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07.06.19 / Leserforum

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 23-19 vom 07. Juni 2019

Leserforum

Wer könnte da noch unwillig sein?

Zu: Seid unwillig! (Nr. 20) 

Unwillig oder willig setzt voraus, dass man einen eigenen Willen hat. Wie aber kann man unwillig sein, wenn man sich hinsichtlich seiner politischen Ausrichtung (in diesem Falle wegen der Vergangenheit Deutschlands) absolut festgelegt hat oder meinte, sich festlegen zu müssen? 

Das größte Interesse an einer kriegerischen Auseinandersetzung mit dem Iran hat Israel. Der Iran unterstützt die palästinensischen Freischärler massiv. Dies ist ein Beistand für ihre arabischen Glaubensbrüder, die durch die vom Staat Israel mit ungeheurer, teils krimineller Energie betriebene Siedlungspolitik aus ihrem eigenen Land vertrieben werden sollen. Die Despotie geht hier – streng nach dem Verursacherprinzip – zunächst also nicht vom Iran, sondern von Israel aus. 

Es vergeht wohl kaum ein Treffen von Politikern, an dem der israelische Ministerpräsident Netanjahu nicht auf den Aggressor Iran hinweist, ohne seine eigene Position in diesem Lichte zu betrachten. Wie soll Europa, angesichts der jüngsten Vergangenheit, nun zu einer einheitlichen Linie finden, wenn sich Deutschland, als der europäische starke wirtschaftliche Motor, wegen seiner Geschichte bereits einseitig zugunsten Israels festlegen musste? Hier ist kein Spielraum mehr vorhanden, ohne dass es zu einem Wortbruch kommen könnte. Frankreich, gehörend zu der einstigen Siegerphalanx, hat da natürlich keine Probleme, denn es stößt, wie in früheren Zeiten, wieder mit den einstigen Verbündeten in dasselbe Horn. 

Dass der Iran trotz der vorhandenen Ölvorkommen wirtschaftlich vor dem Aus steht, ist, wie in allen anderen Fällen auch, durch die restriktiven US-Boykottmaßnahmen, an denen sich natürlich alle der westlichen Wertegemeinschaft zuzurechnenden Nationen beteiligen müssen, bewirkt. Wirtschaftliche Isolation (= Erpressung) steht also immer vor einer Eskalation. Das Prinzip kennen wir ja schon, sowohl aus der Geschichte (Boykott gegen Japan im Zweiten Weltkrieg), wie eben auch in der Gegenwart (Syrien, Venezuela, Russland). Der internationale freie und friedliche Austausch von Wirtschaftsgütern wird zugunsten der politischen und ego­istischen Zielsetzung der eigenen Politik geopfert. Wenn nach einer denkbaren Zerschlagung des Iran alle Mitwirkenden dieser Wertegemeinschaft am Beutekuchen vorteilhaft beteiligt werden, kann man die Skrupel (sofern man diese in der Politik überhaupt kennt) auch zurückstellen. Schließlich hat man ja schon 1953 bei dem demokratisch gewählten iranischen Präsidenten Mossadegh die Privatisierung des iranischen Ölvorkommens mit der Einführung eines demokratischen Schahs gekrönt. Demokratie ist eben, je nach Interessenlage, unterschiedlich wandel- und interpretierbar, doch unter diesen vorteilhaften wirtschaftlichen Aussichten eine lohnende Sache, wer könnte denn da noch unwillig sein?

Rudolf Neumann, Ahrensburg






Gleiches Recht für Arbeiter, Angestellte und Beamte!

Zu: Das Grundgesetz galt als Provisorium (Nr. 19)

70 Jahre deutsches Grundgesetz am 23. Mai 2019. Wissen Sie eigentlich, dass das Berufsbeamtentum in Deutschland laut den Artikeln 33 Absatz 4 und 5 Grundgesetz besonders geschützt ist? So bekommen ledige Beamte wie selbstverständlich eine monatliche Mindestgrundpension in Höhe von 1761 Euro brutto im Monat und verheiratete Beamte in Höhe von 1856 Euro brutto im Monat ohne eine Bedürftigkeitsprüfung.

Und wie werden Arbeiter und Angestellte für ihre Lebensleistung im Vergleich zu Beamten von der gesetzlichen Rentenversicherung belohnt? Nach den Plänen von SPD-Bundesarbeitsminister Hubertus Heil sollen sie eine monatliche Respekt- und Mindestgrundrente bekommen, die in Brutto ungefähr nur halb so hoch ist wie bei Beamten. Erstaunlicherweise regen sich dabei die CDU und CSU besonders darüber auf, dass die Grundrente wie bei Beamten die Grundpension ohne eine Bedürftigkeitsprüfung gezahlt werden soll.

Was soll das? Warum soll bei Beamten keine und bei Arbeitern und Angestellten doch eine Bedürftigkeitsprüfung bei der Grundrente erfolgen? Schließlich müssen alle drei Gruppen ihre Grundpension oder Grundrente zusammen mit ihren Ehepartnern versteuern beziehungsweise davon auch noch Beiträge zur Kranken- und Pflegeversicherung entrichten. Sind wir nicht vor dem (Grund-)Gesetz alle gleich? Deshalb werde ich meiner Ehefrau raten, wenn die GroKo-4.0-Bundesregierung dennoch eine Grundrente mit Bedürftigkeitsprüfung als verbindliches Gesetz auf den Weg bringen sollte, dagegen vor dem Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe zu klagen. Gleiches Recht für alle! 

Roland Klose, Bad Fredeburg






Guter Artikel über Handymanie

Zu: Wie am Nasenring (Nr. 19)

Der Artikel über die Handymanie war sehr gut und notwendig. Ich freue mich über jeden Fahrgast in der S-Bahn, der wieder ein Buch liest. Auf meiner zweistündigen Fahrt nach Dresden saß mir ein junger Mann gegenüber, der sofort sein Laptop herausholte und die ganze Zeit darauf herumhantierte, ohne mich eines einzigen Blickes zu würdigen. Früher war man neugierig: Wer sitzt dir gegenüber. Oft kam es zu einem lebhaften Gespräch. Hirnforscher warnen vor dem übermäßigen Gebrauch des Handys, da die kleinen grauen Zellen darunter leiden. 

Oder, wenn ich mir in Dresden die Sixtinische Madonna ansehe, stehen mir viele Besucher im Wege, die Fotos machen, anstelle sich mal 15 Minuten hinzusetzen und das Gemälde zu betrachten. 

So geht es weiter, Kleinkinder bekommen ein Handy als Spielzeug, Schulkinder ihren Computer. Man schreibt keine Briefe mehr, sondern twittert. 

Hätten die großen Dichter und Denker keine Briefe geschrieben, wüsste man sehr wenig über ihr Leben und ihre Gefühlswelt. Die Auswirkungen des medialen Zeitalters sind noch nicht absehbar, doch das zwischenmenschliche Verhalten wird auf jeden Fall verändert. Ich sehe es eher negativ und destruktiv.

Wolfgang Hornuff, Berlin






Darf deutschen Wehrmachtssoldaten gedankt werden?

Zu. „Ostpreußen ist nicht sterb­lich!“ (Nr. 20)

Gerade frisch zurück von einer privaten Reise über Danzig nach Königsberg hallen die Eindrücke noch nach. Eine Reise in eine geschichtsträchtige Region, geprägt vom jahrhundertealten Mit- und Gegeneinander slawischer, deutscher und baltischer Bewohner. Mir als gebürtigem Schwaben war dabei vieles neu, unter anderem auch das erst vor knapp zwei Jahren eröffnete Museum des Zweiten Weltkriegs in Danzig. Die Ausstellung gibt einen guten Überblick über Entstehung, Verlauf und Folgen der größten Katastrophe des letzten Jahrhunderts wieder, die von Deutschland ausging und unbeschreibliches Elend über die Menschheit brachte. Umso befremdlicher ist es für mich, die Rede des Vorsitzenden der Landsmannschaft Ostpreußen, Stephan Grigat, 74 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges zu lesen. Da dankt Grigat den deutschen Wehrmachtssoldaten, weil sie „den Überlebenden aus Ostpreußen die Flucht ermöglicht haben“. In früheren Reden dankte Grigat sogar ganz allgemein „der Wehrmacht“, übrigens unter tosendem Beifall der Teilnehmer des Landsmannschaft-Treffens.

Kein Wort davon, dass es erst die Führung der Wehrmacht war, die durch ihre verbrecherische Weigerung zu kapitulieren, den Tod von Hunderttausenden in Ostpreußen zu verantworten hatte. Kein Wort auch darüber, dass die in Polen und Russland begangenen Verbrechen der Wehrmacht und der Tod von 13 Millionen Russen (darunter Millionen von Zivilisten) erst jenen Hass verständlich machen, der dann über die deutschen Bewohner im Osten hereinbrach. Es war eben nicht nur die Führung der Wehrmacht oder die Führung der nationalsozialistischen Machtelite, die diesen verbrecherischen Krieg möglich machte. Millionen von Deutschen jubelten beim Überfall auf Polen und wenig später auf die Sowjetunion und gerade in Ostpreußen war die Begeisterung für die Nazi-Partei riesengroß. Ostpreußen galt als „Muster-Gau“. Wer das beim Thema Vertreibung einfach verschweigt und stattdessen ganz allgemein der Wehrmacht dankt, der kann nicht ernst genommen werden. Der diskreditiert sich selbst.

Philipp Maußhardt, Reutlingen