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14.06.19 / Spaniens bestausgebildeter Regent / König Felipe VI. sieht sich als Vermittler zwischen Gegnern und Befürwortern eines geeinten Spanien

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 24-19 vom 14. Juni 2019

Spaniens bestausgebildeter Regent
König Felipe VI. sieht sich als Vermittler zwischen Gegnern und Befürwortern eines geeinten Spanien
Markus Matthes

Kommenden Mittwoch begeht Spaniens König Felipe VI. sein fünftes Thronjubiläum. Mit 1,97 Metern ungewöhnlich groß gewachsen, hat der am besten ausgebildete spanische Regent der Geschichte in Madrid Jura und Wirtschaftswissenschaften sowie in Washington Internationale Beziehungen studiert. Er spricht neben seiner Muttersprache sehr gut Englisch und Französisch, aber auch Katalanisch und Portugiesisch. Während seiner Dienstzeit bei allen drei Waffengattungen wurde er unter anderem zum Hubschrauberpiloten ausgebildet. Nachdem man Felipe angeblich Ende 2001 aus Gründen der Staatsraison dazu gezwungen hatte, seine Beziehung zu der Norwegerin Eva Sannum zu beenden, heiratete er im Mai 2004 die geschiedene spanische Journalistin und Nachrichtensprecherin des staatlichen Fernsehsenders Radiotelevisión Española (RTVE) Letizia Ortiz. 2005 wurde die Thronfolgerin Leonor geboren und 2007 ihre Schwester Sofía.

Die Teilnahme an der Proklamation seines Vaters Juan Carlos zum spanischen König am 22. November 1975 war sein erster offizieller Termin. Bei der Erreichung der Volljährigkeit 1986 legte er den Treueschwur auf die Verfassung ab. Im Dezember 1978 hatten die Spanier bei einem Referendum mit über 90 Prozent für eine konstitutionelle Monarchie gestimmt. Jedoch erreichten bei den Europawahlen am 25. Mai 2014 die Spanische Sozialistische Arbeiterpartei (PSOE) und die konservative Volkspartei (PP), die diese Staatsform stets ohne Vorbehalte mitgetragen hatten, zum ersten Mal weniger als 50 Prozent der Stimmen. Neue soziale Protestbewegungen wie Podemos oder die alteingesessene Republikanische Linke Kataloniens (ERC) verlangten radikale Veränderungen und konnten damit bei vielen jungen Menschen punkten.

Das Königshaus war gleich in mehrere Skandale und Skandälchen verwickelt. Juan Carlos I. ließ sich inmitten der schweren spanischen Wirtschaftskrise 2012 in Botswana mit einem selbst erlegten Elefanten fotografieren. Die jüngere von Felipes beiden Schwestern, Prinzessin Cristina, und ihr damaliger Ehemann, der frühere Handballnationalspieler und Unternehmer Iñaki Urdangarin, befanden sich bereits im Visier der Justiz. Sie musste später fast 140000 illegal erworbene Euro zurückzahlen und verlor 2015 den wichtigen Titel Herzogin von Palma de Mallorca. Ihr Mann sitzt seit Juni 2018 eine fast sechsjährige Haftstrafe unter anderem wegen Geldwäsche und Steuerhinterziehung ab. Der royale Ruf war arg ramponiert und die Zeit gekommen für einen Generationenwechsel. So verkündete am 2. Juni 2014 der damalige Regierungschef Mariano Rajoy die Abdankung des regierenden Monarchen und die unmittelbare Thronbesteigung durch dessen einzigen Sohn.

Heute noch ein aktiver Sportler, nahm Felipe an den Olympischen Spielen in Barcelona 1992 nicht nur als Fahnenträger teil, sondern auch als Mitglied der Segelmannschaft seines Landes. Mittlerweile ist er dort bei katalanischen Separatisten als Repräsentant einer für sie angeblich nicht bindenden Institution nicht mehr willkommen und muss sich regelmäßig ausbuhen lassen. Sowohl die Bürgermeisterin von Barcelona, Ana Colau, als auch Quim Torra, Präsident der örtlichen Autonomieregierung, bleiben seinen Auftritten bewusst fern. Sie nehmen ihm ein entschiedenes Eintreten gegen das Unabhängigkeitsreferendum am 1. Oktober 2017 besonders übel. Auch im Baskenland betrachten ihn insbesondere ETA-Sympathisanten als Symbol des verhassten Zentralstaates. Felipe sieht sich jedoch gerade als Erneuerer der Demokratie sowie Vermittler zwischen den Gegnern und den Befürwortern eines geeinten Spanien. In Zeiten großer politischer Unruhe ist er um diese Aufgabe nicht zu beneiden.