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24.05.19 / Streiter für den deutsch-dänischen Ausgleich / Nach der Teilung Schleswigs 1920 führte Pastor Johannes Schmidt-Wodder die deutsche Minderheit im Nordteil

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 21-19 vom 24. Mai 2019

Streiter für den deutsch-dänischen Ausgleich
Nach der Teilung Schleswigs 1920 führte Pastor Johannes Schmidt-Wodder die deutsche Minderheit im Nordteil
Klaus Gröbig

Vor 150 Jahren, am 9. Juni 1869, wurde in dem damals zu Preußen gehörenden schleswigschen Städtchen Tondern Johannes Schmidt geboren. Sein Vater war evangelischer Theologe und zuletzt Probst von Alsen. So lag es nahe, dass Johannes und sein Bruder gleichfalls Geistliche wurden. Nach der Ablegung der Reifeprüfung am Johanneum in Hadersleben (Haderslev) studierte er Theologie in Leipzig, in Greifswald, wo er Mitglied des Kyffhäuserbundes wurde, und in Kiel, wo er das Examen ablegte. Nach dem Abschluss seiner theologischen Ausbildung wurde Schmidt das Amt eines Gemeindepfarrers in Wodder übertragen, einem Dorf an der Königs­au, die damals die Staatsgrenze zwischen dem Königreich Preußen und dem Deutschen Reich auf der einen Seite sowie dem Königreich Dänemark auf der anderen bildete. 

Preußen war in der Pentarchie, dem Konzert der fünf europäischen Großmächte, die kleinste gewesen, das 1871 gegründete Deutsche Reich war hingegen die größte. Trotzdem trat Pfarrer Schmidt, der sich nun Schmidt-Wodder nannte, dafür ein, die Belange der dänischen Minderheit angemessen zu berücksichtigen. Immerhin lag die deutsch-dänische Volkstumsgrenze südlich der Staatsgrenze und Nordschleswig hatte einen entsprechend starken dänischen Bevölkerungsanteil. In einer Kirchenzeitung schrieb Schmidt-Wodder 1907, dass Zwang im nationalen Kampf unwirksam sei. Zwei Jahre später war er an der Gründung eines „Vereins für deutsche Friedensarbeit in der Nordmark“ beteiligt. 

Nach dem von Deutschland verlorenen Ersten Weltkrieg forderte das am Krieg nicht beteiligte Dänemark eine Revision der Grenze zum südlichen Nachbarn. Als zumindest indirekte Folge des Versailler Diktates wurde 1920 eine neue, bis heute gültige Staatsgrenze gezogen, die eher südlich denn nördlich der Volkstumsgrenze liegt. 

Das Ergebnis war eine nicht unbedeutende deutsche Minderheit im dänischen Königreich mit bis zu 30000 Angehörigen. Schmidt-Wodder war als Landpfarrer viel unterwegs gewesen und hatte zahlreiche Verbindungen geknüpft. Er hielt sich daher für geeignet, die Interessenvertretung der Deutschen in Dänemark zu übernehmen. 

Schon ein gutes Vierteljahr, nachdem Dänemark am 15. Juni 1920 Nordschleswig annektiert hatte, sollte am 21. September ein neues dänisches Parlament gewählt werden. Wollte die deutsche Minderheit dort vertreten sein, war Eile geboten. Am 18. August 1920 formierte sich unter dem Vorsitz von Schmidt-Wodder der Schleswigsche Wahlverein, der seinen Vorsitzenden als Spitzenkandidaten nominierten. Dass die deutsche Minderheit bei der Parlamentswahl vom 21. September ein Mandat erreichen konnte, wurde als Erfolg gefeiert. Als Folketing-Abgeordneter mischte sich Schmidt-Wodder nicht in die dänische Innenpolitik ein, sein Anliegen war ausschließlich die Vertretung der Interessen der deutschen Minderheit. 

Schmidt-Wodder wurde kein Nationalsozialist, und es gelang ihm, dessen Bedeutung in Nordschleswig zunächst gering zu halten. Als glaubwürdiger Sachwalter schaffte er es, die Geschlossenheit der deutschen Volksgruppe zu erhalten. Trotz der Ernennung Adolf Hitlers zum Reichskanzler 1933 gelang es Schmidt-Wodder 1935, von der deutschen Minderheit erneut als Spitzenkandidat für die Parlamentswahlen aufgestellt zu werden. Am 22. Oktober 1935 zog er zum sechsten Mal in das dänische Parlament ein. 

Schließlich wurde Schmidt-Wodder von den Nationalsozialisten als zu klerikal und altmodisch angesehen. 1939 wurde der Tierarzt Jens Möller, ein überzeugter Nationalsozialist, für die deutsche Minderheit in das dänische Parlament gewählt. Trotzdem wurde Schmidt-Wodder nach dem Zweiten Weltkrieg verhaftet, allerdings zu keiner Strafe verurteilt. Der hochbetagte Senior beteiligte sich am Wiederaufbau der deutschen organisatorischen Strukturen in Nordschleswig und starb am 13. November 1959.