25.04.2024

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07.06.19 / Plädoyer für mehr Mut zur digitalen Zukunft

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 23-19 vom 07. Juni 2019

Plädoyer für mehr Mut zur digitalen Zukunft
Wolfgang Thüne

Titelverteidiger“ ist ein sehr anspruchsvolles Buch, das Resultat siebenjähriger Arbeit. Man muss es sorgfältig und konzentriert lesen. Damit man nicht von der rasanten Entwick-lung in China wie den USA abgekoppelt wird, müssen wir laut den Autoren alle bereit sein umzulernen, da Revolutionen, auch die digitale, alles veränderten 

Das Buch ist in sechs Kapitel gegliedert und beginnt mit „Götterdämmerung: Ist das Wachstum der deutschen Wirtschaft am Ende?“ Wir seien in hohem Maße von der Autoindustrie abhängig und hätten den Einstieg in die Plattformökonomie verpasst. Während die Marktkapitalisierung in den USA um 97 Prozent und in China um 50 Prozent gestiegen ist, sei sie bei uns um 60 Prozent gesunken. Deutschland sei zu zögerlich und drohe, seine Funktion als „Ausrüster der Welt“ zu verlieren. Kapitel zwei heißt: „Null oder Eins? Die Zukunft gehört dem, der seine Daten richtig nutzt.“ Die digitalen Technologien, die Prozessoren, Speicher, Netze werden immer schneller und effizienter, die gesammelten Daten immer mehr. Damit die Cloud voll zum Tragen komme – mit ihr kann man Netzwerke herstellen, Plattformen ansteuern oder Applikationen oder Software laden –, seien leistungsfähige Breitbandkommunikation sowie potente Rechenzentren notwendig. Die Cloud habe den Sprung zur „virtuellen Realität“ ermöglicht. Die Drei-D-Visualisierungen werden zur Benutzeroberfläche im Internet der Dinge. Die wichtigste Lektion sei: Digitalisierung ist viel mehr als nur Hochleistungstechnologie. Sie ist Fantasie, Vision und Ehrgeiz!

In Kapitel drei geht es um „A Star is born: Chinas Aufstieg zur digitalen Weltmacht“. China verabschiede sich aus seiner Rolle als „Copycat“ und Werkbank der Welt, habe Ideologie durch Pragmatik ersetzt und wolle Shanghai zum Silicon Valley machen. Chinas Wirtschaft sei im Datenschnellboot; Gesichtserkennung, soziale Netzwerke und Bezahlsysteme seien weit verbreitet. Beim mobilen Zahlen sei das Land weltweit die Nummer eins. Kapitel vier lautet: „Umsturz nach Plan: Starthilfe für eine neue Ära der Innovation“. Der Technik-skeptizismus sei zu überwinden und mehr Digitalkompetenz erforderlich. Optimieren reiche nicht, wir müssten mehr Schwung in die Unternehmen und einen Kreativpool für den Mittelstand schaffen. „Operated by Germany“ müsse als Werteversprechen neben „Made in Germany“ treten. Wir müssten der Dynamik der technologischen Entwicklung folgen und eine Hyperpersonalisierung erreichen, Vertrauen aufbauen und Transparenz schaffen, alles zusammenbringen.  

Kapitel fünf befasst sich mit der „Zukunft der Arbeit in der Datenwirtschaft“. Wir müssten die Arbeit neu erfinden und neue Jobprofile kreieren. Wir müssten Prozesse neu denken und brauchten auch Mut zum Scheitern. Wir benötigten den Mut, uns der Disruption auf allen Ebenen zu stellen, die Bereitschaft, zu lernen, zu experimentieren und Fehlentwicklungen rasch und flexibel zu korrigieren. Kapitel sechs beinhaltet den „Staat als Leitanwender“, der den Rahmen setzt. Wir benötigten ein digitales Leitbild für Deutschland. Unsere Chance liege darin, Deutschland als digitale Produkt- und Serviceökonomie zu entwickeln und zu etablieren mit dem digitalen Gütesiegel „Operated by Germany“.

 Frank Riemensperger/Svenja Falk: „Titelverteidiger. Wie die deutsche Industrie ihre Spitzenposition auch im digitalen Zeitalter sichert“, Redline Verlag, München 2019, gebunden, 240 Seiten, 29,99 Euro