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07.06.19 / Judenhass

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 23-19 vom 07. Juni 2019

Judenhass
Hans Heckel

Ein einziger Satz offenbart die ganze Hilflosigkeit, nein, die Verlogenheit der deutschen Antisemitismus-Debatte. Er stammt von Regierungssprecher Steffen Seibert höchstselbst. 

Hintergrund: Der Antisemitismus-Beauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, hatte Juden in Deutschland davor gewarnt, in bestimmten Stadtvierteln die Kippa zu tragen. Seit Jahren kommt es vermehrt zu Beschimpfungen und Übergriffen gegen Menschen, welche die jüdische Kopfbedeckung auf der Straße zeigen.

Seibert wies Kleins Warnung mit den Worten zurück, der Staat müsse dafür sorgen, dass Menschen überall in Deutschland sicher eine Kippa tragen können. „Der Staat hat zu gewährleisten, dass die freie Religionsaus-übung eines jeden möglich ist“, so Seibert. „Zu dieser Verantwortung stehen wir.“

Wohl gemerkt: So sprach der Regierungssprecher einer Kanzlerin, die mit dem Satz in die Geschichte einging: „Wir können nicht kontrollieren, wer über unsere Grenze kommt.“ Die mit ihrer Grenzöffnung die Verantwortung dafür trägt, dass Weihnachtsmärkte mit Panzersperren geschützt werden müssen. Vor wem denn? Vor den gleichen Menschen, vor denen sich Kippa tragende Juden mit gutem Grund fürchten.

Das großspurige Gerede von der „Verantwortung“ verfault angesichts dieser unübersehbaren Kausalität im Munde des Sprechers selbst. Hier zeigt sich jene faule Festtags-„Verantwortung“, die hier lebenden Juden nichts nützt. Und es ist noch schlimmer. Ein Verdacht lässt angesichts all dessen sich noch weniger unterdrücken denn je. 1998 sprach der Schriftsteller Martin Walser vom „Missbrauch der Vergangenheit zu aktuellen Zwecken“. Er meinte die schäbige Indienststellung des Holocaust fürs Niedermachen aktueller politischer Gegner.

Dieser Missbrauch lastet seit Jahrzehnten als dunkler Fleck auf der Aufarbeitung der NS-Verbrechen. Nun aber fliegt der Schwindel vollends auf: Da die Antisemitismus-Debatte nicht mehr eindeutig zu instrumentalisieren ist, wie Walser es angeprangert hat, zerläuft sie gänzlich ins Phrasenhafte.

Gegen nach Deutschland eingewanderten Judenhass soll eine verstärkte Aufklärung über den Holocaust helfen.

Der importierte Judenhass sprießt aus den Abseiten muslimischen Denkens und hat damit völlig andere Quellen als der rassenideologische Antisemitismus brauner Prägung. Derlei „Aufklärung“ ist nichts als ein weiteres Ausweichmanöver, denn sie dürfte an der Masse der orientalischen Antisemiten mangels eigener historischer Bezüge abprallen. Doch die Quellen des muslimischen Judenhasses auch nur anzusprechen stünde quer zur Multikulti-Ideologie und soll daher möglichst unterbleiben.

Wenn jetzt der Präsident des Zentralrats der Juden, Josef Schuster, Muslimen ein gemeinsames Vorgehen gegen die AfD andient, zeigt dies nur, welches Ausmaß die Verwirrung angenommen hat.