27.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
31.05.19 / Keiner will’s gewesen sein / Wer zeichnet für das Ibiza-Video mit Heinz-Christian Strache verantwortlich?

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 22-19 vom 31. Mai 2019

Keiner will’s gewesen sein
Wer zeichnet für das Ibiza-Video mit Heinz-Christian Strache verantwortlich?
Michael Link

Dass der österreichische Vizekanzler Heinz-Christian Strache von der Freiheitlichen Partei Österreichs (FPÖ) mit einem Video, das bereits vor knapp zwei Jahren auf Ibiza heimlich gedreht worden ist, just wenige Tage vor der EU-Wahl zu Fall gebracht wurde, ist wohl kein Zufall. 

Unzweifelhaft sollte das Video, auf dem ein Gespräch über Staatsaufträge im Gegenzug für verdeck-te Wahlhilfe zugunsten der FPÖ hörbar ist, den Einfluss der Freiheitlichen schwächen. Bekannt ist, dass die Russland-Kontakte der FPÖ, die damals noch Oppositionspartei war, auch schon vor der Nationalratswahl im Oktober 2017 bei Geheimdiensten ein großes Thema gewesen waren.

Auf seiner Facebook-Seite zeigt sich Strache nun kämpferisch: „Wir werden die Hintermänner des kriminell erstellten Videos und Dirty Campaignings ausfindig machen … Ich habe ein reines Gewissen und will volle Aufklärung.“

Mittlerweile dürfte die Identität zweier Beteiligter geklärt sein. Laut Sascha Wandl, einem mit Spionage vertrauten Experten, habe ein ehemaliger Geschäftspartner die Videofalle gemeinsam mit einem Wiener Anwalt gelegt. Diesen Geschäftspartner habe er selbst im Bereich Spionage ausgebildet. Bereits am 24. März 2017 soll die „Ibiza-Affäre“ in einem Wiener Innenstadtlokal ihren Anfang genommen haben. Dort sei es zu einem ersten Treffen mit der gespielten Nichte eines russischen Oligarchen, dem in München tätigen Wiener Detektiv Julian H. und dem Wiener Rechtsanwalt gekommen, sagte der ehemalige, kurz nach der Veröffentlichung des Videos aus der FPÖ ausgetretene geschäftsführende Klubobmann Johann Gudenus gegenüber der österreichischen Tageszeitung „Kurier“.

Der Anwalt M. brachte Gudenus mit seinem Bekannten Julian H. zusammen, der zuletzt geschäftsführender Gesellschafter einer Detektei in München gewesen sein soll. Dieser dürfte der Begleiter des weiblichen Lockvogels gewesen sein, das Video produziert und damit die „Ibiza-Affäre“ eingefädelt haben. 

Gudenus bezeichnet den Anwalt M. mit Kanzlei in Wien als eine zentrale Figur. Dieser soll das Treffen aller Beteiligten überhaupt ermöglicht haben. Zunächst soll es – nach dem Tod von Gudenus’ Vater – um den Verkauf eines Teils der Grundstücke der Familie im niederösterreichischen Waldviertel gegangen sein. Exakt vier Monate später kam es in einer Villa auf Ibiza wieder zu einem Treffen, bei dem neben Gudenus auch der damalige FPÖ-Parteichef Strache anwesend war.

Allerdings sind zahlreiche Fragen zu dem sogenannten Ibiza-Video noch immer offen. Zunächst: Wer ist diese Aljona Makarowa, die sich als lettische Nichte des russischen Gas-Oligarchen Igor Makarow ausgab? Makarow hat indes bestätigt, als Einzelkind keine Nichten zu haben und auch keine Verwandte namens Aljona Makarowa zu kennen. Makarow kündigte in der Causa Strache an, jetzt selbst nach den Hintermännern suchen zu wollen. „Wir wenden alle gesetzlichen Möglichkeiten an, um herauszufinden, wer hinter der nicht autorisierten Verwendung meines Namens steht“, erklärte Makarow.

Bundeskanzler Sebastian Kurz hielt es unmittelbar nach der Veröffentlichung des Videos für „möglich“, dass der israelische Politikberater Tal Silberstein dahinter stecken könnte. Silberstein, der im Wahlkampf 2017 massives Dirty Campaigning gegen Kurz betrieben hatte und im selben Jahr in Israel wegen Verdachts auf Korruption und Geldwäsche festgenommen wurde, wies jegliche Anschuldigungen von sich.

Offen ist immer noch, wie das Video in die Hände der Journa-

listen des „Spiegel“ und der „Süddeutschen Zeitung“ kam. Darüber hinaus ist die Rolle Jan Böhmermanns weiterhin unklar. Weshalb wusste der Satiriker schon vor einem Monat im Rahmen der Verleihung des österreichischen Fernsehpreises „Romy“ Bescheid, wie Anmerkungen in seiner Dankesrede erkennen ließen? Drastisch äußerte sich Böhmermann in seiner Sendung „Neo Magazin Royal“ am Tag vor der Veröffentlichung des Videos: „Kann sein, dass morgen Österreich brennt.“

Die österreichische Oberstaatsanwaltschaft wurde mit der Prüfung des Falles beauftragt. Erschwerend in Bezug auf die Ermittlungen wirkt allerdings die Tatsache, dass der Chef des Verfassungsschutzes, Thomas Haldenwang, am Tag der Enthüllung öffentlich Österreich sein „Misstrauen“ ausgesprochen hat. Das Image der Alpenrepublik sei unter den europäischen Geheimdiensten derart beschädigt, so Haldenwang, dass der bundesdeutsche Verfassungsschutz erhebliche Risiken in der Kooperation mit Österreich sieht und deshalb eine Zusammenarbeit infrage stellt. Damit scheint der Weg zu gemeinsamen Ermittlungen österreichischer und bundesdeutscher Behörden ausgeschlossen zu sein.

Auch Moskau will mit der Causa nichts zu tun haben. „Wir wissen nicht, wer diese Frau ist, ob sie russischer Nationalität oder Herkunft ist“, hieß es knapp seitens des Kremls.