19.04.2024

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07.06.19 / Eisern in der Bundesliga

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 23-19 vom 07. Juni 2019

Eisern in der Bundesliga
Theo Maass

Im Jahre 1989 war der 1. FC Union Berlin letztmalig erstklassig. In der vorletzten Saison der DDR-Liga landete der Verein, der den politischen Machthabern viel Verdruss bereitet hatte, allerdings auf einem Abstiegsplatz. Mit viel Pech verpassten die „Eisernen“ nach der deutschen Vereinigung einen Platz in der nun gemeinsamen Bundesliga oder wenigstens der 2. Liga. Viele Jahre verbrachte der Traditionsverein anschließend in der 3. Liga. Der Klub hatte zunächst große Schwierigkeiten, wirtschaftlich solide zu arbeiten. 2001/02 erfolgte der Aufstieg in die  2. Liga – aber nur für drei Jahre. Zuvor hatte 1998 die DDR-Punk- und Kultsängerin Nina Hagen dem Verein eine Hymne gesungen, die auch heute noch im Stadion ertönt. In der Spielzeit 2009/10 kehrte Union abermals in die 2. Liga zurück und galt seitdem als „Geheimtipp“ für den Aufstieg in die erste Klasse. Und nun hat es endlich geklappt. Union hat sich in die 1. Bundesliga gekämpft.

Der Aufstieg des (Ost-)Berliner Kultklubs ist mehr als nur ein Fußballereignis. Mit Union und RB Leipzig stammen erstmals nach langen Jahren wieder zwei Erstligisten aus der früheren DDR. Einige Zeit gab es hier gar keine. Die kurzen Stippvisiten von Energie Cottbus und Hansa Rostock haben gezeigt, dass sich dauerhaft nur Vereine mit einem starken wirtschaftlichen Umfeld in der Königsklasse halten können. RB Leipzig hat das Glück, dass ein wirtschaftlich starker Sponsor hinter dem Verein steht. Union verfügt nicht über einen solchen finanzstarken Helfer, aber über eine engagierte Anhängerschaft, die beim Stadionausbau selbst mit Hand anlegte, und als die Insolvenz drohte, mit der Sammelbüchse in der Hand die Finanzen in Ordnung bringen half. 

Neben diesem gesamtdeutschen kommt aber noch ein rein Berliner Aspekt hinzu. Union ist nun bereits der fünfte Berliner Klub nach Tasmania 1900, Tennis Borussia (zweimal), Blau Weiß 90 und Hertha BSC, der seine Visitenkarte in der 1. Bundesliga abgibt. München kann da mit zwei ehemaligen und einem aktuellen Bundesligisten noch am ehesten konkurrieren. Leipzig, Stuttgart, Köln und Hamburg haben jeweils zwei ehemalige oder aktuelle Bundesligisten vorzuweisen. Zwar zeigt das Beispiel Hoffenheim, dass ein Verein ohne fußballerisches Umfeld allein mit Sponsorenunterstützung sich auch in der Bundesliga etablieren kann, aber zur „richtigen“ Fußballkultur gehören Anhänger und ein wirtschaftsstarkes Umfeld. Der 1. FC Union und seine Vorgänger können auf eine bis 1906 zurückgehende Geschichte blicken, aber der Verein war zusätzlich eben auch ein Stück positive DDR-Geschichte, denn dort sammelten sich alle diejenigen,  die von der SED nichts hielten.