20.04.2024

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31.05.19 / Kindergeschwätz

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 22-19 vom 31. Mai 2019

Kindergeschwätz
Erik Lommatzsch

Junge Menschen äußern sich gern mal zur Politik, in der Regel idealistisch-unreflektiert. So sollte es auch behandelt werden. Tut es allerdings seit einiger Zeit nicht mehr. Ein Zeichen für die fortschreitende Infantilisierung der Gesellschaft ist die 16-jährige „Klimaaktivistin“ Greta Thunberg, die mit ihren flachen Panikbotschaften nicht nur jugendliche Anhänger mobilisiert, sondern auf höchster politischer Ebene ans Mikrofon gebeten wird.

Einzureihen ist hier auch ein Videobeitrag des „Youtubers“, der unter dem Namen „Rezo“ auftritt. Seit dem 18. Mai ist der knapp einstündige Monolog abrufbar, in welchem er vor allem der CDU die Leviten liest. „Rezo“ ist deutlich links von der SPD zu verorten. Durch die Schuld der Union sei die Kluft zwischen Arm und Reich breiter geworden, Aufstiegs-chancen durch Bildung gebe es in Deutschland weniger als anderswo, die Klimapolitik sei ka-tastrophal und augenscheinlich beteilige man sich an Kriegsverbrechen. Nichts, was man nicht schon andernorts gehört hätte. „Rezo“ bemüht sich um Belege, wobei ihm mal jemand hätte sagen können, dass nicht jede im Internet gefundene Aussage ein zwingender Beweis ist. Die Schulstunde über die Photosynthese hat er seinerzeit wohl auch versäumt. Man zuckt etwas zusammen, wenn man erfährt, dass er 1992 geboren ist. Durch Ausdrücke wie „fucking“, „abloosen“ oder „fun fact“ wirkt er wesentlich unreifer.

Das Video, welches sachlich völlig irrelevant ist, wurde millionenfach aufgerufen. Dazu beigetragen hat die CDU selbst. Schließlich hat sich nicht einmal die Tagesschau entblödet, die Angelegenheit publik zu machen. 

Aktiv war die CDU zunächst auf Initiative der Vorsitzenden Annegret Kramp-Karrenbauer geworden: Als Reaktion entstand ebenfalls ein Video, mit dem – vielleicht etwas zu – strebsamen Jungabgeordneten Philipp Amthor vor der Kamera. Dem Parteivorstand gefiel das nicht, es blieb unveröffentlicht. Nächste Runde: Generalsekretär Paul Ziemiak bittet „Rezo“ – den er plump duzt – via Twitter-Kleinschrift zum Gespräch, „wir finden gemeinsame Lösungen“. 

Ist es nun erschreckend, dass die CDU sich bemüßigt fühlt, Gemecker auf mittlerem Schülerniveau mit einer Einladung auf Augenhöhe zu quittieren? Oder handelte es sich – unmittelbar vor der Europawahl – um das Erkennen der Chance, die CDU bei Jugendlichen ins Gespräch zu bringen? 

Immerhin kann man sich so auf billige Art „offen für Kritik“ zeigen und Sympathien verschaffen. Die „Auseinandersetzung“ mit „Rezo“ ist ungefährlich. Ernsthafte Gegenpositionen – schon aus den eigenen Reihen, in Form der „Werte-union“ – verhallen ungehört. 

Da lässt man doch lieber die Kinder plappern und weiß genau, dass man nichts zu befürchten hat oder am Ende sogar profitiert. Das gilt für „Rezo“ ebenso wie für Greta, eine der besten CDU-Öffentlichkeitsarbeiterinnen für die unsinnige „Energiewende“.