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31.05.19 / Ryanair in Turbulenzen / Konkurrenzkampf und hohe Kosten bringen Iren in Schieflage

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 22-19 vom 31. Mai 2019

Ryanair in Turbulenzen
Konkurrenzkampf und hohe Kosten bringen Iren in Schieflage
Peter Entinger

Der irische Billig-Flieger Ryanair schien eine einzige Erfolgsgeschichte zu sein. Doch die neusten Zahlen sind alarmierend. Zwar steigen immer mehr Passagiere in die Flugzeuge ein, aber die Gewinne sind rückläufig. Im Ende März abgelaufenen Geschäftsjahr sei der Gewinn um 29 Prozent auf 1,02 Milliarden Euro eingebrochen, gab die Fluggesellschaft bekannt.

Grund für den massiven Gewinnrückgang sind nach Einschätzung von Branchenkennern der Preiskampf in der Luftfahrtbranche sowie gestiegene Ölpreise und Kosten für Personal. Die Konkurrenz hat mit denselben Problemen zu kämpfen, aber bei Ryanair kommen noch Anlaufverluste bei der übernommenen Fluglinie Laudamotion hinzu. Angesichts der bestehenden Überkapazitäten, des bevorstehenden Brexits und Verzögerungen bei der Auslieferung der Boeing 737 Max könnten die Ergebnisse weiter zurückgehen, warnte Ryanair-Boss Michael O’Leary.

Spannend wird die weitere Entwicklung bei Ryanair sein. Unter dem Dach der künftigen Ryanair-Gruppe sollen die mittlerweile vier Airlines des Unternehmens zusammengefasst werden. An der Spitze der neuen Holding soll 

O’Leary stehen. Für das Tagesgeschäft des Flaggschiffes soll ein neuer Vorstandschef kommen. Dass O’Leary sich aber aus dem operativen Management heraushalten wird, gilt als unwahrscheinlich. Derweil gibt sich der Boss noch optimistisch. „Offen gesagt, wenn wir durch eine Phase zermürbender Preiskriege gehen, werden die Gewinne ein oder zwei Jahre leiden“, erklärte der Ire per Videobotschaft, aber mittelfristig, in vier, fünf Jahren, sei wieder mit einer Trendwende zu rechnen, wenn sich die größten Airlines in Europa durch Konsolidierung stärkten und beim Kapazitätswachstum disziplinierten.

Für die Passagiere ist der Konkurrenzkampf eine positive Nachricht. Die Ticketpreise gehen kontinuierlich runter. Für den Konzern ist es aber ein echtes Problem. In diesem Jahr fiel der durchschnittliche Ticketpreis auf 37 Euro, gleichzeitig stiegen die Kosten pro Passagier aber um rund fünf Prozent. Auch die Personalkosten nahmen um 28 Prozent zu, nachdem sich Ryanair mit Pilotengewerkschaften auf Tarifverträge geeinigt hatte. Damit sollten weitere Streiks vermieden werden. 

Wie angespannt die Lage ist, zeigt die Reaktion an den Börsen. Nach Bekanntgabe der Geschäftszahlen brachen nicht nur die Aktien von Ryanair mit bis zu sieben Prozent deutlich ein, sondern auch die Kurse der Rivalen Easyjet, IAG und Air France-KLM verzeichneten Rückläufe von bis zu 1,5 Prozent. 

Teurer Treibstoff und gesunkene Ticketpreise haben auch den britischen Billigflieger und Ryanair-Konkurrenten Easyjet im Winterhalbjahr tiefer in die roten Zahlen getrieben. Unter dem Strich stand für die sechs Monate bis Ende März ein Fehlbetrag von 218 Millionen britischen Pfund (247 Millionen Euro) und damit rund viermal so viel wie ein Jahr zuvor. Für den Sommer sagte 

Easyjet-Chef Johan Lundgren eine weitere Stagnation voraus. Die Unsicherheit über den Austritt Großbritanniens aus der EU helfe Easyjet nicht dabei, möglichst viele Flugtickets zu auskömmlichen Preisen zu verkaufen.