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24.05.19 / Haarige Sache / Jesus nur mit Bart – In Erl finden wieder die Passionsspiele statt

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 21-19 vom 24. Mai 2019

Haarige Sache
Jesus nur mit Bart – In Erl finden wieder die Passionsspiele statt
H. Tews

Es muss wohl wieder Passionsspielzeit sein. Warum sonst werden den Bewohnern des kleinen Ortes Erl die Haare immer länger? Und warum sonst lassen sich die Männer die Bärte nicht mehr schneiden? 

2019 ist wieder das Jahr der Passionsspiele in Erl. Alle sechs Jahre bringen die Einwohner der bei Kufstein an der deutschen Grenze gelegenen Tiroler Ge­meinde die traditionsreiche Passion auf die Bühne. 500 Laiendarsteller (man beachte – das ist ein Drittel der Einwohner des Ortes) sind mit vollem Einsatz dabei, eine jahrhundertealte Tradition am Leben zu erhalten. 

Zurückzuführen sind die Passionsspiele auf ein Gelübde der Erler Bevölkerung im Jahr 1613. Aus Dankbarkeit für Gottes Schutz und Hilfe vor Krankheit, Pest und Kriegsgefahr spielen die Erler seit über 400 Jahren mit einem unglaublichen Engagement ihre Passion. Für 2019 finden gerade die Generalproben statt. Denn schon am 26. Mai findet die Premiere im ältesten Passionsspielort im deutschsprachigen Raum statt. Bis zum 5. Oktober sollen noch 32 Aufführungen folgen, die jeweils sonnabends und sonntags von 13 bis 16 Uhr die Leidensgeschichte von Jesus Christus in Szene setzen.

Die ausgeprägte Szenengestaltung des Kreuzweges, eine eigens komponierte Passionsmusik von Wolfram Wagner, live präsentiert von Chor und Orchester, ein aktueller und moderner Text sowie ein stimmungsreiches Lichtdesign zeichnen die Erler Passionsspiele aus. Gespielt wird im Passionsspielhaus, das mit seiner einzigartigen Architektur und Akustik zu einem besonderen Juwel des Dorfes geworden ist. 

Inmitten grüner Wiesen erhebt sich das imposante Gebäude, das eigens für die Passionsspiele errichtet wurde. Sein äußeres Erscheinungsbild passt zur zeitgemäßen Inszenierung des Regisseurs Markus Plattner. Der bibelfeste Text von Felix Mitterer soll dabei in stimmungsreichen Bildern zur Aufführung kommen.

1500 Besucher können pro Vorstellung in den ansteigenden Sitzreihen der Aufführung folgen. Ausländische Besucher, die der deutschen Sprache nicht mächtig sind, können die Handlung dabei dank englischer Übertitel verfolgen. Interessierte dürfen sich auf einen kulturellen Hochgenuss inmitten der Tiroler Bergwelt freuen. Eintrittskarten von 

27 Euro bis 39 Euro sind erhältlich über die Internetseite www.passionsspiele.at.

Die Passionsspiele in Erl sollten im Übrigen nicht verwechselt werden mit einem anderen Festivalformat, das im Sommer im Juli und August sowie im Winter um die Neujahrszeit ein internationales Publikum in den kleinen Ort lockt. Die Tiroler Festspiele Erl präsentieren seit 1998 klassische Konzerte und Opern. Sie sind im Vorjahr in die Schlagzeilen gekommen, nachdem gegen den Intendanten Gustav Kuhn Missbrauchsvorwürfe bekannt wurden. Durch ähnliche Skandalen haben die Passionsspiele bislang nicht von sich Reden ge­macht. Jesus hält den Segen über die Veranstaltung.