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24.05.19 / Ferdinand Knauß zieht eine düstere Bilanz der Ära Merkel

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 21-19 vom 24. Mai 2019

Ferdinand Knauß zieht eine düstere Bilanz der Ära Merkel
Wolfgang Thüne

Ferdinand Knauß’ Buch „Merkel am Ende“ ist ein kluges und weitsichtiges Buch, in dem der Autor schreibt: „Die Agonie des Systems Merkel mag sich noch eine Weile hinziehen. Doch sein nahes Ende ist vorbestimmt“, weil ihm „die Vereinbarkeit mit der Wirklichkeit fehlt“. Dabei hatte die „New York Times“ die deutsche Kanzlerin zur „letzten Verteidigerin des liberalen Westens“ erklärt. Obgleich Ex-Präsident Barack Obama sagte „sie ist nun ganz allein“, habe Merkel sich „als Opfer für das Wohl des Westens“ zur Wiederwahl gestellt. Merkel habe sich als Ikone europäischer Gemeinsamkeit, des Multilateralismus und der liberalen Weltordnung gegeben, obgleich Henry Kissinger über sie sagte „she’s not a transcendent figure“ (Sie ist keine überragende Figur.). Unter Merkels Führung seien die Tugenden des Zusammenhalts und der Loyalität zu „Verantwortungsscheu, Machtanbetung und politischer Denkfaulheit“ degeneriert.

Das Buch ist in vier Kapitel unterteilt, die lauten: „Die Fesseln merkelscher Macht“, „Die Bilanz – Deutschland nach 13 Jahren Merkel“, „Die unpolitische Politikerin – Warum Merkel in Deutschland (noch) regiert“ und „Warum Merkel nicht mehr in unsere Zeit passt“. 

Merkel habe eines perfektioniert: eine „unpolitische Politik“. Es gebe in ihrer Laufbahn kein konstantes Ziel, nichts, wofür sie stehe. Nach der „Farce eines Aufstands“ 2015 habe sie im Juni 2018 ein taktisches Meisterstück geliefert. Sie habe die CSU-Bundestagsmitglieder ausgeladen und das alte „Divide et impera“ praktiziert. 1999 habe sie der CDU zugerufen, „die Partei muss laufen lernen!“ Doch diese warf sich der neuen Chefin „noch untertäniger zu Füßen als zuvor Kohl“. Im zweiten Kapitel lässt Knauß 13 Jahre Merkel Revue passieren. Knauß kommt zu dem Schluss, dass Merkel danach stark angeschlagen war: „Der politische Disruptor ist die AfD“, die nicht aus einem dunklen Orkus von „Hass“ und „Hetze“ gekrochen sei. Die Alternative für Deutschland konterkariere die von Merkel behauptete Alternativlosigkeit.

Das dritte Kapitel lässt sich anhand der Zwischenüberschriften ablesen und zeigt die Dramatik der Politik Merkels. Sie beginnt mit „die Antifa verteidigt Merkel“, dann folgt „die Kanzlerin des Nichts“, geht weiter über die „schiefe Ebene des Parteiensystems“ und den „Willen zur Macht“ und die „geistig-moralische Wende? Abgesagt“, es geht weiter mit der „Selbstentleerung der CDU“, und mit „Merkel – die unpolitische Politikerin“, sodann wirft der Autor die Frage auf: „Was tut Merkel?“ und endet mit „die Illusion vom Ende der Geschichte“. Die universalistischen, postpolitischen Linken propagierten das Dogma: „Nichts Trennendes existiert unter Menschen, kein wir gegen sie, das nicht durch Dialog zu einem dadurch erzielten rationalen Konsens aus der Welt zu schaffen wäre.“ Das sei eine kosmopolitische Illusion, der Merkel anhängt.

So geht das letzte Kapitel auch der Frage nach, warum Merkel nicht in unsere Zeit passt, als Multilateralistin im Alleingang.  Globalisierung heiße schließlich auch: „Es wird enger auf der Welt.“ Doch überall, wo es eng wird, steigt der Druck. Eines Tages komme die „Rück-kehr des Politischen“ und das Ende der Illusionen sei das Ende des Merkelismus. Die CDU sei gut beraten, den „schützenden Staat“ wiederaufzurichten.

Ferdinand Knauß: „Merkel am Ende. Warum die Methode Angela Merkels nicht mehr in unsere Zeit passt“, Finanzbuch-Verlag; München 2018, 220 Seiten, 19,99 Euro