sterbelager liegen, um zu erkennen, um was es wirklich geht im Leben?

Gewiss, unser Dasein ist anstrengend, heute mehr denn je. Man eilt und hastet, man schuftet und werkelt, um alles zu schaffen, was anliegt. Aber soll das wirklich alles gewesen sein? Hast Du Dich schon einmal gefragt, was der Sinn Deines Lebens ist? Wofür bist Du hier eigentlich auf der Erde? Um gestresst und ruhelos durch Dein Sein zu fegen? Wie oft bist Du eigentlich draußen in der Natur? Nimmst Du Dir genügend Zeit für Deine Genesung, für eine Erholung für Seele und Körper? Spürst Du da draußen in der herrlichen Natur die Liebe, mit der ein jeder Baum und eine jede Blume, jeder einzelne Grashalm, geschaffen wurde? Atme einmal tief durch, während Du unter einem alten, starken Baum stehst? Du musst sie doch fühlen, diese Überlegenheit, dieses geerdete Dasein, das Gesunde und Heilende. Probier es doch endlich aus, geh raus, atme tief ein und wieder aus, und wiederhole es, so oft es nur geht. Hör doch, die Vögel singen silberhell im Kanon, sie zwitschern und tirilieren ohne Sorgen. Verbinde Dich mit ihnen, danke ihnen für ihren wunderbaren, unermüdlichen Gesang. Sieh die Tiere, wie sie schwingen in den Gesetzen der Natur, solange nicht der Mensch seine Hand anlegt. Ergeben tun sie Deinen Willen, ob dieser gut oder böse ist, ob er gerecht ist oder von Macht- und Geldgier besessen. Hast Du mal über das riesige Maß an Verantwortung nachgedacht, das jeder Einzelne von uns trägt? Du möchtest, dass unsere Welt besser wird, aber wo stehst Du eigentlich?

Mein lieber Freund, komm zur Ruhe. Schau nach oben in den Himmel, öffne demutsvoll Deine Arme und danke dem Schöpfer für Dein Sein. Was ist der Sinn des Lebens? Gewiss, Du musst mit beiden Beinen auf der Erde stehen, sollst besonnen Deiner Arbeit nachgehen. Doch in welcher Stimmung verrichtest Du sie? Auch wenn Du derzeit nicht Deinen Traumberuf ausübst, so ist doch Deine Arbeit eventuell eine wertvolle Brücke, um wieder eine Stufe höher zu gelangen. Ist es nicht sogar wichtig, alle Entwicklungen in Stufen vorzunehmen, anstatt zu einem riesigen Hechtsprung anzusetzen und dabei eventuell abzustürzen? Gelingt Dir nicht jede Tätigkeit viel leichter in freudigem Sein? Warum grübelst Du? Wieso zermarterst Du Dir ständig Dein Gehirn über Dinge, die Du doch nicht ändern kannst? Ist es nicht viel besser, zuversichtlich nach vorne zu schauen, in vertrauensvollem Blick nach oben, in heiterer Seelenstimmung? Probier es einfach aus, und Du wirst schnell merken, dass Du selbst es bist, der über Glück oder Unglück entscheidet. Hast Du schon einmal darüber nachgedacht, dass es eventuell mehr Hilfe und Helfer für Dich geben könnte, als Du bisher dachtest? Bitte doch einmal darum, dass Dir geholfen werde. Und glaub fest daran. Du wirst bald die ersten Wunder erleben, solange Du nur daran festhältst.

Du möchtest, dass unsere Welt besser wird? Zeig nicht mehr auf andere, warte nicht darauf, dass sie anfangen, besser zu werden. Gehe in Dich Freund, schüttel das Alte ab. Und werde endlich neu. Du wirst sehen, wie sich dann unsere Welt plötzlich zum Besseren wendet.