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24.05.19 / D-Day, der Anfang vom Ende / Streitmacht ohne Beispiel: Die alliierte Invasion in der Normandie

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 21-19 vom 24. Mai 2019

D-Day, der Anfang vom Ende
Streitmacht ohne Beispiel: Die alliierte Invasion in der Normandie
Klaus J. Groth

D-Day wurde zum Kürzel eines folgenschweren Datums des Zweiten Weltkrieges. In der englischen Sprache bezeichnet D-Day allgemein den Tag einer militärischen Operation, entsprechend dem Tag X. Die Landung der Westalliierten am 6. Juni 1944 an der Küste der Normandie lief tatsächlich unter dem Codenamen „Operation Overlord“. 

Nach langen Überprüfungen war die französische Küste des Ärmelkanals östlich von Cherbourg als Landeplatz für die Invasion ausgewählt worden. Vom D-Day bis zum 12. Juni landeten 6400 Schiffe, sie brachten 326000 Soldaten, 104000 Tonnen Material und 54000 Fahrzeuge. Bis zum 30. uni war die Zahl der angelandeten Soldaten auf 850000 Mann gesteigert. Damit wurde jene zweite Front eröffnet, auf welche die Sowjets seit 1941 immer wieder gedrungen hatten. 

Nach dem Angriff auf Pearl Harbor und dem Kriegseintritt der USA wurden britische und US-amerikanische Streitkräfte unter ein gemeinsames Kommando gestellt. Seit März 1942 wurde an den Plänen für eine Operation Sledgehammer gearbeitet und noch im selben Jahr verworfen. Als erkennbar wurde, dass eine große Invasion nicht mehr vor 1943 möglich sein würde, plante man eine Generalprobe für den D-Day. An dieser Operation Jubilee waren 237 Schiffe beteiligt. Für kurze Zeit sollte die französische Stadt Dieppe besetzt werden. Die Operation startete am 18. August 1942. Ein Verband wurde am nächsten Morgen von einem deutschen Konvoi entdeckt und gemeldet, die Invasoren wurden erwartet. Nach sehr schweren Verlusten zogen sich die Alliierten zurück. 

Der britische Premier Winston Churchill und der US-amerikanische Präsident Franklin D. Roosevelt setzten nunmehr den Mai 1944 als Termin für die Invasion fest. Noch im März 1943 plante man eine Landung an den Stränden bei Caen. Über einen Brückenkopf sollten französische Häfen genommen werden. Die Pläne erwiesen sich aber als zu ehrgeizig und die Briten zogen sich aus dem Planungsstab zurück. Allerdings wurden einige der Überlegungen in die Planung der späteren Operation Overlord übernommen.

Der Transport von Menschen und Material stellte die Planer vor erhebliche Probleme. Vor allem fehlte es an Landungsschiffen, britische und US-amerikanische Werften waren voll ausgelastet. Gleichzeitig wurden neue Waffen für eine nasse Landung entwickelt. Dazu gehörten schwimmfähige Panzer, Dreschflegel-Panzer zur Minenräumung und Panzer mit Flammenwerfern. Auch im Detail wurde die Landung akribisch vorbereitet. Über die British Broadcasting Corporation (BBC) forderte die Admiralität die Briten auf, persönliche Urlaubsfotos und Postkarten der französischen Küste einzusenden. Neun Millionen Fotos gingen ein. Daraus und aus gesammelten Sand- und Gesteinsproben erstellte man ein Profil der Küste. Da die vorhandenen Landkarten der Normandie absolut veraltet waren, überflog man die Landungsabschnitte. So entstand eine „D-Day Invasion Map“, die in 18 Millionen Exemplaren gedruckt wurde. Im Juli 1943 landeten zehn Mitglieder einer Spezialeinheit, deutschsprechende Soldaten in deutschen Uniformen. Sie hatten, wie auch andere Aufklärer, den Auftrag, die deutschen Verbände auszukundschaften, Hindernisse und Verteidigungsanlagen zu melden. So entstand nach und nach ein detailreiches Bild von der für die Landung vorgesehenen Küste. 

Mit erheblicher Energie tarnten und täuschten die Westalliierten. Fingierte Funksprüche, fiktive Einheiten und vorgebliche private Nachrichten von Soldaten sollten die Deutschen glauben lassen, die Invasion finde an einem vollkommen anderen Küstenabschnitt in Frankreich oder gar in Norwegen statt. Diese Vermutungen bestärkten enttarnte deutsche Spione, die als Doppelagenten fungierten. 

Wegen widrigen Wetters musste der D-Day mehrfach verschoben werden. Das Wetter hatte sich nicht wesentlich gebessert, als der alliierte Oberkommandierende, General Dwight D. Eisenhower, den Termin auf den 6. Juni festsetzte. Damit wurde die massivste Invasion in der bis dahin bekannten Geschichte ausgelöst. Über 6000 Schiffe steuerten auf die Küste zu. Aus der Luft sicherten sie 4190 Jagdflugzeuge sowie 3440 schwere und 930 leichtere Bomber. Sie wurden begleitet von 1360 Truppentransportern und Frachtmaschinen. 11590 Flugzeuge waren im Einsatz. 170000 Soldaten kämpften für die Eroberung der Küste der Normandie. Der Streifen, auf dem der Angriff erfolgte, war nur 98 Kilometer breit. Er erstreckte sich auf das Gebiet zwischen Sainte-Mère-Église und Ouistreham. Die US-Amerikaner landeten in den Abschnitten mit den Codenamen Utah und Omaha Beach, in den Abschnitten Gold, Juno und Sword Beach gingen Briten und Kanadier an Land.

Luftlandedivisionen hatten den Auftrag, an den Flanken Brücken und Batterien zu zerstören. Damit sollte die Verteidigung durch Panzerverbände verhindert werden. Alle Ziele konnten erreicht werden, wenn auch teilweise mit schweren Verlusten. 

Die Deutschen traf die Invasion unvorbereitet. Auch wegen des schlechten Wetters hatten sie nicht mit ihr gerechnet. Viele Generäle waren abwesend, Generalfeldmarschall Erwin Rommel, Oberbehehlshaber der Heeresgruppe B und mit der Überwachung der Verteidigungsmaßnahmen am Atlantikwall beauftragt, feierte mit seiner Frau deren 50. Geburtstag. Zwar meldeten am 5. Juni ab 22 Uhr Radarstationen Störungen und ungewöhnlich starken Schiffsverkehr, dennoch glaubte man nicht an eine Invasion. Nur in Rommels Hauptquartier wurde Alarmbereitschaft ausgelöst, begrenzt auf einen kleinen Abschnitt. Und der betraf nicht die Küste, der sich die Armada näherte. Erst als die Landungsboote vor der Küste waren, wurden sie entdeckt. Nicht durch das Radar, sondern durch den von ihnen verursachten Lärm. 

Verwirrung, Chaos, laufende Fehleinschätzungen kennzeichneten die Reaktion der deutschen Befehlshaber. Noch am Morgen nach den Landungen wurde an Rommel gemeldet: „Es ist möglich, dass es sich um Ablenkungsangriffe handelt.“ Bis zum Mittag gab es keine geordnete Koordination. Den Alliierten war die Landung, unter teilweise sehr schweren Verlusten, gelungen. Und die Fehleinschätzungen hielten an. Als Adolf Hitler über die Invasion informiert wurde, meinte er: „Die Nachrichten können gar nicht besser sein. Solange sie in England waren, konnten wir sie nicht fassen. Jetzt haben wir sie endlich dort, wo wir sie schlagen können.“