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07.06.19 / Einstiges O-Busdepot wird Museum / Allenstein will Industrie- und Technikexponate ausstellen – Gebäude wurde umfassend saniert

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 23-19 vom 07. Juni 2019

Einstiges O-Busdepot wird Museum
Allenstein will Industrie- und Technikexponate ausstellen – Gebäude wurde umfassend saniert
Dawid Kazanski

Die Restaurierungsarbeiten am ehemaligen Allensteiner O-Busdepot nähern sich dem Ende. Nach Abschluss der Arbeiten soll dort ein Ausstellungszentrum für großformatige Technik- und Industriedenkmäler entstehen. 

 Das Gebäude des in der Nähe des Museums der Moderne in Allenstein gelegenen einstigen Betriebshofs und Depots für Oberleitungsbusse (O-Busse) wird in Kürze als Museum wiedereröffnet. Nach dem Ende der Restaurierung wird das Haus in der Gartenstraße zum Ausstellungszentrum für großformatige Technik- und Industriedenkmäler, die zurzeit noch im ehemaligen Raphaelsohn-Sägewerk untergebracht sind, in dem sich das Museum der Moderne befindet. Wegen unzureichender Ausstellungskapazitäten können sie dort jedoch nicht länger beherbergt werden. Aus diesem Grund kam die Idee auf, ein neues Museum ins Leben zu rufen, in dem die Stadtgeschichte noch besser präsentiert werden kann. 

Die Räume des alten O-Busbetriebshofs, der bis 1971 in Betrieb war, eignen sich dafür besonders gut. Zuletzt war das Gebäude als Werkstatt und Lagerhalle genutzt worden. Mehrere Anbauten an das Hauptgebäude es mit ihrem hässlichen Aussehen verschandelten. In den vergangenen Jahren verwahrloste das Objekt und lief Gefahr, sich allmählich in eine Ruine zu verwandeln. 

Da es sich beim ehemaligen O-Busdepot um eine große Halle handelt, die für museale Zwecke genutzt werden kann, ist es gut nachvollziehbar, dass ausgerechnet hier das neue Museum entstehen soll. Wie Joanna Mariuk, Reiseführerin und Mitarbeiterin des Städtischen Kulturzentrums, erklärt, wolle man dort auch Denkmäler ausstellen, die nirgendwo anders wegen ihres historischen Charakters, ihres Ausmaßes und ihrer Schwere gezeigt werden könnten. Man beabsichtige auch, eine Werkstatt einzurichten, in der laufende Reparaturen an den technischen und industriellen Exponaten durchgeführt werden können. Die Restaurierung, die sich aktuell in ihrer Abschlussphase befindet, zielt darauf hin, das ursprüngliche Erscheinungsbild des O-Busbetriebshofs, vor allem seine Ziegelfassade, wiederherzustellen. Der Umfang der Arbeiten umfasste auch die thermische, Feuchtigkeits- und akustische Isolierung des Gebäudes. Installiert wurden alle notwendigen Anschlüsse, einschließlich Wasserversorgung, Regenwasserableitung, Elektrizität und Telekommunikation. Außerdem wurden die Räume mit Heizung und Lüftung ausgestattet. Erneuert wurden ansonsten die Fenster- und Türen, sodass man jetzt von außen die auffallenden, weiß stilisierten Fensterrahmen bewundern kann, die dem Depotgebäude eine elegante Anmut verleihen. Den größten Eindruck auf Vorbeigehende macht jedoch die teilweise verglaste Einfahrtspforte, die den Neugierigen, welche ihre Blicke gerne durch die Verglasung werfen, verrät, über wie viel Platz das neue Museum verfügen wird. 

Am künftigen Ausstellungspavillon gibt es auch einen kleinen Parkplatz mit sechs Pkw-Stellplätzen. Dadurch, dass die provisorischen Nebengebäude abgerissen wurden, konnten auf der freien Fläche Bänke, Grünanlagen, Springbrunnen und eine moderne Beleuchtung entstehen. Der endgültige Wert der Arbeiten, für die die Stadt ursprünglich knapp eine Million Zloty (rund 233000 Euro) bereitgestellt hatte, belief sich letztendlich auf fast anderthalb Millionen Zloty (fast 350000 Euro). Es ist noch zu erwähnen, dass man im bestehenden Museum der Moderne nicht nur zahlreiche Informationen über die Entwicklung der hiesigen Sägewerke, Ziegeleien, Glas- und Eisenhütten sowie Wasserkraftwerke finden kann, sondern es auch eine Dauerausstellung gibt, die die Geschichte der verschiedenen öffentlichen Verkehrsmittel in der Region veranschaulicht. 

Das renovierte O-Busdepot ist das einzige historische Relikt, das mit der Vergangenheit der Sammeltransportmittel im Zusammenhang steht. Die erste O-Buslinie in Allenstein wurde am 1. September 1939 eröffnet. Sie führte vom Hauptbahnhof zur Masurensiedlung. Am Anfang kursierten fünf Oberleitungsbusse, die jeweils über 28 Sitz- und 17 Stehplätze verfügten. Während des Zweiten Weltkrieges fuhren in Allenstein auch Schwerlast-Trolleybusse, die die Kohle zum Gaswerk transportierten. Im Jahr 1959 hatte das Streckennetz des öffentlichen Personennahverkehrs eine Länge von insgesamt 43 Kilometern, zehn davon waren O-Busstrecken. 1971 wurde der Trolleybusverkehr eingestellt. An ihn wird das neue Museum erinnern. Obwohl nach 50 Jahren die Straßenbahn nach Allenstein zurückkehrte und ausgebaut werden soll, beabsichtigen die Stadtbehörden keine Rück-kehr von O-Bussen.