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24.05.19 / Die Industrie bittet zum Ball / Fabriken aus preußischer Zeit geben einem Industrieevent erst richtig Flair

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 21-19 vom 24. Mai 2019

Die Industrie bittet zum Ball
Fabriken aus preußischer Zeit geben einem Industrieevent erst richtig Flair
Chris W. Wagner

Seit zehn Jahren präsentiert sich das oberschlesische Industriegebiet bei der Industriada von seiner schönsten Seite. Und weil es sich um die dritte Auflage handelt, gibt es die Industriada gleich an drei Tagen vom 7. bis zum 9. Juni. In 44 architektonisch oder historisch interessanten Objekten an 27 Orten der oberschlesischen „Woi-wodschaft Schlesien“ werden während des Festes mehr als 

500 kleine und große Veranstaltungen organisiert. Den Start gibt Bielitz-Biala [Bielsko-Biala], das Finale findet in Kattowitz statt.

Die Industriada ist ein „Fest der Route technischer Kulturdenkmäler der Woiwodschaft Schlesien“, die zu 31 Architektur- und In-

dustriedenkmälern führt. Pate für die Industriada ist die ältere, im Ruhrgebiet stattfindende, „Extraschicht“, die dieses Jahr am 29. Juni stattfinden wird. Damals, vor zehn Jahren, war Jerzy Gorzelik, der für die Bewegung für die Autonomie Schlesiens (RAS) in der Regierung der Woiwodschaft Schlesien saß, Mitinitiator des oberschlesischen Industriefestes. Dieses hätte ohne die RAS nicht überlebt, da die Finanzierung der Industriada auf der Kippe stand. Durch Initiativen zur Bewahrung oberschlesischer Industriedenkmäler wie zum Beispiel der „Zwei-Türme-Aktion“ in Schwientochlowitz [Swientochlowice] bezüglich der dortigen Fördertürme oder auch die Organisation eines Kongresses zur Bewahrung der Industriedenkmäler 2014 in Königshütte [Chorzow] haben die Aktivisten der RAS für Zustimmung unter der Bevölkerung geworben. Nachdem die Industriada zu einem der beliebtesten Feste Oberschlesiens wurde und jedes Jahr viele Touristen anzieht, will man sich im Kattowitzer Marschallamt (der Regierungszentrale) nicht mehr gerne an die anfänglich stiefmütterliche Behandlung dieses Industriefestes erinnern lassen. Im Gegenteil, bei der Pressekonferenz zur Jubiläums-Industriada betonte der in Ruda [Ruda Slaska] geborene Staatssekretär im polnischen Energieministerium Grzegorz Tobiszowski (PiS): „Man kann nicht über diesen Landstrich reden oder Jubiläen der Aufstände begehen, ohne unsere industriellen Errungenschaften zu zeigen. Man muss stets zu den Wurzeln zurückkehren, denn diese identifizieren uns und unsere Haltung.“ Doch mit der Haltung zu den preußischen Wurzeln der Industriegeschichte, die keinem polnischen „Unser“ in Oberschlesien entspricht, hat man in seiner Partei eher Probleme, denke man nur an die Gründung des Schlesischen Museums in Kattowitz und die Entlassung des damaligen Museumsleiters Leszek Jodlinski, wegen seiner „pro-deutschen“ Haltung.

Jodlinskis Nachfolgerin, Alicja Knast, lädt indes zum „Indu-Ball“ in ihr Museum zum Finale der Industriada ein. „Sonntag beim Industriellen“ heißt das Motto des Finales. Es soll auf die Industriegeschichte im 19. Jahrhundert in den Industriellenpalästen Koschentin [Koszecin], Nakel [Naklo Slaskie], Plawniowitz [Plawniowice], Pless [Pszczyna], Sosnowitz [Sosnowiec], Neudeck [Swierklaniec] und Schwientochlowitz [Swietochlowice] aufmerksam machen, so Knast.

Adam Hajduga, Chef des Industriada-Organisationsteams im Kattowitzer Marschallamt, wies auf die bisherigen Erfolge des Industriefestes hin: „1,2 Millionen Interessierte besuchten allein im vergangenen Jahr die Objekte der 2006 gegründeten Route der Industriedenkmäler. Seit Beginn der Tradition nahmen 6,5 Millionen Menschen an diesem Fest teil.“ Zu den meistbesuchten Objekten der letzten Jahre zählen die Guidogrube und der Königin-Luise-Stollen in Hindenburg [Zabrze], die historische Wohnsiedlung Nickischschacht [Nikiszowiec] in Kattowitz sowie die Schmalspurbahn in Beuthen-Karf [Bytom-Karb].

Den Auftakt der 10. Industriada macht die aus dem schlesischen Bielitz und dem kleinpolnischen Biala zusammengeschlossene Textil-Doppelstadt Bilitz-Biala. Am 7. Juni wird in der Alten Fabrik, also im Historischen Museum, ein „Maschinenstart” organisiert, zu dem die Besucher – wie an alle Standorte – mit einem kostenlosen Shuttlebus fahren kann. „Und da man bei einem Indu-Ball, der ja Motto der gesamten Industriada ist, natürlich in entsprechender Robe erscheint, machen wir als Textilstadt den Anfang“, so Iwona Purzycka, Leiterin des Historischen Museums in Bielitz-Biala.